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Ausländer in Potsdam: Studenten aus China, Flüchtlinge aus Syrien

Der Ausländeranteil in Potsdam liegt erstmals bei mehr als fünf Prozent, so hoch war er noch nie. Dennoch ist die Stadt im Vergleich ein Schlusslicht.

So viele Ausländer wie noch nie leben derzeit in Potsdam. Das zeigt der statistische Bericht, den die Stadt am Mittwoch vorstellte. Im Vergleich zu 1991 stieg die Zahl nichtdeutscher Potsdamer um das Achtfache. Der Anteil der als Ausländer im Einwohnermelderegister geführten Menschen lag zum Jahresende bei 5,3 Prozent. Im Jahr zuvor lag er bei 4,8 Prozent. Insgesamt hat die Zahl der Einwohner im vergangenen Jahr um 2571 auf mehr als 163.000 zugenommen. „Dieser besonders starke Zuwachs ist auch auf die große Zahl an zugezogenen Ausländern zurückzuführen“, sagte der Leiter des Bereichs Statistik und Wahlen, Matthias Förster. So haben sich 2014 in Potsdam 839 ausländische Bürger neu gemeldet, insgesamt leben nun 8617 in der Stadt. Für das Jahr 2015 rechnet die Stadt mit zahlreichen weiteren Flüchtlingen, die in Potsdam untergebracht und versorgt werden müssen. Bis Ende 2015 soll es für sie 14 Einrichtungen in der Stadt geben; bisher sind es vier.

Mit gut fünf Prozent Ausländerquote ist Potsdam dennoch eine der Landeshauptstädte mit einem geringen Anteil nichtdeutscher Einwohner gemessen an der Gesamtbevölkerung. Alle westdeutschen Städte hatten 2013 einen Anteil von weit mehr als zehn Prozent, München und Stuttgart sogar über 20 Prozent, Berlin lag bei knapp 15 Prozent. Unter den ostdeutschen Landeshauptstädten ist Potsdam allerdings führend, gefolgt von Dresden und Magdeburg. Bei der statistischen Erfassung wurden Deutsche mit sogenanntem Migrationshintergrund nicht berücksichtigt, somit auch keine Deutschen mit einer zweiten Staatsbürgerschaft.

WO WOHNEN DIE MEISTEN AUSLÄNDER IN DER STADT?

Den größten Ausländeranteil hat mit 10,6 Prozent der Schlaatz. Vor allem Osteuropäer, aber auch Afrikaner leben dort, EU-Bürger und Menschen aus Amerika verteilen sich größtenteils auf die Innenstadt und Babelsberg. Am Schlaatz befindet sich auch das größte Asylbewerberheim der Stadt. Auch im südlichen Drewitz ist die Quote mit 8,5 Prozent vergleichsweise hoch. „Ich würde das mit dem billigen Wohnraum erklären“, so Statistiker Förster. Höher als hier ist der Anteil nur in Eiche und Golm. Dort leben nach Angaben Försters vor allem ausländische Studierende. Insgesamt hat die Konzentration von Ausländern in bestimmten Stadtgebieten abgenommen.

AUS WELCHEN LÄNDERN KOMMEN DIE MENSCHEN NACH POTSDAM?

Menschen aus Krisen- und Kriegsregionen wie Syrien stellten auch im vergangenen Jahr nicht, wie man annehmen könnte, die größte Gruppe der Zuwanderer. Die meisten kommen aus der Russischen Förderation, Polen, der Ukraine, Vietnam und Rumänien. Syrien belegt in der Rangfolge Platz 15. Allerdings ist der Zuwachs in dieser Bevölkerungsgruppe recht hoch gewesen im vergangenen Jahr. 72 Syrier sind 2014 nach Potsdam gekommen, nur aus Rumänien (150) und aus Polen (90) waren es mehr. Auch die Zahl der Chinesen hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen – ein Großteil der fast 300 Chinesen studiert in Potsdam.

WELCHE SCHULEN BESUCHEN DIE AUSLÄNDISCHEN JUGENDLICHEN?

Während die Zahl der Potsdamer Schüler im Vergleich zu 2007 um etwa 3000 gestiegen ist, blieb die Zahl der ausländischen Schüler mit etwa 530 relativ konstant. Allerdings verteilen sich die nichtdeutschen Jugendlichen auf die verschiedenen Schulformen leicht unterschiedlich: In der Oberschule liegt der Anteil bei 2,8 Prozent, in der Gesamtschule sind es 2,2, im Gymnasium nur zwei Prozent. „Ziel ist es“, sagte die Integrationsbeauftragte Magdolna Grasnick, „dass so vielen Schülern wie möglich der Zugang zum Abitur ermöglicht wird.“ Der Übergang zur gymnasialen Oberstufe müsse deswegen für nichtdeutsche Schüler verbessert werden.

WIE IST DIE SITUATION AUF DEM ARBEITSMARKT FÜR DIE AUSLÄNDER?

Sind etwa 60 Prozent der deutschen Bevölkerung Potsdams in sozialversicherungspflichtigen Jobs, ist es unter den Nichtdeutschen nur knapp ein Drittel. Jedoch ist über die vergangenen Jahre betrachtet ihre Zahl von 21 Prozent im Jahr 2007 auf 31,8 Prozent 2013 gestiegen. Ein großes Hindernis stellt nach wie vor die erschwerte Zulassung zum Arbeitsmarkt dar. Der Kampf allerdings sei nicht mehr so hart wie noch vor fünf Jahren, sagt die Integrationsbeauftragte Grasnick.

Grit Weirauch

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