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Ausstellung im Schloss Schönhausen: Abstecher aus Ostberlin

Nur wenige DDR-Staatsgäste haben Potsdam besucht. Doch unter ihnen waren auch bedeutende.

Von Peer Straube

Potsdam - Der berühmte Staatsgast fand warme Worte. „Ich bin sehr beeindruckt von der Besichtigung dieser historischen Stätte, die reich an Vergangenheit nicht nur für Europa, sondern für die gesamte Weltentwicklung ist“, sagte Kurt Waldheim. Das Lob galt dem Schloss Cecilienhof, der Gedenkstätte für die Potsdamer Konferenz im Sommer 1945.

Am 8. Februar 1975 hatte Waldheim im Rahmen seines DDR-Staatsbesuchs auch einen Abstecher nach Potsdam gemacht. Nach einer „längeren Besichtigung“ des Schlosses Cecilienhof sei zu Ehren des damaligen UNO-Generalsekretärs im Schlosstheater im Neuen Palais ein „festliches Konzert“ gegeben worden, wie die PNN-Vorgängerzeitung, die Brandenburgischen Neuesten Nachrichten, seinerzeit fast ehrfürchtig schrieben.

Waldheim und Gorbatschow waren die berühmtesten DDR-Staatsgäste in Potsdam

Waldheim war einer der wenigen Staatsgäste, die es innerhalb ihres DDR-Besuchs auch nach Potsdam verschlug. Zwischen 1966, als das Hohenzollernschloss Schönhausen von der DDR-Regierung als Gästehaus eröffnet wurde, und dem Mauerfall 1989 habe es rund 120 offizielle Staatsbesuche gegeben, sagt Schlosskastellan Jörg Kirschstein. Diesen Staatsbesuchen hat die Schlösserstiftung eine Ausstellung gewidmet, die ab dem morgigen Freitag im Schloss Schönhausen zu sehen ist.

Waldheim sei einer der ersten gewesen, die ihren Besuch in Ostberlin auch mit einer Potsdam-Visite verbanden, sagt Kirschstein. Und zweifellos auch einer der bedeutendsten, was die weltpolitische Rolle angeht. Ein weiterer Höhepunkt war am 20. April 1986 der Besuch des sowjetischen Staats- und Parteichefs Michail Gorbatschow. 30 000 Potsdamer sollen nach offiziellen Angaben die Protokollstrecke gesäumt haben, als der politische Hoffnungsträger die Friedrich- Ebert-Straße in Richtung Neuer Garten und Schloss Cecilienhof passierte. Die Gedenkstätte des Potsdamer Abkommens besuchte am 16. Juni 1988 auch Franz Vranitzky. Der damalige österreichische Bundeskanzler hatte sogar Kontakt mit DDR-Bürgern – er machte auch einen Bummel durch die Brandenburger Straße, die damals Klement-Gottwald-Straße hieß.

Mozart-Arien für Marionette Moskaus

Darüber hinaus waren es eher weniger bekannte kommunistische Staatschefs, die einen Abstecher nach Potsdam machten – beispielsweise Babrak Karmal. Der afghanische Staatspräsident war nach dem sowjetischen Einmarsch in das Land am Hindukusch von Moskau eingesetzt worden. Am 20. Mai 1982 richtete Potsdams SED-Bezirkschef Günther Jahn für Karmal im Interhotel (heute Mercure) ein Festessen aus, am Abend sangen ihm Schauspieler des Hans Otto Theaters im Schlosstheater Mozart-Arien vor.

Kubas Staatschef Fidel Castro, obwohl dreimal zu Gast im Schloss Schönhausen, zog es hingegen nie nach Potsdam, auch Leonid Breshnew nicht, der sogar noch häufiger dort war. Der Sowjetführer, sagt Kirschstein, sei lieber in die Schorfheide gefahren. Zum Jagen mit Erich Honecker.

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