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Hat gute Nachrichten aus China: Produzent Stefan Arndt.

© Manfred Thomas

Landeshauptstadt: Aufatmen

Dem bislang glücklosen Film „Cloud Atlas“ gelingt in China ein Megaerfolg: Die Refinanzierung des 100-Millionen-Euro-Streifens aus Babelsberg ist sicher

Für die einen ist es ein unvergessliches Kinoerlebnis, für die anderen ein Millionen-Poker: Die Rede ist von „Cloud Atlas“, dem in Babelsberg entstandenen Mammutfilm unter Regie der Wachowski-Geschwister („Matrix“) und von Tom Tykwer („Lola rennt“), ein bildgewaltiger Ritt durch die Jahrhunderte und Filmgenres – vom Hochsee-Abenteuer im 18. Jahrhundert bis zur postapokalyptischen Erlöserfantasie in ferner Zukunft. Hollywoodstars wie die Oscarpreisträger Tom Hanks und Halle Berry standen dafür gleich in mehreren Rollen vor der Kamera, etwa „Matrix“-Bösewicht Hugo Weaving oder Ben Wishaw („Das Parfum“). Die Buchvorlage des Briten David Mitchell war ein internationaler Bestseller. Ein ähnlicher Erfolg an den Kinokassen blieb dem mit einem 100-Millionen-Euro-Budget „teuersten deutschen Film aller Zeiten“ allerdings verwehrt.

Das ist jetzt Geschichte. Wer Stefan Arndt, Potsdamer X-Filme-Mitgründer und einer der drei Produzenten des Films, auf der Berlinale begegnete, der traf einen glücklichen Mann. Der Grund dafür liegt in China. Denn die Chinesen lieben „Cloud Atlas“. 135 Millionen US-Dollar hat der Film dort mittlerweile eingespielt, wie Arndt stolz berichtet. Am zurückliegenden Wochenende wird es noch einmal mehr geworden sein.

Die Refinanzierung des Films rückt damit in greifbare Nähe, rechnet der Produzent vor: „Und fehlen noch 15 Millionen US-Dollar – die kriegen wir zusammen“, zeigt er sich optimistisch. Die rund 170 maßgeblichen Finanziers aus fünf Kontinenten können aufatmen.

Wieso der Film ausgerechnet in China so eingeschlagen hat, darüber kann auch Arndt nur spekulieren. Möglicherweise liegt es am jüngeren Durchschnittsalter der Kinozuschauer in Fernost, meint er: In China gingen hauptsächlich die 15- bis 25-Jährigen ins Kino – eine Generation, die in Deutschland nicht mal mehr die Hälfte aller Kinobesucher ausmacht. Kino habe in China auch einen ganz anderen Stellenwert: Die Leute gäben für ein Ticket einen bedeutenden Teil ihres Monatseinkommens aus.

Eine andere Seite der Medaille ist die Zensur in China. 20 Minuten Film hätten die Zensoren gekürzt – weder Arndt noch die Regisseure hatten dabei ein Mitspracherecht, wie der Produzent berichtet. Die Hauptaussage – Menschen können sich von Konventionen ihrer Zeit frei machen und so die Menschheit weiterbringen – könne man aus „Cloud Atlas“ nicht herauskürzen, ist sich Arndt sicher.

Aber was wäre passiert, wenn der Film in China gefloppt wäre? Sowohl in den USA als auch in Deutschland ist der „Cloud Atlas“ weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben. In Deutschland knackte er 2012 nur knapp die Millionen-Zuschauer-Marke. Zum Vergleich: Die Migrantenkomödie „Türkisch für Anfänger“ sahen gut doppelt so viele Zuschauer.

Arndt sieht die Sache dennoch gelassen. Denn die Einspielergebnisse an den Kinokassen machen generell nur einen Teil der Gewinne einer Filmproduktion aus, erklärt er. Weiteres Geld fließt aus der DVD-Verwertung, von Videoplattformen, Pay-TV und dem Fernsehen. Man rechnet damit, dass sich die Kino-Gewinne eines Filmes dadurch im Durchschnitt noch einmal verdreifachen, sagt Arndt. Dass „Cloud Atlas“ die 100 Millionen Euro wieder einspielt und die Investoren ihr Geld zurückbekommen, daran habe er deshalb nie gezweifelt: „Es hätte nur länger gedauert.“ Jana Haase

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