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In einem Waldstück nahe des Lindenparks sind etliche Kiefern und andere Bäume gefällt worden.

© Ottmar Winter

Babelsberger entsetzt über massive Abholzungen: Umweltministerium sieht keine Verstöße

Der Nabu kritisiert die Fällung von rund 100 Bäumen nahe des Lindenparks. Der CDU-Kreisverband vermutet kommerzielle Interessen.

Potsdam - An der Straße Am Klubhaus in Babelsberg lärmen die Kettensägen: Seit Ende vergangener Woche sind dort etliche Kiefern und andere Bäume gefällt worden, die ausführende Firma Neue Wälder GmbH spricht von schätzungsweise 100 Bäumen. Dagegen laufen der Naturschutzbund Potsdam (Nabu) und zahlreiche Anwohner:innen Sturm. „Offiziell geht es um die Beseitigung von Sturmschäden, aber es werden auch etliche völlig gesunde und intakte Bäume gefällt“, kritisiert Cordula Persch vom Nabu. Da die Brutperiode bereits begonnen habe, gebe es erhebliche artenschutzrechtliche Bedenken gegen die Fällungen.

„Ohne Rücksicht auf den Brutschutz werden hier nicht die gefährdeten Bäume bearbeitet, sondern das Nutzholz der Kiefern massiv herausgeholt“, sagt auch Tanja Mutschischk, Chefin des CDU-Kreisverbands Babelsberg. Sie vermutet kommerzielle Interessen hinter der Fällaktion. Mehrere Anwohner:innen haben sich zusammengeschlossen und eine Petition mit dem Titel „Waldrodung am Lindenpark Potsdam stoppen!“ gestartet. Zu finden ist sie auf der Online-Plattform Open Petition, bislang haben mehr als 400 Personen unterschrieben.

Die Fällungen sorgen für Unmut in Babelsberg.
Die Fällungen sorgen für Unmut in Babelsberg.

© Ottmar Winter

Waldstück gehört Privatperson

Das etwa sechs Hektar große Waldstück zwischen Stahnsdorfer Straße und Bahntrasse befindet sich nicht in öffentlicher Hand, sondern gehört einer Privatperson. Die Neue Wälder GmbH hat die Anwohner:innen durch Aushänge darüber informiert, dass kranke und beschädigte Bäume aus Gründen der Verkehrssicherheit gefällt werden müssten. Dies sagt auch das brandenburgische Umweltministerium: „Der Waldbestand ist viele Jahre nicht gepflegt worden“, so Ministeriumssprecherin Frauke Zelt. Deshalb würden nun zahlreiche abgestorbene, beschädigte und pilzbefallene Bäume entnommen. „Die über 200-jährigen Kiefern sind erheblich mit Baumschwamm befallen“, so Zelt. „Holzeinschlags- und Waldbewirtschaftungsmaßnahmen müssen rechtlich nicht genehmigt werden.“

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Gerald Pompl, Geschäftsführer der Neue Wälder GmbH, weist darauf hin, dass viele Bäume durch Hitzeschäden geschwächt seien: „Viele werden in den nächsten fünf Jahren komplett ausgetrocknet sein.“ Die Fällungen dienten außerdem dazu, jüngeren Laubbäumen mehr Licht und Platz zum Wachsen zu geben. „Es werden nur beschädigte und kranke Bäume gefällt“, so Pompl.

Nabu Potsdam kündigt rechtliche Schritt an

Das Umweltministerium sagt jedoch etwas anderes: „Zusätzlich werden nicht geschädigte Anteile des Oberstandes entnommen, hier vorwiegend Altkiefern“, so die Sprecherin. „Bei einer Waldbewirtschaftung werden auch gesunde Bäume entnommen.“ Tatsächlich liegen am Rand des Waldstücks große Polter mit zurechtgeschnittenen Kiefernstämmen, von denen Dutzende am Dienstag auf einen Lkw verladen wurden. „Ein Teil des Bestandsvorrats wurde geerntet“, sagt Zelt.

Wann die Fällarbeiten abgeschlossen sein werden, ist unklar.
Wann die Fällarbeiten abgeschlossen sein werden, ist unklar.

© Ottmar Winter

Der Nabu Potsdam kündigt rechtliche Schritte gegen die Fällungen an, da in dem Areal geschützte Brutvogelarten wie Kolkrabe, Waldkauz oder Baumfalke lebten. „Diese Vorgehensweise stellt einen klaren Rechtsbruch dar“, sagt Persch. Hilfe erhofft sich der Nabu von der Unteren Naturschutzbehörde, laut Stadtverwaltung ist allerdings der Landesbetrieb Forst zuständig. 

Dieser sei vor den Fällungen früh miteinbezogen worden und mehrmals vor Ort gewesen: „Im Ergebnis einer Prüfung sind die beschriebenen Baumfällungen als Holzeinschlagsmaßnahmen einzuordnen, die forstbehördlich nicht zu beanstanden sind“, so Ministeriumssprecherin Zelt. „Regelungen des Landeswaldgesetzes sind nicht verletzt worden.“

Wann die Fällarbeiten abgeschlossen sein werden, ist unklar. Pompl geht davon aus, dass noch mindestens 35 trockene Kiefern gefällt werden müssen. „Eine genaue Größenordnung kann nach erfolgter Rückung und Aufmaß des Holzes erfolgen“, sagte Zelt. Angst vor einer Rodung des Waldstücks, das viele als Naherholungsgebiet schätzen, müsse man nicht haben: „Freilandähnliche Verhältnisse werden nicht entstehen.“ 

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