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Reisegemeinschaft. Gudrun Schuckar-Lüer und Karola Losensky haben Gudruns Mann auf seiner letzten Reise nach Hamburg begleitet – mit dem Brandenburger Wünschewagen.

© Sebastian Gabsch

Landeshauptstadt: Auf Mission für den letzten Wunsch

Der Brandenburger Wünschewagen feierte sein erstes Jubiläum. Er bringt Schwerstkranke und Sterbende an ihre ganz persönlichen Sehnsuchtsorte

Händchenhaltend sitzen Klaus Schuckar und seine Frau Gudrun an einem Tisch der Barkasse und blicken lächelnd durch das große Fenster. Im Hintergrund liegt die Speicherstadt von Hamburg im strahlenden Sonnenschein. Dass Schuckar sterbenskrank ist, sieht man diesem unbeschwerten Moment nicht an. Die Reise nach Hamburg war sein letzter Herzenswunsch. Dank des Brandenburger Wünschewagens des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) konnte er zusammen mit seiner Frau im vergangenen Jahr einen Tag in der Hansestadt verbringen.

Der Brandenburger Wünschewagen feierte am Samstag seinen ersten Geburtstag. Seit einem Jahr erfüllen die Mitarbeiter und Ehrenamtlichen die letzten Wünsche von schwerstkranken und sterbenden Menschen. Mit einem medizinisch ausgestatteten Fahrzeug fährt das Team die Fahrgäste und ihre Angehörigen an Sehnsuchtsorte in Deutschland.

Die Idee für das Projekt kommt aus den Niederlanden. Im Jahr 2014 startete der erste deutsche Wünschwagen in Essen. Seit September 2016 rollt auch der Brandenburger Wagen. Zurzeit gibt es in Deutschland zwölf Fahrzeuge. Bis Ende 2017 sollen es 18 werden. Das Team in Brandenburg hat schon viele Wünsche erfüllen können: „Bis zum heutigen Tag haben wir 22 Reisen über zwei Tage und Eintagestouren organisiert“, sagt Jürgen Haase, Leiter des Ehrenamtsprojekts und Geschäftsführer des ASB-Landesverbandes Brandenburg. Über 800 Stunden waren die 41 geschulten Ehrenamtlichen dafür unterwegs. Der Wagen ist vom Team liebevoll eingerichtet worden, um den Gästen die Fahrt so angenehm wie möglich zu machen: ein LED-Sternenhimmel, ein Kühlschrank oder Buchsen für Kopfhörer gehören zur Einrichtung. Der Wagen fuhr schon zum Striezelmarkt in Dresden, an den Strand der Ostsee oder, so wie bei Klaus Schuckar, nach Hamburg. Im April dieses Jahres ist Schuckar gestorben. Der gelernte Schlosser und leidenschaftliche Hobbyradrennfahrer aus Neuruppin hatte im Herbst 2015 die Diagnose Hirntumor bekommen. Die Ärzte gaben ihm noch ein Jahr. Renate Schwarz, Leiterin des Hospizes, in dem Schuckar war, stellte den Kontakt zum Wünschewagen-Team her.

Am 11. November des vergangenen Jahres war es dann so weit. „In Hamburg hatten wir wirklich Glück. Es war Sonnenschein pur an diesem Tag“, sagt Gudrun Schuckar-Lüer. Das Ehepaar und ihre ehrenamtliche Begleiterin Karola Losensky wurden auf ihrem Ausflug von einem Kamerateam des rbb begleitet. Mit der Barkasse fuhren sie durch die Speicherstadt, besuchten die Elbphilharmonie, das Miniaturwunderland und das Hardrock-Café. Auf fast allen Fotos, die an diesem Tag geschossen wurden, sieht man Klaus Schuckar mit strahlendem Lächeln. Unter der Knutscherbrücke habe sich das Ehepaar wie auf Kommando geküsst, sagt Losensky. Es sei auch für sie eine Bereicherung gewesen, das alles miterleben zu dürfen. „Es war ein sehr schöner Tag. Aber auch sehr emotional. Selbst für das Fernsehteam“, sagt die Krankenschwester und Hospizbegleiterin Losensky. „Für mich ist es die erste Fahrt gewesen, also auch etwas Besonderes. Die Chemie zwischen uns hat sofort gestimmt.“ Die Reise gab Klaus Schuckar noch etwas frische Energie. „Er hatte danach so ein Hoch, dass er noch bis April durchgehalten hat“, sagt seine Frau Gudrun. „Die Reise war eine unvergessliche, wunderschöne Zeit.“ Sarah Stoffers

Mehr Infos über den Wünschewagen und Spendenmöglichkeiten unter www.asb-lv-bbg.de

Sarah Stoffers

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