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Der Prozess begann am Montag vor dem Landgericht Potsdam.

© Julian Stähle/dpa

Auf schlafende Partnerin eingestochen: Prozessbeginn: Familienvater streitet Tat nicht ab

Im April soll ein Mann auf seine Partnerin eingestochen haben. Die Frau soll zuvor Trennungsabsichten geäußert haben. Jetzt begann der Prozess.

Potsdam - Mit einem weitgehenden Geständnis des Angeklagten hat vor dem Landgericht Potsdam der Prozess gegen einen Familienvater begonnen, der versucht haben soll, seine schlafende Partnerin zu ermorden. Der 37-Jährige aus Brandenburg/Havel habe in der Nacht zum 10. April 2019 mit mehreren Messern auf die im Bett liegende Frau eingestochen, erklärte der Staatsanwalt am Montag in der Anklage.

Am Vorabend soll die Frau konkrete Trennungsabsichten geäußert haben. Der Mann habe erst abgelassen, nachdem die neunjährige Tochter herbeigeeilt war und die Polizei alarmiert hatte. Das Leben der Frau konnte mit einer mehrstündigen Notoperation gerettet werden.

Angeklagter streitet Tat nicht ab

Der Angeklagte sagte vor Gericht, er habe keine rechte Erinnerung mehr an die Bluttat. „Ich möchte die Tat aber nicht abstreiten.“ Er habe in der Nacht im Zimmer seiner Tochter geschlafen und sei aufgestanden, um in der Küche etwas zu trinken. Dort habe er sich ein Messer genommen, weil er daran gedacht habe, sich selbst etwas anzutun. Doch dann sei er zu seiner Frau ins Schlafzimmer gegangen.

Laut Anklage rammte der 37-Jährige dort der schlafenden Frau mehrfach das Messer in den Rücken. Nachdem die Klinge abgebrochen und im Körper der Frau steckengeblieben war, habe der Mann aus der Küche ein weiteres Messer geholt und weiter auf den Oberkörper seiner Partnerin eingestochen. Als bei diesem Messer der Griff abbrach, habe der 37-Jährige noch ein Brotmesser geholt und der Frau Schnitte am Hals und den Handgelenken zugefügt.

„Meine Mama wird gerade umgebracht!“

Unterdessen sei die neunjährige Tochter ins Schlafzimmer gestürmt und habe ihren Vater vergeblich angefleht, aufzuhören, so der Staatsanwalt. Dann habe die Neunjährige die Polizei angerufen und gesagt: „Meine Mama wird gerade umgebracht!“ Daraufhin habe der Mann von seiner Partnerin abgelassen und habe sich selbst oberflächliche Schnitte an den Handgelenken zugefügt. Die Frau wurde von Rettungskräften ins Krankenhaus gebracht. Dort konnten die Ärzte ihr Leben mit mehreren Operationen retten.

Der 37-Jährige erklärte, dass er 16 Jahre lang mit seiner Partnerin zusammen gewesen sei. Neben der Tochter hat das Paar einen damals etwa einjährigen Sohn. Nach einer ersten Beziehungskrise im Jahr 2013 habe er im April dieses Jahres nicht mit den neuen Trennungsabsichten seiner Partnerin gerechnet. Doch sie habe erklärt, sie habe „jemand Neues“ kennengelernt.

Seine Tat könne er sich aber heute nicht mehr erklären, betonte der 37-Jährige. „Ich kann das nicht verstehen, weil ich gegen Gewalt bin und die Beziehung immer harmonisch war“, sagte er. „Hätte ich damals über die Folgen der Tat nachgedacht, in vollem Bewusstsein, wäre das nicht passiert.“

Klaus Peters dpa

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