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Der Ausbau der Ladesäulen geht in Potsdam nur schleppend voran.

© Sebastian Gabsch

Auch der Oberbürgermeister fährt jetzt elektrisch: Zahl der Elektroautos in Potsdam hat sich verdoppelt

Elektroautos haben eine enorme Wachstumsrate in der Stadt. Doch es gibt noch viele Probleme, vor allem bei der Infrastruktur.

Potsdam - Bei Veränderungen kommt es oft auf den Blickwinkel an. Aus dem Tal erscheint ein Berg riesig, aus dem All eher klein. So ähnlich ist es wohl auch bei Potsdams Bemühungen in Sachen Elektromobilität. Binnen Jahresfrist hat sich die Anzahl der Elektroautos in Potsdam verdoppelt. 

Dennoch sind die E-Autos noch Exoten

Genau 205 davon waren zum Jahreswechsel in der Landeshauptstadt angemeldet, teilte Stadtsprecherin Christine Homann auf PNN-Anfrage mit. Vor einem Jahr waren es nach Angaben des Kraftfahrtbundesamts noch 96.

Vergleich man die Zahl der Elektroautos allerdings mit der Gesamtzahl der in Potsdam zugelassenen Autos, wird deutlich, dass sie nach wie vor Exoten sind. Im dritten Quartal 2018 waren in Potsdam insgesamt 78 453 Pkw angemeldet – mehr als 11 000 mehr als fünf Jahre zuvor. Würde sich die Zahl der Elektroautos weiterhin jährlich verdoppeln, wäre das in zwei Jahren knapp ein Prozent.

Immerhin: Ganz langfristig geht der Trend zum Elektroauto. In der Stadtverwaltung wird entsprechend frohlockt. Man werte die stetige Zunahme von Elektrofahrzeugen grundsätzlich positiv, da sie verkehrsbedingte Lärm- und Schadstoffemissionen reduzieren, heißt es auf Anfrage. Daher setze man bei der stadteigenen Fahrzeugflotte auf die Elektromobilität – und auch Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) ist seit kurzem mit dem Elektroauto zu städtischen Termine unterwegs. Das teilte er im Kurznachrichtendienst Twitter mit. 

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Stadtverwaltung und kommunale Unternehmen waren die Vorreiter

Konsequenterweise waren Stadtverwaltung und städtische Betriebe wie die Stadtwerke und die kommunale Immobilienholding Pro Potsdam unter den ersten, die in Potsdam Elektroautos anschafften. Das städtische Klinikum „Ernst von Bergmann“ will den Fuhrpark mittelfristig komplett auf alternative Antriebe umstellen.

Allerdings weiß man in der Stadtverwaltung, dass mit dem Umstieg auf Elektroautos nicht alle Verkehrsprobleme gelöst werden können. Die Entwicklung hin zur privaten Elektromobilität werde nicht ausreichen, um auch zukünftig alle Mobilitätsbedürfnisse decken zu können, heißt es. „Hier muss gerade im Hinblick auf den individuellen Flächenverbrauch der Verkehrsteilnehmer weiterhin der Fokus auf den Ausbau des ÖPNV und den Fuß- und Radverkehr gesetzt werden.“ Soll heißen: Auch private Elektroautos brauchen Parkplätze und verursachen im Staus.

Die Ladeinfrastruktur in Potsdam ist lückenhaft

Dass sich nicht mehr Potsdamer Elektroautos zulegen, dürfte neben dem vergleichsweise hohen Preis auch an der nach wie vor lückenhaften Ladeinfrastruktur liegen. Für den privaten Alltagsbetrieb sind nicht nur Ladestationen am Wohnort, sondern auch im Stadtgebiet nötig. Doch deren Ausbau geht nur langsam voran. Vor einem Jahr stellte der Baubeigeordnete Bernd Rubelt (parteilos) immerhin ein Standortkonzept vor: In Anlehnung an eine Potenzialanalyse des Reiner-Lemoine-Instituts wurde ein sukzessiver Ausbau von 30 auf mindestens 78 Ladepunkte in Potsdam angestrebt. Allein 2018 und 2019 sollten 20 neue Ladestationen des Potsdamer Energieversorgers EWP in Betrieb gehen.

Doch bisher wurden lediglich am Bassinplatz und auf dem Park-and-ride-Parkplatz am Campus Jungfernsee neue Standorte in Betrieb genommen. „Im ersten Quartal werden voraussichtlich weitere drei Ladesäulen mit insgesamt sechs Ladepunkten errichtet“, sagt EWP-Sprecher Stefan Klotz. Die Sache ist offenbar diffizil: Jeder Standort müsse einzeln geprüft und vorbereitet werden. Wegen der Baumaßnahmen könne etwa die Bestätigung der Kampfmittelfreiheit aufwendig sein. „Bis zu einer Genehmigung kann daher im Einzelfall mehr Zeit als eingeplant erforderlich werden“, so Klotz. Gemeinsam mit der Verwaltung sei die EWP bestrebt, die Abläufe zu optimieren.

Und auch in einem anderen Feld der Elektromobilität geht es nicht voran: So hatte die Stadtverwaltung im Standortkonzept auch 16 mögliche Standorte für Carsharing identifiziert. Damit sei eine wichtige Grundlage zur Umsetzung eines flächendeckenden Carsharing-Systems in Potsdam geschaffen worden, heißt es aus der Stadtverwaltung. Die dortigen Stellplätze sollten für die E-Autos reserviert sein – samt Steckdose. Doch bisher sind die Standorte ein Ladenhüter: Es gibt noch keinen Anbieter, der konkretes Interesse daran geäußert hat. 

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