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Großes Interesse. Rund 80 Groß Glienicker waren am Montagabend bei der Bürgerversammlung zum Thema Krampnitz.

© Marco Zschiek

Auswirkungen von Krampnitz-Ausbau: Angst vor dem Dauerstau im Norden Potsdams

In Groß Glienicke befürchtet man durch die Entwicklung von Krampnitz den Verkehrskollaps im Norden.

Potsdam - In Groß Glienicke ist man offenbar besorgt. Anlass sind die Pläne des Rathauses für einen neuen Stadtteil auf dem früheren Kasernenareal Krampnitz. Rund 80 Teilnehmer waren am Montagabend in der Grundschule Hanna-von-Pestalozza zu einer Einwohnerversammlung gekommen. Potsdams Baubeigeordneter Bernd Rubelt (parteilos) informierte über Auswirkungen der Stadtentwicklung auf das benachbarte Groß Glienicke. Insbesondere ging es dabei um den Autoverkehr auf der Bundesstraße 2, die beide Ortsteile verbindet. Die Veranstaltung dauerte bei Redaktionsschluss noch an.

Bei den Wortmeldungen wurde deutlich, dass einige Bürger Zweifel haben, ob die Verkehrsplanung des Rathauses für Krampnitz wirklich aufgeht. „Die B2 Richtung Berlin ist doch jetzt schon überlastet“, sagte ein Teilnehmer. Ein anderer wünschte sich eine Schienenverbindung bis Spandau. „Stattdessen plant man eine Tram nach Fahrland.“ Eine Tram nach Groß Glienicke wäre viel besser.

Rubelt verteidigte die Planungen. Die Stadt sei bemüht, auch den Bedürfnissen in Groß Glienicke gerecht zu werden. Man wolle den neuen Potsdamer Norden zu einem wirklichen Stadtteil entwickeln. „Für den einen sind 10.000 Einwohner viel, für den anderen genau die richtige Größe um Infrastruktur zu schaffen.“ Das sei auch eine Chance für Groß Glienicke. „Es wird wohl keine Straßenbahn hier kommen, aber sie wird sicherlich näher zu Ihnen kommen“, sagte Rubelt. Der zuständige kommunale Entwicklungsträger erwartet Ende 2023 die ersten Bewohner. Dann soll auch eine Grundschule und ein Supermarkt fertig sein, hatte Geschäftsführer Bert Nicke kürzlich beim sogenannten Forum Krampnitz verkündet. 2024 kämen rund 760 neue Bewohner nach Krampnitz, 2026 könnte ein Demenzdorf eröffnet werden. 2029 soll die Tram fahren, 2036 bis 2038 werde die Entwicklung abgeschlossen sein.

Der Zuwachs wird ausgebremst

Bekanntlich hatte das Rathaus zu Jahresbeginn den Zeitplan für das Projekt geändert. Hintergrund der Verschiebung sind die bisher ungeklärten Fragen bei der Verkehrserschließung. Wie berichtet hatte die Stadt im Frühjahr bekannt gegeben, dass die geplante Tram in den Stadtteil wahrscheinlich erst im Jahr 2029 fahren kann und nicht wie ursprünglich angenommen 2025. Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) hatte daraufhin verkündet, dass die Einwohnerzahl in dem neuen Stadtteil ohne Tram 5000 Einwohner nicht übersteigen soll. So lange soll der öffentliche Nahverkehr dort mit Bussen abgewickelt werden. Auch die Busanbindung soll nun im Jahr 2024 starten.

Die Einwohnerversammlung hatte der Stadtverordnete Andreas Menzel aus Groß Glienicke beantragt und die dazu nötigen Unterschriften gesammelt. Anlass sei die Erweiterung der Planung von 3800 Einwohner auf bis zu 10.000 Einwohner in Krampnitz im vergangenen Jahr gewesen. „Das ist ein ganz, ganz dickes Brett“, sagte Menzel. „Ich wollte sicherstellen, dass die Groß Glienicker informiert sind.“ Die Verkehrsbelastung auf der B2 sei eine Bedingung der Landesplanung für die Zustimmung zu Krampnitz gewesen.

Zwei Probleme

Nach Referaten von drei Mitarbeitern der Stadtverwaltung gab es eine Diskussion. Tatsächlich haben Potsdams Verkehrsplaner zwei Probleme. Erstens ist die Bundesstraße 2 in Neu Fahrland ein Nadelöhr, andererseits pendeln viele Menschen nach Potsdam ein. 2016 seien pro Tag und Richtung rund 1100 Pendler auf der B2 Richtung Potsdam unterwegs gewesen. Das seien rund 30 Prozent des Gesamtverkehrs. Nach Berlin seien es 1300 Pendler täglich. „Pendlerverkehr können wir nur schwer steuern“, so der Bereichsleiter Verkehrsentwicklung, Norman Niehoff. Wer von außen erstmal mit dem Auto unterwegs sei, steige kaum noch um. Je mehr Bevölkerung im Umland wachse, je mehr Autos erwarte man in Potsdam.

Deshalb habe man sich im Mobilitätskonzept für Krampnitz drauf konzentriert, so viel Verkehr wie möglich ohne Auto abzuwickeln. Dazu soll im Quartier so viel geboten werden, dass Wege gar nicht erst nötig sind. Außerdem soll der öffentliche Nahverkehr ausgebaut werden. In 24 Stunden rechne man nun insgesamt mit rund 12 000 Fahrzeugen zusätzlich, wenn Krampnitz voll ausgebaut sei. Außerdem werde ein Radschnellweg Richtung Innenstadt geplant. „Auch Richtung Berlin müssen wir Angebote schaffen“, so Niehoff. Das sei nur mit Bussen zu erreichen. Deshalb wolle das Rathaus gemeinsam mit Berlin Möglichkeiten schaffen, um den Busverkehr zu beschleunigen.

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