zum Hauptinhalt

Ausfällen und Verspätungen bei Trams und Bussen: Potsdamer Verkehrsbetrieb will Fahrpläne wieder einhalten

Derzeit fallen viele Trams und Busse aus. Obwohl Bus- und Tramfahrer fehlen, sollen ab Montag wieder mehr Busse und Trams fahren.

Potsdam - Kommt die Tram oder nicht? Bei der Antwort auf diese Frage konnten sich die Potsdamer in den vergangenen Wochen häufig nicht sicher sein. Immer wieder fielen auch Busse aus. Auch bei den PNN meldeten sich Leser und berichteten beispielsweise von Wartezeiten von 40 Minuten auf eine Tram an der Haltestelle Pirschheide – mitten am Tag. Dabei wird während der Sommerferien ohnehin nur ein eingeschränkter Fahrplan angeboten: Manche Linien fahren gar nicht – wie die Tramlinie 98. Andere verkehren seltener – wie die Linie 99.

Zum Start ins Schuljahr am Montag soll sich die Lage bessern. Wie der Verkehrsbetrieb am Mittwoch mitteilte, fahren Busse und Trams in Potsdam dann wieder nach dem regulären Fahrplan. Man gehe derzeit davon aus, dass ausreichend Fahrer zur Verfügung stehen, sagten die Geschäftsführer des Potsdamer Verkehrsbetriebs (ViP), Martin Grießner und Oliver Glaser, am Mittwoch. Es sollen auch verstärkt Subunternehmen eingesetzt werden. Mitarbeiter aus Verwaltung und Technik stehen auf Abruf bereit. Außerdem habe man bis zum Jahresende Fahrten zum Schulschwimmen an eine Fremdfirma vergeben – sodass mehr Fahrer für den Linienverkehr bereitstehen. Wegen Personalmangels und erhöhter Krankenstände hatte das kommunale Unternehmen im Juni den Fahrplan zusammenstreichen müssen: Bereits gut eine Woche vorfristig wurde auf den reduzierten Ferienfahrplan umgestellt.

Ende Juli machte dem ViP ein hoher Krankenstand zu schaffen

Dennoch fielen weiterhin Fahren aus. Ende Juli habe es vorübergehend einen erhöhten Krankenstand bei Busfahrern gegeben. Auch in der vergangenen Woche meldeten sich mehrere Tramfahrer krank. Angesichts der dünnen Personaldecke führte das dazu, dass teilweise Fahrten ausfielen. Der Krankenstand habe sich mittlerweile wieder eingepegelt. Außerdem habe es in der vergangenen Woche auch zwei Unfälle gegeben, in die Straßenbahnen verwickelt waren. Im gesamten Monat Juli fielen drei- bis viermal so viele Fahrten aus wie im langfristigen Durchschnitt.

Angesichts der Lage zeigt man sich in der Geschäftsführung zerknirscht. „Die Fahrgäste haben in den vergangenen Monaten nicht die Qualität bekommen, die wir uns vorstellen“, sagte Grießner. Ausfälle in der Größenordnung wie in diesem Jahr seien bisher nicht vorgekommen. Es sei nun Aufgabe des Verkehrsbetriebs, das frühere Niveau wieder zu erreichen.

Ausgestanden sind die Probleme allerdings noch nicht. „Wir sind noch im Krisenmanagement“, sagte Glaser. „Wir haben derzeit nicht die Personalstabilität, um auf jede Ausnahmesituation reagieren zu können.“ Erst in den nächsten Monaten soll sich die Lage entspannen. Der ViP arbeite an einem Maßnahmenbündel. Das wirke allerdings nicht kurzfristig, räumen Glaser und Grießner ein.

Bei den Tramfahrern muss der Verkehrsbetrieb selbst aktiv werden. Bis zum Jahresende sollen zwölf zusätzliche Tramfahrer ausbildet werden. Fertig ausgebildete Tramfahrer einstellen, kann der ViP nicht. Denn die Fahrer müssen auf die konkreten Strecken und Fahrzeugtypen in Potsdam geschult werden. An Bewerbern für die Ausbildung mangele es nicht. Allein für den Ausbildungsstart im Januar liegen laut Grießner bereits 20 Bewerbungen vor.

Ein hausgemachtes Problem

Dass der ViP dennoch nicht genug Tramfahrer hat, liegt an einem hausgemachten Problem: Im vergangenen Jahr mussten alle Potsdamer Tramfahrer für die neue Strecke zum Jungfernsee und für die neuen, verlängerten Combino- Trams geschult werden. Das war allerdings zu viel für die zwei Fahrlehrer, die der ViP beschäftigt. Im Herbst 2017 fiel deshalb die Ausbildung neuer Fahrer aus. Im nächsten Ausbildungslehrgang gab es dann eine ungewöhnlich hohe Abbrecherquote. Zudem litt auch der ViP im Frühjahr sehr unter der Grippewelle. Schon damals fielen zahlreiche Fahrten aus.

Bei den Busfahrern sieht es anders aus. Angesichts der guten Wirtschaftslage sind Berufskraftfahrer sehr gefragt. Bekanntlich hat die Fernbusbranche in den vergangenen Jahren stark expandiert. Gibt es Personalengpässe, kann der ViP allerdings flexibler reagieren als bei den Tramfahrern: Es können mehr Aufträge an Subunternehmer vergeben oder Leiharbeiter eingesetzt werden.

Dennoch will der Verkehrsbetrieb auch das Stammpersonal erweitern. In diesem Jahr seien schon acht neue Busfahrer eingestellt worden. Außerdem sollen Mitarbeiter für Jobs beim Verkehrsbetrieb werben. „Auf diese Art haben wir schon drei Bewerbungen bekommen“, so Glaser. Zusätzlich soll eine halbe Fahrlehrerstelle geschaffen werden. Langfristig überlege man zudem, den Personaleinsatz flexibler zu steuern. Bisher haben die Fahrer sechs Tage am Stück Dienst und danach zwei Tage frei. Allerdings könne man sie bei Bedarf nicht länger einsetzen, weil das gesetzlich nicht zulässig sei. In einem Fünf-Tages-System könnten Schwankungen besser ausgeglichen werden.

Mit der Personalknappheit ist der Potsdamer Verkehrsbetrieb nicht allein. Erst in der vergangenen Woche meldete das Pendant aus Leipzig die gleichen Probleme: Fahrermangel und eine Rekordmenge an ausgefallenen Fahrten. Auch dort will man nun verstärkt um Nachwuchs werben.

Immerhin: Die technischen Ausfälle bei den Bussen seien in diesem Jahr deutlich zurückgegangen, so Glaser. Die umfangreiche Verjüngung der Busflotte mache sich bemerkbar. Im vergangenen Jahr hatte der ViP insgesamt 24 neue Dieselbusse vom Hersteller MAN gekauft und damit ältere Fahrzeuge ersetzt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false