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Herkules, der Schützer der Paläste, hat bald wieder eine Aufgabe.

© Andreas Klaer

Attikafiguren für das Potsdamer Landtagsschloss: Herkules lässt auf sich warten

Die Aufstellung der ersten Attikafiguren verzögert sich. Denn noch immer gibt es Streit darüber, wer die Kosten trägt.

Potsdam - Die für diesen Monat geplante Aufstellung der ersten Attikafiguren auf das Potsdamer Landtagsschloss verzögert sich. Grund sei unter anderem die langwierige und aufwendige Bearbeitung der Bauanträge für die Aufstellung der Figuren auf dem Dach, sagte der stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins Potsdamer Stadtschloss, Hans-Joachim Kuke. Wann die Figuren kommen, sei derzeit noch völlig offen.

Die überlebensgroßen Figuren stammen aus der griechischen Mythologie und wurden mit Hilfe dew Vereins restauriert. Sie zeigen Herkules, zwei sitzende Frauenfiguren und einen steinernen Jüngling. Wie früher sollen sie einen Platz auf den beiden Kopfbauten an der Marktseite des Schlosses erhalten.

Keine Beteiligung vonseiten des Landes

Seit Monaten streitet sich der Verein außerdem mit dem Land über die Kostenübernahme für die Aufstellung der tonnenschweren Figuren. Denn das Land beteiligt sich daran nicht. Allein die Fertigstellung der ersten acht Figuren hat 300.000 Euro gekostet, hinzu kommen nun mindestens 6000 Euro pro Figur für die Platzierung auf den Dachgesimsen.

Landtagssprecher Rainer Liesegang betonte am Mittwoch, dass im erst vor kurzem beschlossenen Haushalt für 2015/2016 kein Geld für die Aufstellung der Figuren eingeplant worden sei. „Dieses und nächstes Jahr gibt es kein Geld.“ Auch sei es nicht möglich, aus anderen Haushaltstiteln Mittel abzuzweigen. Zudem habe der Landtag bereits 2005 im Zusammenhang mit dem Schlossneubau beschlossen, dass die Skulpturen über Spenden finanziert werden sollten.

Wann werden die Figuren stehen?

Der Verein Potsdamer Stadtschloss müsse die Aufstellung finanzieren. „Sonst bleiben die Figuren eben unten“, sagte Liesegang. Der Bauantrag sei mittlerweile durch den Verein gestellt worden. „Er liegt mir aber noch nicht vor“, sagte Liesegang den PNN. Das Schloss sei auch jetzt schon schick. Da komme es nicht auf einen Monat an, sagte er. Wann genau die Figuren nun aufgestellt werden sollen, konnte er aber nicht sagen.

Insgesamt soll das Verhältnis zwischen dem Verein und der Landtagsverwaltung laut Liesegang aber „ausgesprochen gut“ sein. Sobald die Figuren auf dem Parlamentsbau stehen, gehen sie in das Eigentum des Landtags über, weil sie dann Teil des Gebäudes seien, sagte Liesegang. Der Landtag habe großes Interesse an der Rückkehr des Dachschmucks. Ursprünglich sollten die ersten vier von insgesamt rund 70 Attikafiguren im Juni aufgestellt werden. Allein der Herkules wiege rund fünf Tonnen, sagte Landtagssprecher Liesegang. Im Herbst sollten nach den bisherigen Plänen die sitzenden Frauenfiguren Ariadne und Hygiea auf dem östlichen Kopfbau aufgestellt werden.

Geschenk an das Land - aber wer zahlt das Geschenkpapier?

Kuke bestätigte, dass der Bauantrag für die Aufstellung gestellt worden sei. Eine Genehmigung liege aber noch nicht vor, sagte er den PNN. „Der Ball liegt jetzt bei der Stadt Potsdam.“ Der Verein könne sofort mit dem Aufbau beginnen. Stadtsprecher Jan Brunzlow betonte, dass einem vorzeitigen Baubeginn für die ersten beiden Figuren zugestimmt werden könne. Dann sei eine Aufstellung noch im Juli durchaus realistisch. Dies müsse aber der Verein beantragen.

Kuke zeigte sich enttäuscht, dass das Land keine Gelder dafür bereitstellen wolle. „Wenn wir Brandenburg diese Geschenke machen, dann sollte die öffentliche Hand wenigstens das Geschenkpapier finanzieren“, sagte er. Nun werde der Verein die ersten vier Figuren, die in Räumen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten zwischengelagert werden, auf das Dach hieven lassen und das Geld dafür zur Verfügung stellen. „Auf die lange Sicht ist das aber inakzeptabel. Ich spiele da nicht mehr mit“, sagte Kuke. Noch im Februar hatte er ausgeschlossen, die Kosten zu übernehmen. Aufgabe des Vereins sei es nicht, Gerüstbaufirmen zu bezahlen. Bereits im vergangenen Jahr habe man 8000 Euro für die Aufstellung einer Trophäenskulptur auf dem Fortunaportal ausgegeben – Geld, das man lieber in die Restaurierung der Schlossskulpturen investiert hätte.

Nach der Sprengung der Schlossruine 1960 wurden die Figuren mit Trümmern eingegraben oder eingelagert. Einige erhaltene Figuren befinden sich heute als Leihgaben auf Dachgesimsen der Berliner Humboldt-Universität. (mit dpa)

Stefan Engelbrecht

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