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Tatort Zentrum Ost. An diesem Einkaufsmarkt hat die 19-Jährige die Mutter mit dem Baby angesprochen.

© Bernd Settnik/dpa

Landeshauptstadt: Baby in Potsdam entführt 19-Jährige in Hannover gefasst – Kind wohlauf

Zentrum Ost - Für Eltern ist es die blanke Horrorvorstellung: Eine von der Polizei als „psychisch auffällig“ eingestufte 19-jährige Frau hat am Donnerstagnachmittag im Potsdamer Stadtteil Zentrum Ost ein vier Monate altes Baby entführt und es bis ins 250 Kilometer entfernte Hannover mitgenommen. Dort wurde sie von der Polizei gestellt, das kleine Mädchen sei wohlauf, hieß es.

Zentrum Ost - Für Eltern ist es die blanke Horrorvorstellung: Eine von der Polizei als „psychisch auffällig“ eingestufte 19-jährige Frau hat am Donnerstagnachmittag im Potsdamer Stadtteil Zentrum Ost ein vier Monate altes Baby entführt und es bis ins 250 Kilometer entfernte Hannover mitgenommen. Dort wurde sie von der Polizei gestellt, das kleine Mädchen sei wohlauf, hieß es. Die umfangreiche Suchaktion der Polizei dauerte – wie die PNN über den Kurznachrichtendienst Twitter am Donnerstagabend berichteten – nur wenige Stunden. Und doch wurden in Potsdam und bei der Polizei Erinnerungen wach an den Jungen Elias, der im Sommer 2015 entführt, missbraucht und ermordet worden war.

Im aktuellen Fall war die 35-jährige Mutter mit ihren drei Kindern einkaufen. Die 19-Jährige – beide kannten sich nicht – bot ihr Hilfe beim Tragen an und begleitete die Familien bis zur Wohnung. Dort hat sie der Mutter erneut Hilfe angeboten: Nämlich mit dem Kinderwagen eine Runde zu drehen, während die Mutter den größeren Kindern Essen machen wollte. Nach 20 Minuten wurde der 35-Jährigen doch mulmig, sie hielt Ausschau nach der Frau und ihrer Tochter. Doch von beiden fehlte im Wohnviertel jede Spur. Nach einer Stunde alarmierte sie die Polizei.

Die setze nach den Erfahrungen im Fall Elias sofort alles in Bewegung: einen Hubschrauber, die Rettungshundestaffel und die Bereitschaftspolizei. Erste Hinweise, die 19-Jährige sei im Potsdamer Hauptbahnhof gesehen worden, zerschlugen sich. Allerdings konnten die Beamten ihre Handynummer herausfinden und das Gerät orten – in Hannover. Im Stadtzentrum fanden Beamte der niedersächsischen Polizei dann die Frau samt Baby um 20.20 Uhr in einem Einkaufszentrum.

Die 19-Jährige wurde festgenommen. Gegen Sie wird wegen Kindesentziehung ermittelt. Das genaue Motiv für die Tat ist noch unklar. Laut Polizei ist sie derzeit ohne festen Wohnsitz. Sie habe sich an wechselnden Orten aufgehalten. Bei der Entführung habe sie allein gehandelt und keine Forderungen gestellt. Daher könne auch nicht von einer Kindesentführung gesprochen werden, hieß es zunächst von der Polizei. Für weitere Vernehmungen durch die Ermittler sollte die Frau am Freitag nach Potsdam gebracht werden. Die Staatsanwaltschaft prüft, ob gegen die Frau Haftbefehl beantragt wird. Dafür müsste auch geprüft werden, ob die Frau schuldfähig ist. Die Polizei legte Wert darauf, dass in den Akten nur „psychisch auffällig“, nicht aber „psychisch krank“ vermerkt sei. Möglich ist durch die Staatsanwaltschaft auch ein Antrag auf Unterbringung auf einer psychiatrischen Station.

Das vier Monate alte Mädchen war in der Nacht in einem Krankenhaus in Hannover untersucht worden. „Es wurden keine offensichtlichen Verletzungen festgestellt“, sagte ein Polizeisprecher. Am Freitag wollte die Familie ihr Kind zurück nach Potsdam holen. Auch das Potsdamer Jugendamt ist in den Fall eingeschaltet worden, die Behörde steht mit der Polizei und der Familie in Kontakt. Bislang war die Familie dem Jugendamt nicht aufgefallen.

Ähnliche Fälle kamen schon in der Vergangenheit vor. So wurde beispielsweise im Sommer 2015 in Bad Cannstatt (Baden-Württemberg) eine Frau zu mehr als zwei Jahren Gefängnis verurteilt, weil sie ein Baby aus der Entbindungsstation eines Stuttgarter Krankenhauses entführt hatte. 2013 erhielt in Koblenz ein Paar jeweils viereinhalb Jahre Haft, weil die beiden ein wenige Wochen altes Kind im Sommer 2012 in Tschechien vor den Augen der Mutter aus einem Kinderwagen geholt und mehrere Tage in ihrer Gewalt hatten. Alexander Fröhlich

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