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Schwertransporter. Mit diesem Gefährt, dem Großbaumverpflanzwagen von Hermann Fürst von Pückler-Muskau, konnten schon im 18. Jahrhundert meterlange Bäume hin- und herbewegt werden. Es wurde am Mittwoch im Park Babelsberg vorgestellt.

© Andreas Klaer

Ausstellung über Fürst Pückler im Schloss Babelsberg: Die XXL-Pflanzhilfe

Vor dem Schloss Babelsberg steht jetzt der Nachbau eines Wagens, mit dem Fürst Pückler einst meterlange Bäume umsetzen ließ. In Babelsberg hat er ihn vermutlich aber nicht benutzt.

Babelsberg - Für einen Hobbygärtner wäre dieses Gartengerät absolut ungeeignet. Denn es ist viel zu unhandlich und wirklich riesig. Der sogenannte Großbaumverpflanzwagen des Fürsten Pückler hat stolze Ausmaße: Das Arbeitsgerät ist 2,60 Meter hoch. Allein die als Hebelstange wirkende Deichsel misst neun Meter. Vor dem Schloss Babelsberg kann man ab sofort einen Nachbau dieser Pücklerschen Pflanzhilfe bestaunen. Am gestrigen Mittwoch stellte die Schlösserstiftung das blau gestrichene Monstrum Pressevertretern vor.

Der vor dem Schloss aufgestellte Großbaumverpflanzwagen ist Vorbote einer Ausstellung über Hermann Fürst von Pückler-Muskau, die vom 29. April bis zum 15. Oktober nächsten Jahres im Schloss Babelsberg zu sehen sein wird. Das derzeit wegen Sanierungsarbeiten geschlossene einstige Domizil Wilhelms I. wird damit für eine Saison wieder zugänglich sein, bevor anschließend die Restauratoren erneut anrücken sollen.

Pückler konnte sich sehr gut inszenieren

Pückler, der von 1785 bis 1871 lebte, muss ein hervorragender Selbstdarsteller gewesen sein. „Er konnte sich sehr gut inszenieren“, sagte Katrin Schröder, Kustodin bei der Schlösserstiftung und Kuratorin der geplanten Ausstellung über den „grünen Fürsten“. Nicht nur die Herzen der Frauen flogen ihm zu, auch beim preußischen Königshaus konnte der weltgewandte Fürst punkten. Pückler führte sich so gut bei Prinz Wilhelm und seiner Gemahlin Augusta ein, dass man ihm schließlich die weitere Gestaltung des Babelsberger Parks anvertraute, nachdem zunächst Lenné den Auftrag hierfür hatte. Das Verhältnis zwischen Augusta und dem vielbeschäftigten Lenné war anscheinend nicht das beste. Hauptsächlich wohl aus diesem Grund wechselte das Prinzenpaar Wilhelm und Augusta den Gartenarchitekten aus, wie Hartmut Dorgerloh, Generaldirektor der Schlösserstiftung, am Mittwoch erläuterte. Hinzu kam, dass Lenné aufgrund eines zunächst mangelhaften Bewässerungssystems im Park Babelsberg einige Rückschläge hinnehmen musste. So manche Anpflanzung ging ihm ein.

Auf Lenné folgte also Pückler. Er gab dem Park die endgültige Gestalt. Der Fürst war bekannt für seine Kunst, große Bäume verpflanzen zu können. Allein für den Park Branitz hatte er einst mehrere Hundert Großbäume aus der Umgebung verpflanzen lassen, berichtete am Mittwoch Gerd Streidt, Direktor der Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz. Auch für den Park in Bad Muskau ließ Pückler meterlange Bäume transportieren. Mit dem Großbaumverpflanzwagen konnten wohl bis zu 15 Meter lange Bäume bewegt werden. Und so weit man weiß, sind die Bäume anscheinend auch überwiegend angewachsen.

Wie die Technik mit dem speziellen Verpflanzwagen funktionierte

Doch nicht immer ging alles glatt über die Bühne, wenn der von Pferden gezogene Wagen mit einem darauf festgezurrten Baum durch die Straßen fuhr: Aus einer erhalten gebliebenen Rechnung geht hervor, dass in Cottbus einmal die Krone eines solchen Baumes Fensterscheiben am Straßenrand zu Bruch gehen ließ.

Doch wie funktionierte die Technik mit dem speziellen Verpflanzwagen? Um einen Teil des zu verpflanzenden Baums herum wurde ein Graben ausgeschachtet, zudem buddelte man quasi eine Einfahrt für den Wagen, so dass dieser gut an den Wurzelballen herangeführt werden konnte. Nachdem der Wagen in die Grube an den Baum herangeschoben war, wurde die Deichsel vertikal aufgerichtet und mit Seilen und Ketten am Baum befestigt. Während ein Teil der Arbeiter an gespannten Seilen den Baum hielt, waren die anderen damit beschäftigt, die gegenüberliegende Seite frei zu graben. Anschließend legte man vorsichtig mithilfe von Seilen und Stangen den Baum samt Deichsel um und spannte Pferde an, die dann diesen historischen Schwerlasttransport bewerkstelligen mussten.

Pückler: In Babelsberg fehle zum Verpflanzen großer Bäume leider an einer zweckmäßigen Maschine

Wahrscheinlich hat Pückler seinen in Branitz und Muskau genutzten Pflanzwagen in Babelsberg nicht eingesetzt. Während seiner Tätigkeit für den preußischen Prinzen beklagte er einmal, dass es in Babelsberg „zum Verpflanzen großer Bäume leider an einer zweckmäßigen Maschine“ fehle. Vermutlich wurden Großbaumverpflanzungen dort ohnehin erst ab 1865 durch den Obergärtner Otto Ferdinand Kindermann ausgeführt. Ob zu dieser späteren Zeit Pücklers sperriges Pflanzgerät doch einmal zum Einsatz kam, weiß man nicht genau. Die Gärtner von damals behalfen sich aber eher mit Leiterwagen.

Der nun in Babelsberg ausgestellte Großpflanzwagen, der auf die Ausstellung im kommenden Jahr hinweisen soll und dann auch bis zum Ende der Schau ein Blickfang sein wird, ist eine Leihgabe der Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz. Der Wagen war bis vor wenigen Tagen in Bonn zu bestaunen, wo in der Bundeskunsthalle eine Pücklerausstellung zu sehen war. Der hiesige Nachbau wurde 1995 für die Buga in Cottbus hergestellt. Wie der Branitzer Stiftungschef Streidt berichtete, hat übrigens auch der nachgebaute Wagen den Praxistest bestanden. Zwölf Leute waren dabei erforderlich, um eine zehn Meter große Stieleiche umzupflanzen. Leider seien jedoch die Pferde durchgegangen.

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