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Attikafiguren für das Potsdamer Stadtschloss: Die ersten Zwei

Nach langem Ringen sind am Dienstag die ersten beiden Attikafiguren auf das Dach des Stadtschlosses zurückgekehrt. Finanziert hat sie der Stadtschlossverein – und der plant noch mehr.

Von Katharina Wiechers

Potsdam- Gut zwei Jahre nach der Eröffnung des wiederaufgebauten Potsdamer Stadtschlosses wird es nun wie einst von Skulpturen auf dem Dach geschmückt. Zwei der einst 76 überlebensgroßen Sandsteinfiguren wurden am Dienstag mit einem Spezialkran auf das Gebäude gehoben und dort verankert. „Herkules“ und der „an einen Baumstamm gelehnte Jüngling“ zieren nun das Westportal des Schlosses – also die der Fachhochschule zugewandten Front.

Im Gegensatz zum Original-Schloss selbst haben einige Figuren den Zweiten Weltkrieg beziehungsweise die Sprengung der Ruine im Jahr 1959/60 überlebt. Ein Teil von ihnen lagerte jahrzehntelang in einem Waldstück bei Sanssouci beziehungsweise später im Depot der Schlösserstiftung, bis der Verein Potsdamer Stadtschloss sich um ihre Rückkehr auf die Attiken des Schlosses bemühte. Mit Spenden wurden der „Herkules“, der „Jüngling“ und sechs weitere Figuren restauriert, doch bis sie tatsächlich auf das Dach gehievt werden konnten, musste der Verein viele Hürden nehmen.

Es gab immer wieder Verzögerungen - und ein Ringen um die Kosten

Zahlreiche Aufstellungstermine sind deshalb seit der Eröffnung des Stadtschlosses als neuer Brandenburger Landtag im Januar 2014 bereits geplatzt. Erst musste der Verein noch ein Statikgutachten nachliefern, das mehr Zeit als gedacht in Anspruch nahm. Zuletzt ließ die Baugenehmigung der Stadt auf sich warten. Und immer wieder wurde auch um die Finanzierung gerungen. Der Landtag hatte von Anfang an erklärt, nicht für die Restaurierung aufzukommen, und auch die kostspielige Aufstellung musste der Verein letztlich alleine bezahlen. Allein das Anbringen der zwei Attikafiguren am Dienstag habe zwischen 12 000 und 13 000 Euro gekostet, sagte der neue Vereinsvorsitzende Hans-Peter Brüggen den PNN. Nicht einmal die Standgebühr für den Kran habe die Stadt dem Verein erlassen. „Das ist schon ein bisschen schade.“

Für die Restaurierung der einzelnen Figuren selbst hat der Verein Großspender gefunden. Die 14 000 Euro, die für die Ertüchtigung des vergleichsweise gut erhaltenen „Jünglings“ nötig waren, kamen etwa von dem Berliner Lothar Wilhelmy. Der bisherige Vorsitzende des Stadtschlossvereins, Michael Schöne, sei sein Nachbar, erzählte der Unternehmer im Ruhestand den PNN. „Wir haben uns beim Spazierengehen kennengelernt.“ Weil er sich für deutsche Geschichte interessiere, habe er sich entschieden, für die Restaurierung des „Jünglings“ und noch zwei weiterer Skulpturen zu spenden, so Wilhelmy. Mit 25 000 Euro etwas teurer war die Restaurierung des „Herkules“, der nun in der Mitte des Portals thront. Ihm fehlten eine Hand und ein Bein, beides musste anhand historischer Fotos nachgebildet werden. Auch für den „Herkules“ wurde eine private Spenderin gefunden – sie konnte bei der Rückkehr des Helden am Dienstag aber nicht persönlich anwesend sein.

Rund 150 Schaulustige verfolgten das Spektakel

Dafür kamen – neben einigen Landtagsabgeordneten, Mitgliedern des Stadtschloss- und des Mitteschönvereins – zahlreiche Potsdamer, um das Spektakel zu beobachten. Rund 150 Menschen beobachteten am Dienstagnachmittag, wie der an einem langen Kran aufgehängte „Herkules“ langsam nach oben schwebte und dann von drei Fachleuten, die über ein eigens angebrachtes Gerüst auf das Giebeldach gestiegen waren, verankert wurde. Der „Jüngling“ war bereits am Vormittag aufgestellt worden.

Der Stadtschlossverein habe mit „langem Atem, guten Argumenten und viel Leidenschaft“ dafür gesorgt, dass die Skulpturen wieder an ihren ursprünglichen Ort zurückkehrten, sagte Landtagspräsidentin Britta Stark (SPD) in einer kurzen Ansprache. Er freue sich, dass die jahrzehntelange Lagerung in den Stiftungsdepots nun ein gutes Ende finde, fügte der Generaldirektor der Stiftung Preußischer Schlösser und Gärten, Hartmut Dorgerloh hinzu. Und Michael Schöne sagte, die Rückkehr der ersten beiden Figuren sei ein wichtiger weiterer Schritt zur Vollendung des Schlosses. Denn für ihn gehörten die Figuren zu dem Gebäude dazu.

Eines Tages sollen 34 Skulpturen den Landtag schmücken

Deshalb will der Verein auch noch weitere Figuren auf das Schloss setzen lassen. Wie früher sollen eines Tages 34 Skulpturen die Außenkante des Daches schmücken. Auf diejenigen an der Innenkante muss verzichtet werden – das hat Architekt Peter Kulka so festgelegt.

Er hoffe, dass es nun zügig weitergehe, sagte Brüggen den PNN. Schon im Herbst sollen die nächsten beiden Figuren aufgesetzt werden, vier weitere könnten dann zeitnah folgen. Parallel sollen weitere erhaltene Skulpturen restauriert und andere, ganz verloren gegangene anhand der Fotos ersetzt werden. Und dann gibt es ja noch die acht Figuren, die 1966 als Leihgabe nach Berlin gingen und seitdem die Humboldt-Universität zieren. Seit Jahren wird darum gerungen, sie wieder zurück nach Potsdam zu holen. „Dafür werden wir weiter kämpfen“, sagte Brüggen.

Er hat den Vereinsvorsitz von Schöne übrigens schon im Dezember übernommen. „Ich habe das lange genug gemacht“, sagte Schöne nach der feierlichen Aufstellung. Mit der Ankunft der ersten Figuren, auf die der Verein so viele Jahre hingearbeitet hat, sei seine Arbeit ja nun ein Stück weit abgeschlossen. „Ich glaube, die Entwicklung geht jetzt ihren Lauf.“

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