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ATLAS: Kulturbarbarei

Nicht mal zwei Tage hat sie unbeschadet überstanden. Über Weihnachten haben Vandalen das erste sichtbare Stück der Garnisonkirche – ein Teil der Sandsteinbalustrade, von einer Flammenvase gekrönt – mit Farbe beschmiert.

Von Peer Straube

Nicht mal zwei Tage hat sie unbeschadet überstanden. Über Weihnachten haben Vandalen das erste sichtbare Stück der Garnisonkirche – ein Teil der Sandsteinbalustrade, von einer Flammenvase gekrönt – mit Farbe beschmiert. Man mag zum Projekt des Wiederaufbaus stehen wie man will – doch so etwas ist schlicht ein Akt von Kulturbarbarei. Denn es trifft vor allem jene, die das neue Kunstwerk geschaffen haben. Zuallererst ist es eine Missachtung der Arbeit des Bildhauers, den die Querelen um das Wiederaufbauprojekt herzlich kalt lassen dürften. Zudem kann der Künstler nichts dafür, was die Aufbaugegner am meisten stört – das hier eine Kopie eines Gotteshauses errichtet wird, vor dem Hitler und Hindenburg 1933 ihren unseligen Handschlag vollzogen haben. Mal ganz abgesehen davon, dass auch das originale Gotteshaus keine Schuld am „Tag von Potsdam“ trifft. Man kann den Wiederaufbau einfach als das sehen, was er ist – ein von Idealisten getragenes Projekt, Potsdam einen Teil der alten Stadtsilhouette wiederzugeben. Dagegen zu protestieren ist legitim – aber mit Mitteln der Demokratie, nicht mit Zerstörung.

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