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Die Berlinale gastierte im Thalia Babelsberg.

© M. Thomas

Landeshauptstadt: Ausflug ins Thalia

Die Berlinale war mit zwei Wettbewerbsbeiträgen im Babelsberger Thalia-Kino zu Gast. Kaurismäki-Film ausverkauft

Das Berlinale-Rot des Teppichs leuchtet auf dem Babelsberger Trottoir, der Bären-Aufsteller – das Maskottchen der Berliner Filmfestspiele – wird gerne als Fototapete von den Besuchern des Thalia-Kinos genutzt. Teil der Internationalen Filmfestspiele zu sein, reizt offenbar auch Cineasten in Potsdam. Das größte Publikums-Filmfestival kam am Mittwoch nach zweijähriger Pause wieder in das Babelsberger Kino: „Berlinale goes Kiez“ heißt die Reihe, in der zwei aktuelle Wettbewerbsbeiträge außerhalb der traditionellen Berlinale-Spielstätten in Berlin gezeigt werden.

Das Babelsberger Kinopublikum bedankte sich für den Ausflug ins brandenburgische Filmtheater mit großem Interesse und Warteschlangen vor dem Kino. Die Vorführung des Wettbewerbsbeitrags „Die andere Seite der Hoffnung“ von Aki Kaurismäki war seit Tagen ausverkauft. Und auch der zweite Film des Abends, die Dokumentation „Beuys“ des deutschen Filmemachers Andres Veiel, fand vor vollem Haus statt.

Der finnische Ausnahmeregisseur Kaurismäki nimmt erstmals mit einem seiner Werke im offiziellen Berlinale-Wettbewerb teil – und gilt bereits als Favorit auf eine der „Bären“-Auszeichnungen. Die Tragikomödie „Die andere Seite der Hoffnung“ beleuchtet das Schicksal eines syrischen Flüchtlings in Finnland und das Zusammenleben, das Sich-Zusammenraufen von Einheimischen und Flüchtlingen. Das finnische Darstellerteam reiste nahezu vollständig nach Potsdam, darunter die beiden Hauptdarsteller Sherwan Haji und Sakari Kuosmanen. Sie stellten gemeinsam mit dem sogenannten Kino-Paten der Berlinale, dem Caputher Jörg Schüttauf, ihren Festivalbeitrag in Babelsberg vor. Für das Thalia-Publikum ist Aki Kaurismäki indes kein Unbekannter. Die Thalia-Besucher bescherten bereits seinem Vorgängerfilm „Le Havre“ beachtliche Zuschauerzahlen. „Die andere Seite der Hoffnung“ ist der zweite Teil der geplanten „Le Havre-Trilogie“.

Auch der Potsdamer Regisseur Andreas Dresen (aktuell: „Timm Thaler oder das verkaufte Lachen“) bekannte sich als Kaurismäki- Fan der ersten Stunde. „Ich habe seinen ersten Film 1990 gesehen und seitdem keines seiner Werke ausgelassen“, sagte er vor der Vorführung. Ihm gefalle, dass Kaurismäki ein großer Menschenfreund sei, der seine Filmfiguren liebe und immer ein Herz für die Außenseiter zeige, sagte Dresen. Kaurismäki, der im Norden Finnlands das „Midnight Sun Film Festival“ initiierte, lud den Potsdamer mit seinen Filmen 2010 nach Skandinavien. „Ich erinnere mich an Filmvorführungen um 4 Uhr am Morgen und alkoholschwangere Gespräche“, erzählte Dresen mit spitzbübischen Grinsen. Der Potsdamer Regisseur nutzte den Abend gleich zum Berlinale-Doppelpack und hatte auch eine Karte für den zweiten Festival-Wettbewerbsfilm „Beuys“ in der Tasche – „nicht zuletzt, weil ich mit Andres Veiel auch privat befreundet bin“, so Dresen.

Veiels Dokumentation über den deutschen Aktionskünstler ist keine klassische Künstlerbiografie. Das Werk kommt ohne Erzähler aus, wartet dafür mit vielen schwarz-weißen Originalaufnahmen auf und ist eine Hommage an den exzentrischen Künstler – und zeigt bislang auch nicht so bekannte Aspekte des Menschen Beuys, so beispielsweise seinen rheinisch geprägten Humor. Mit Veiels Film war das Thalia-Kino Teil einer kleinen Berlinale-Premiere: „Beuys“" ist laut dem Regisseur die erste deutsche Dokumentation, die im offiziellen Berlinale-Wettbewerb läuft.

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