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Astronomie in Potsdam: Mondmeere und Sternfunkeln

Am Astronomietag machte die Urania Potsdam einen Teleskopblick in den Himmel über Potsdam möglich.

Potsdam - Die Mütze des zehnjährigen Luca passt zu dem, was er vorhat: Sie zeigt Sternenmotive. Zusammen mit seiner Mutter und vielen anderen Kindern ist er am Samstagabend in die Urania Potsdam gekommen, um sich im Planetarium einen „360°-Flug zu den Sternen“ anzusehen und später noch durch ein Teleskop in den Abendhimmel zu schauen. „Ich war schon mal mit der Schulklasse hier“, erzählt er, aber ein Teleskop habe er noch nie benutzt. In der Urania kann er es anlässlich des bundesweiten Astronomietages ausprobieren und sich von Urania- Mitarbeitern die Sternenbilder über Potsdam erklären lassen. Der Tag findet jährlich an einem Samstag im Frühjahr bei zunehmendem Mond statt. Bundesweit finden Veranstaltungen statt, die sich dem Universum widmen.

Zuerst aber geht es für Luca auf eine Reise zu den Sternen im Planetarium. Passend zum Motto des diesjährigen Astronomietages, „Das geheime Leben der Sterne“, zeigt und erläutert Planetariumsleiter Simon Plate kindgerecht, wie Sterne „geboren“ werden und „sterben“. Mit Lichtgeschwindigkeit geht es hin zu gigantischen Gas- und Staubwolken, die das Entstehen und Vergehen eines Sterns kennzeichnen. Und diese Reise ist vor allem eins: farbenfroh. Denn der Kosmos ist sehr bunt. „Oh“ und „Ah“ ist zu hören, wenn Plate die Zuschauer mitnimmt auf einen schwindelerregenden Flug durch ein Schwarzes Loch – welches entsteht, wenn ein sehr großer Stern verglüht, wie er erklärt.

Beteigeuze: ein Stern im Sternbild Stier

Nach der Show in der Urania-Kuppel entwickeln sich schnell Gespräche zwischen Simon Plate und den Gästen. Während sich die Erwachsenen über Theorien des am 14. März dieses Jahres verstorbenen Astrophysiker Stephen Hawking unterhalten, will der vierjährige Georg aus Potsdam vom Planetariumsleiter wissen: „Was ist denn der blaue Knochen in der Mitte?“ Die Frage höre er öfter von Kindern, so Plate. Der Junge meint die Technik, mit der die Planeten und Galaxien an den Wänden lebendig werden, den Zeiss-Sternenprojektor und das Fulldome-Projektionssystem.

Besonders gefallen habe ihm, dass die Show „nicht nur wie in so einem Film in unserem Fernseher“ gewesen sei, sagt Georg. Sondern ein bisschen so, als habe er selbst in einem Raumschiff gesessen. Die zweite Frage des Kindes lässt Plate dann sehr staunen, weil sie, wie er sagt, ganz und gar keine typische Kinderfrage sei: „Kann der Beteigeuze irgendwann mal ein Schwarzes Loch werden?“ Der Beteigeuze, das ist ein Stern im Sternbild Stier, erklärt Plate denen, die noch nicht von ihm gehört haben: „Der ist zwar riesig, aber dennoch nicht groß genug, um zum Schwarzen Loch zu werden.“

Rot-oranger Stern

In der Gutenbergstraße vor der Urania hat sich nach der Sternenshow außerdem eine kleine Menschenmenge um zwei Teleskope versammelt, mit denen die Anwesenden einen Blick in den Himmel über Potsdam werfen können.

Die Sicht ist an diesem Abend perfekt. Sehr gut erkennbar ist bei Einbruch der Dunkelheit vor allem der zunehmende Mond. Bei 50-facher Vergrößerung sind auf dem Halbmond Berge und Krater sowie die sogenannten Mondmeere erkennbar. Die „Meere“ sind natürlich keine echten Ozeane, sondern stammen von Einschlägen anderer Himmelskörper auf den Mond vor etwa vier Milliarden Jahren.

Doch nicht nur ein Eindruck von der Mondoberfläche erhalten die Besucher, sondern auch davon, welche Farbe ein Stern haben kann. Der Aldebaran etwa, ein Stern im Sternbild Stier, funkelt rot-orange. Stehen Sterne tief, ist dieses Funkeln gut sichtbar, erklären die Urania-Mitarbeiter vor Ort. Und in der zweiten Nachthälfte – da ist die Urania bereits geschlossen – seien Jupiter, Saturn und Mars sehr gut zu entdecken.

Totale Mondfinsternis im Juli

Wer in diesem Jahr etwas ganz Besonderes erleben will, dem empfiehlt Simon Plate, sich den 27. Juli vorzumerken. An diesem Tag gibt es ab etwa 21.30 Uhr die längste totale Mondfinsternis in diesem Jahrhundert. Und hinzu kommt noch etwas Seltenes: Ist der Mond nicht mehr sichtbar, sind die Sterne ringsherum erkennbar, und diesmal ganz besonders gut der Mars. Er nimmt zu diesem Zeitpunkt die geringste Entfernung zur Erde ein. „Alle Sternengucker freuen sich riesig auf diesen Tag“, so Plate.

Auch in der Urania werden zu diesem Anlass wieder Teleskope für Besucher aufgestellt. Der achtjährige Timo, der sich durch ein Teleskop gerade noch den Aldebaran angesehen hat und zum roten Funkeln noch ein blaues gesehen haben will, freut sich schon darauf: „Wir müssen unbedingt noch mal herkommen!“, sagt er beim Gehen zu seiner Großmutter. Spannende Veranstaltungen wird es sicher geben, auch, weil das Planetarium in Potsdam in diesem Jahr Jubiläum feiert: Vor 50 Jahren wurde es als Teil des „Astronomischen Zentrums Bruno H. Bürgel“ im Neuen Garten in Betrieb genommen.

Andrea Lütkewitz

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