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Landeshauptstadt: Bankraub mit Stil

Der Karikaturist und Wahlpotsdamer Karl-Heinz Schoenfeld hat die „Banklady“ bekannt gemacht. Jetzt kommt ihre Geschichte ins Kino

Sie gilt als erste Bankräuberin der Bundesrepublik – bei ihrem ersten Überfall auf eine Filiale der Hamburger Volksbank am 29. Juli 1965 erbeutete sie 3100 DM. Die schöne Unbekannte, die stets elegant gekleidet mit blonder Perücke, Kopftuch, großer Sonnenbrille und Trenchcoat zuschlug, wurde bald bundesweit als „Banklady“ bekannt. Das hat auch mit einem Potsdamer zu tun: Karl-Heinz Schoenfeld, damals als Karikaturist bei der „Bild“-Zeitung in Hamburg, entwarf eine ganze Serie mit Karikaturen von der mysteriösen Bankräuberin. Er war es auch, der den Begriff „Banklady“ prägte. Zweieinhalb Jahre und 19 Banküberfälle dauerte es, bis die Polizei Gisela Werler auf die Spur kam und sie fasste. Jetzt, mehr als 50 Jahre später, ist ihre Geschichte von Regisseur Christian Alvart fürs Kino verfilmt worden, mit Nadeshda Brennicke in der Titelrolle.

Auch Karl-Heinz Schoenfeld ist wieder mit dabei. Und zwar nicht nur in Form seiner unverwechselbaren Bilder. Sondern auch in einer kleinen Rolle als er selbst. „Ich bin aufgenommen worden beim Zeichnen“, erzählt der Karikaturist den PNN. Das Kinopublikum werde aber höchstens seine linke Hand sehen, meint er. Gespannt erwartet er nun die Premiere von „Banklady“ am kommenden Montag im Berliner Kino International – regulärer Kinostart ist am 27. März.

Ob der Film wirklich gut wird, da ist sich Schoenfeld nicht mehr so sicher, seit er den Trailer gesehen hat: „Die machen einen Fehler“, sagt er. Denn aus der „Bild“-Zeitung wurde fürs Kino die „Hamburger Morgenpost“. Ausgerechnet auf dem Titel des „Bild“-Konkurrenz-Blattes ist die Karikatur aus seiner Feder nun zu sehen. „Die SPD-Zeitung!“, schimpft Schoenfeld und kann sich einen Seitenhieb dann doch nicht verkneifen: Die Redaktionskulisse, die das Filmteam in einer stillgelegten Fabrik im niedersächsischen Helmstedt nachbauen ließ, passe eigentlich ganz gut zur seinerzeit chronisch klammen „Hamburger Morgenpost“. „Bei der ,Bild’-Zeitung hatten wir es sehr viel luxuriöser im Vergleich.“

Trotz seiner 85 Jahre zeichnet Karl-Heinz Schoenfeld noch regelmäßig und kommentiert für rund 15 Zeitungen das Weltgeschehen mit spitzer Feder. Am gestrigen Donnerstag zum Beispiel arbeitete er in seinem Atelier am Neuen Garten an einer Karikatur zum Steuerbetrugsurteil gegen Uli Hoeneß: Auf der schaut der Bayern-Präsident aus einer eigens im Stadion eingerichteten vergitterten Zelle dem Fußballspiel zu.

Auf die Idee für die „Banklady“-Serie kam Schoenfeld damals gemeinsam mit dem Polizeireporter der „Bild“-Zeitung, erzählt er: „Ihm fiel auf, dass es immer wieder Meldungen gab über eine elegant gekleidete langbeinige Frau, die eine Bank überfiel und relativ kleine Summen verlangte.“ Weil es in den Banken keine Überwachungskameras gab, existierten auch keine Fotos von der Frau. Auch die heute üblichen Notruf-Knöpfe an den Bankschaltern waren noch nicht erfunden: „Deswegen war die Polizei praktisch nicht in der Lage, die Verfolgung aufzunehmen“, erklärt Schoenfeld.

Geschätzt 25 humoristische Zeichnungen widmete er damals der „Banklady“ über mehrere Wochen hinweg. Die Serie wurde ein großer Erfolg: „Das hat das Publikum erregt: Was wird die nächste Geschichte sein?“, erinnert sich der Zeichner. Selbst von der Polizei habe er einen Anruf bekommen: „Die haben gesagt: Wir schneiden Ihre Karikaturen aus, die hängen bei uns am Schwarzen Brett.“

Trotzdem hatte Schoenfeld die ganze Geschichte eigentlich schon vergessen, als er fast 50 Jahre später und mittlerweile in Potsdam einen Anruf von der Filmproduktion bekam. Aber die Erinnerung kam schnell wieder, Schoenfeld sagte bald seine Teilnahme zu. Die Dreharbeiten liegen jetzt anderthalb Jahre zurück. Im Sommer 2012 ist Schoenfeld mit seiner Frau Christa Regina nach Helmstedt gefahren worden. Besonders mit Schauspieler Ken Duken, der in „Banklady“ den Ermittler spielt, habe man sich gut verstanden: „Ein sehr höflicher junger Mann“, sagt Schoenfeld.

Zwei der Karikaturen, die Karl-Heinz Schoenfeld während der Dreharbeiten für den Film neu angefertigt hat, werden in den nächsten Tagen im Restaurant „Gusto“ in der Friedrich-Ebert-Straße 23, wo Schoenfeld auch gern einen Espresso genießt, zu sehen sein. Gusto-Chef Franco Cremonini hatte den renommierten Karikaturisten bereits zum dreijährigen Geburtstag des Mini-Restaurants für eine Ausstellung mit aktuellen Arbeiten gewinnen können.

Die wirkliche „Banklady“ hat Karl-Heinz Schoenfeld übrigens nie kennengelernt. Gisela Werler, die die Banküberfälle gemeinsam mit zwei Komplizen – einen davon sollte sie später im Gefängnis heiraten – plante und durchführte, starb 2003 im Alter von 69 Jahren.

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