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Landeshauptstadt: Auf Empfehlung von Hilde Knef

Zur Abschiedsparty der „Villa Kellermann“ kamen viele Stammgäste

Berliner Vorstadt - Am Ende war alles wie immer: Italienische Oper, italienische Küche und lateinamerikanische Rhythmen zum Tanzen. Dass das Ristorante „Villa Kellermann“ nicht am Mittelmeer, sondern am zugefrorenen Heiligen See in Potsdam liegt, daran erinnerte am Samstagabend aber nicht nur die Gästeliste – neben TV-Journalist Günther Jauch, FAZ-Mitherausgeber Frank Schirrmacher und Springer-Vorstand Mathias Döpfner kamen unter anderem der Potsdamer Schauspieler Christian Ulmen, Maler und Kellermann-Nachbar Alfred Schmidt sowie Brandenburgs Finanzminister Rainer Speer zur Abschiedsparty –, sondern auch die Raumtemperatur. Martina Engel- Fürstberger, Vorsitzende des in der Villa Kellermann „beheimateten“ Vereins Berliner Vorstadt, behielt den Schal deshalb gleich um und erklärte augenzwinkernd: „Es ist kalt wie immer.“

Demnächst wird es in den Räumen in der Mangerstraße noch viel kälter werden – und vor allem still: Denn das Restaurant von Maximilian Dreier muss wie berichtet ausziehen. Die Eigentümer, Wella-Erbin Gisa Sander und ihr Mann Hans-Joachim Sander, kündigten den Vertrag mit Dreier im November 2008. Bis Februar will Dreier das Haus räumen.

Auf gut 18 Jahre in der Villa blickt Dreier zurück: „Es war nicht nur schön, sondern auch schwierig“ sagte er am Samstag und erinnerte an den Heizungs-Boykott durch Vorbesitzer Johannes Rey, der die Gäste zwang, in Wintermänteln essen zu gehen.

Ans Herz gewachsen ist das Restaurant in dieser Zeit trotzdem vielen – nicht nur wegen der Musik- oder Diskussionsabende des von Dreier mitbegründeten Salon-Vereins. Christian Ulmen („Dr. Psycho“) etwa lud zu Presseterminen stets in Dreiers Restaurant, für die SPD- Bundestagsabgeordnete Andrea Wicklein war es erste Adresse bei Besuch aus dem Ausland und die Malerin Birgit Borggrebe lernte hier ihren Mann kennen: „Damals habe ich noch in Dortmund gewohnt“, erzählte Borggrebe, heute selbst Anliegerin am Heiligen See.

Auch Schauspiellegende Hildegard Knef war vor ihrem Tod 2002 Gast bei Dreier – und warb unter Kollegen für die Küche. „Wir haben 1994 zusammen in der Villa Wunderkind nebenan gedreht“, erinnerte sich Schauspielerin Anne Kasprik. Das Catering war allerdings weniger gut als die Stimmung am Set, erzählte Kasprik: „Da hat Hilde Knef zu mir gesagt: Kind, wir gehen jetzt mal wohin, wo man richtig gut essen kann.“ Für die ausgezeichnete Küche sorgte von 1994 bis 2000 Enzo Maiolo, seit September 2008 Chefkoch in Dreiers „Massimo 18“ in der Mittelstraße, der mit seinem Team am Samstag die Abschiedsgäste bekochte.

Für Alfred Schmidt war der Abschied gleich doppelt: Denn der Maler, der am Heiligen See groß geworden ist, zieht demnächst an den Tiefen See: „Die Villa Kellermann und ich, wir haben jetzt etwas gemeinsam“, resümierte Schmidt.

„Für mich war es immer ein Fixstern in der Berliner Vorstadt“, sagte Günther Jauch: „Ich kenne die Villa Kellermann praktisch vom ersten Moment an.“ Er schätze die familiäre Atmosphäre und die traumhaften Sonnenuntergänge über dem See. „Ich fände es toll, wenn es ein öffentlicher Ort bleiben würde“, sagte Jauch. Was tatsächlich mit dem Gebäude passieren wird, blieb indes auch am Samstag unklar. Das Mobiliar soll zum Teil im Lendelhaus nach Werder kommen, erklärte Dreier. Er will dort 2009 ein Restaurant eröffnen. Jana Haase

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