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ATLAS: Bärendienst

Eigentlich schienen die Wogen geglättet zu sein. Nach den monatelangen Auseinandersetzungen zwischen Einrichtungsleitung und Opferverbänden um die Gestaltung der Gedenkstätte in der Leistikowstraße überwog der Eindruck, beide Seiten hätten zumindest halbwegs ihren Frieden miteinander gemacht.

Von Peer Straube

Eigentlich schienen die Wogen geglättet zu sein. Nach den monatelangen Auseinandersetzungen zwischen Einrichtungsleitung und Opferverbänden um die Gestaltung der Gedenkstätte in der Leistikowstraße überwog der Eindruck, beide Seiten hätten zumindest halbwegs ihren Frieden miteinander gemacht. Und nun das. Egal, was bisher geschah, egal, was Ines Reich gesagt, getan oder gelassen haben könnte – einen Vorfall wie diesen darf es nicht geben. Die Anwendung körperlicher Gewalt ist durch nichts, durch gar nichts legitimiert. Und erst recht nicht in einer Gedenkstätte, die an die Opfer von unvorstellbarer Gewalt, Willkür und Grausamkeit erinnern soll. Dass sich ein früheres Opfer ausgerechnet dort zu einer Tätlichkeit hinreißen ließ, wo es selbst einst litt, ist beschämend. Zum einen, weil der Mann damit dem durchaus berechtigten Anliegen der Opferverbände einen Bärendienst erweist, am Entwicklungsprozess der Gedenkstätte teilzuhaben. Und zweitens, weil der Ruf der Einrichtung schon vor der neuen Dauerausstellung womöglich irreparablen Schaden genommen hat. Der Vorfall zeigt, wie tief die Gräben noch immer sind, obwohl doch beide Seiten an einem Strang ziehen sollten. Hier hilft nur noch ein Krisengipfel unter neutraler Moderation.

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