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Landeshauptstadt: Bali in Bornim

Jahrzehntelang stand das „Bali-Häuschen“ in Neubrandenburg. Jetzt ist es wieder zurück im Foerster-Garten

Früher war alles günstiger: 20 DDR-Mark bezahlte Stefan Bernhardt, als er vor 36 Jahren das „Bali-Häuschen“ im Potsdamer Foerster-Garten abbaute und es in seinen Schrebergarten nach Neubrandenburg brachte. Bernhardts Mutter war damals Gärtnerin bei Marianne Foerster, die in Bornim das Erbe ihres Vaters Karl, des berühmten Staudengärtners und Gartenphilosophen, fortführte. Das reetgedeckte Gartenhäuschen, erzählt Bernhardt, „war damals nur im Weg“. Ob es heute noch existieren würde, wenn er sich damals des Häuschens nicht angenommen hätte, weiß niemand.

Jetzt jedenfalls ist das Gartenhaus zurück in Bornim. Das schlug allerdings mit 10 000 Euro zu Buche, wie Heike Kühn von der Marianne-Foerster-Stiftung am Freitag sagte. So viel kosteten der Rücktransport, eine Analyse, Restaurierungsarbeiten und das neue Reetdach für den Pavillon. Der Spender, hieß es, möchte unerkannt bleiben. Dass Stefan Bernhardt es den Potsdamern zur Rücknahme angeboten hat, ist seinem Bruder Wolfgang zu verdanken, einem langjährigen Mitarbeiter des Denkmalschutzes im Landkreis Potsdam-Mittelmark. Ihm sei immer klar gewesen: „Das Häuschen muss wieder hierher.“

Der Minibau, den 1937 die Gartenarchitektin Herta Hammerbacher als Geräte- und Spielhaus entwarf, hat außerdem auch einen Wasser- und Elektroanschluss bekommen. So könne er künftig für die Verpflegung mit Kaffee, Kuchen und anderen Kleinigkeiten bei Sonderveranstaltungen wie der beliebten Reihe „Im Garten vorgelesen“ dienen, sagte Potsdams Gartendenkmalpfleger Felix Merk. Premiere dafür war am Freitagnachmittag, als der Foerster-Freundeskreis zum Andenken an Foersters Ehefrau Eva anlässlich deren Geburtstag zusammenkommen wollte. Eine permanente Nutzung als Café werde es wegen fehlender Sanitäreinrichtungen in dem Gartendenkmal aber nicht geben, sagte Merk.

Der rund 6500 Quadratmeter umfassende Foerster-Garten, der ganzjährig bei freiem Eintritt ab 9 Uhr und bis zum Einbruch der Dunkelheit geöffnet hat, zähle zu den meistbesuchten Privatgärten Deutschlands. Allein für die geführten Rundgänge im Garten meldeten sich zwischen sechs und acht Besuchergruppen pro Monat an. Die Touristen sind Stammgäste aus der Region, Gartenliebhaber aus ganz Deutschland, aber auch aus dem Ausland: „Gestern zum Beispiel waren zwei Gruppen aus Holland da“, berichtet Merk, der als städtischer Gartendenkmalpfleger Ansprechpartner für die Besitzer von insgesamt 6000 Gärtendenkmälern in Potsdam ist – neben bekannten Gärten wie dem Foerster-Garten, der Freundschaftsinsel oder dem Park von Schloss Marquardt zählen sämtliche Gärten in den Denkmalbereichen der Stadt dazu, also beispielsweise die Innenhöfe in der Innenstadt, Gärten in der Berliner Vorstadt oder Vorgärten in der Brandenburger Vorstadt.

Für den Bornimer Foerster-Garten sei die finanzielle Unterstützung über die Marianne-Foerster-Stiftung enorm wichtig, betonte Merk. Erst in dieser Woche konnten dank weiterer Spenden drei sogenannte Foerster-Bänke wieder aufgestellt werden. „Darüber freuen wir uns sehr“, sagt Merk. Die weißen Sitzbänke seien nach Originalvorbild von einer Berliner Firma angefertigt worden – sie seien als Blickfang wichtig für die Wirkung insbesondere des Senkgartens.

Derzeit würden vor allem Spenden für neue Gehölze gebraucht, erklärte Merk: Ersetzt werden müssten beispielsweise drei Rhododendren-Büsche, die von einer Krankheit dahingerafft wurden, ein eingegangener Grüner Perückenstrauch, eine Birkengruppe und ein Eisenhutblättriger Ahorn.

Aber auch am Foerster-Wohnhaus wird weiter gearbeitet: Das Gebäude, das nach dem Tod von Foersters Tochter Marianne vor vier Jahren im Wesentlichen mit der originalen Einrichtung erhalten wird, habe Probleme mit nassen Wänden. Die sollen in diesem Sommer trockengelegt werden – das Haus werde dafür beinahe komplett ausgegraben, sagte Felix Merk. Nach Abschluss der Arbeiten am Erdgeschoss könne das Wohnhaus auch als Gedenkstätte für kleinere Gruppen geöffnet werden. Ein Foerster-Museum werde es dort aber nicht geben: Dafür seien allein die Brandschutzanforderungen zu streng, man müsste etwa die originale Strohdecke herausnehmen und einen zweiten Rettungsweg einbauen.

In Stefan Bernhardts Garten hat der zurückgegebene Pavillon eine Lücke hinterlassen. „Aber mir hat’s überhaupt nicht wehgetan – und er passt toll an diesen Platz“, resümierte der pensionierte Konstrukteur, der in Wusterwitz lebt. Der 66-Jährige, der Marianne und Eva Foerster noch kennengelernt hat, hat sich dafür etwas vorgenommen: „Ich will wieder öfter in den Foerster-Garten kommen.“

Spenden kann man an die DSD Marianne-Foerster-Stiftung, Kontonummer 212 799 402 bei der Commerzbank, BLZ 370 800 40.

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