zum Hauptinhalt
Tierfreunde. Die Aktivisten von „Veganer in Potsdam“ wollen Elefant, Löwe & Co. nicht im Zirkus, sondern in Freiheit sehen.

© Manfred Thomas

Landeshauptstadt: Artistik statt Elefanten

Tierschützer protestierten am Sonntag vor dem Circus Voyage im Kirchsteigfeld

Kirchsteigfeld - „Würdest du freiwillig durch brennende Reifen springen?“, fragt ein Schild, das von einer Tierschutz-Aktivistin hochgehalten wird. „Zirkus ist Tierquälerei“, das ist die Meinung der sieben „Vegan-in-Potsdam“-Aktivisten, die Sonntagnachmittag vor dem Eingang des Circus Voyage im Kirchsteigfeld eine Protestaktion gegen Wildtierhaltung durchgeführt haben.

„Wenn man ständig herumreisen muss, dann ist das schon für Menschen belastend“, sagt Frank Metzker, „und für Wildtiere, die viel Bewegungsdrang haben, ist es natürlich noch schlimmer, wenn sie ständig auf kleinem Raum leben müssen“. Hinzu kämen die klimatischen Belastungen gerade jetzt im Winter, die viele Tiere wie Elefanten schlecht vertrügen. „Ein Zirkus ist eine widernatürliche Umgebung für diese Tiere und kann einfach keine artgerechten Bedingungen bieten“, so Metzker.

Mit dieser Meinung stehen die Aktivisten nicht allein: Am 24. November hat die Länderkammer des Bundesrats eine Entschließung verabschiedet, die für Zirkusse ein Haltungsverbot von Elefanten, Großbären, Giraffen, Nashörnern, Flusspferden und Affen fordert. Begründet wurde dies damit, dass die engen Lebensbedingungen der Tiere häufig zu Erkrankungen, Verhaltensstörungen und Todesfällen führten. Auch die Stadt Potsdam hatte bereits 2007 Zirkusveranstaltungen mit Wildtierdarbietungen auf städtischen Flächen untersagt; der Circus Voyage, der unter anderem Elefanten, Nashörner, Flusspferde oder Giraffen in seinem Programm hat, campiert zur Zeit allerdings auf einem Privatgelände.

Die Aktivisten wollen den Besuchern aber nicht den Zirkus-Besuch verbieten: „Wir wollen erst einmal informieren und zum Nachdenken anregen, weil viele über die Situation der Tiere gar nicht Bescheid wissen“, so Metzker. „Kaum jemand dreht um, wenn wir ihm unsere Flyer gegeben haben.“ Kritik üben die Aktivisten auch an der Entscheidung des Zirkusses, die Elefantenkuh Mausi weiter im Zirkus-Verband mitzutransportieren, obwohl das Tier seit 2008 aufgrund einer Arthrose nicht mehr auftritt. Angebote von Organisationen wie Peta, die Elefantin in einen Zoo zu überführen, hätten die Betreiber bislang ausgeschlagen, so Metzker: „Der Circus Voyage stellt sich hier quer, obwohl der Transport des Tiers für ihn nur unnötige Kosten verursacht und das Tier darunter leidet.“

Fragt sich nur, ob ein Zirkus ohne Löwen und Elefanten überhaupt funktionieren kann? „Zirkus ist eine sehr schöne Sache“, betont Metzker, „aber viele Zirkusse verzichten bereits auf Wildtiere und konzentrieren sich stattdessen auf Artistik oder haben Darbietungen mit Haustieren wie Hunden.“ Erik Wenk

Zur Startseite