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Kaum ist der neue Aufzug in Betrieb, funktionierte er auch schon nicht mehr. Außerdem kann er nur mit einem Spezialschlüssel benutzt werden.

© A. Klaer

Aufzug an der Alten Fahrt in Potsdam ist nicht barrierefrei: Call an Aufzug

Die Stadt Potsdam will nun eine dauerhafte Alternative zum nicht zugänglichen Aufzug an der Alten Fahrt suchen. Jetzt gibt es erst einmal eine Zwischenlösung, doch auch die ist nicht ideal.

Von Katharina Wiechers

Potsdam - Nach massiver Kritik an dem öffentlich nicht zugänglichen Aufzug an der neuen Uferpromenade will die Stadt nun nach einer Alternative suchen. Es würden derzeit mehrere Varianten geprüft, sagte Stadtsprecher Stefan Schulz am Donnerstag den PNN. „Wir streben eine dauerhafte Lösung an.“ Welche das sein könnte, sagte er nicht.

Bis dahin sei nun eine Übergangslösung gefunden worden, so Schulz. So sei jetzt ein sogenannter Euro-WC-Schlüssel bei der Tourist-Information in der Humboldtstraße hinterlegt worden, der bei Bedarf benutzt werden könne. Diejenigen, die von unten an der Promenade mit dem Aufzug nach oben fahren wollten, könnten sich telefonisch in der Tourist-Information melden. Die Mitarbeiterinnen würden dann kommen und den Aufzug mit dem Schlüssel bedienen. Ein entsprechendes Schild mit der Telefonnummer werde derzeit angefertigt. Auch im Restaurant L’Osteria soll demnächst ein Schlüssel hinterlegt werden. „Uns ist völlig bewusst, dass das nur eine Zwischenlösung sein kann“, räumte Schulz ein.

Ehemaliger Baudezernent Klipp: Promenade würde durch Rampe "verbaut"

Dass der Aufzug nur mit einem Spezialschlüssel zu bedienen ist, war auf massive Kritik gestoßen – bei Lesern der PNN, aber auch bei Behindertenvertretern. Laut Stadt ist an der Stelle kein normaler, einbetonierter Aufzug, sondern nur eine „nicht geschlossene Liftanlage“ – also eine Art Hebebühne – möglich, weil im Untergrund wichtige Leitungen verlaufen. Eine Anlage, wie sie nun angebracht wurde, darf laut Gesetz aber nur von einem „eingeschränkten Nutzerkreis“ bedient werden, deshalb der Schlüssel. Eine Rampe oder Kehre, die von vielen gefordert worden war, wurde seinerzeit aus ästhetischen Gründen ablehnt. Der damalige Baudezernent Matthias Klipp (Grüne) war der Meinung, die Promenade werde dadurch „verbaut“. Verwiesen wurde damals auf den Aufzug jenseits der Langen Brücke – der aber nur über weite Umwege und mehrere Ampeln zu erreichen ist.

Offensichtlich völlig außer Acht gelassen wurde damals die UN-Behindertenrechtskonvention, zu der sich auch Potsdam offiziell bekennt. Diese sichert Menschen mit Behinderung die Zugänglichkeit zu öffentlichen Bereichen zu – und zwar „in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe“. Ein Aufzug, den man nur mit Hilfe eines Mitarbeiters der Tourist-Information benutzen kann, dürfte davon nicht gedeckt sein.

Notfallknopf zu oft gedrückt - Lift funktionierte nicht mehr

Stadtsprecher Schulz bestätigte im Übrigen, dass der Aufzug eine Zeitlang überhaupt nicht funktionierte – weder mit noch ohne Schlüssel (PNN berichteten). Am Mittwoch seien Techniker vor Ort gewesen und hätten festgestellt, dass der Notfallknopf zu oft gedrückt wurde – dadurch sei die Elektronik ausgefallen. Mittlerweile sei das Problem behoben. Das Argument, dass eine nicht geschlossene Liftanlage besser vor Vandalismus schütze als ein handelsüblicher Aufzug, dürfte damit also auch widerlegt sein.

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