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ARD-Serienstart am Sonntag: Babylon Babelsberg

Die High-End-Serie „Babylon Berlin“ startet am Sonntag in der ARD – immer im Bild auch Babelsberger Außenkulissen. Die dritte Staffel ist bereits in Vorbereitung.

Berlin ist in Babelsberg. Der sichtbare Beweis wird ab Sonntag in der ARD geführt, wenn die hochgelobte und – zu Recht – mit Preisen überhäufte Serie „Babylon Berlin“ ihren Weg in das Free TV geschafft hat. Denn wenn die Hauptdarsteller Volker Bruch und Liv Lisa Fries in ihren Rollen als Polizeikommissar Gereon Rath und Stenotypistin Charlotte Richter sich durch das Berlin der 1920er Jahre ermitteln, ist es immer wieder die Kulissenstraße des Studios Babelsberg, durch die sie laufen. Die so genannte High-End-Serie war ein TV-Experiment auf mehreren Ebenen, das der Potsdamer X-Filme-Chef Stefan Arndt gemeinsam mit Partnern über vier Jahre plante und schließlich realisierte. Da war zum einen die erstmalige Kooperation von ARD und dem Pay-TV- Sender Sky gemeinsam mit Beta Film, die für die bis dato teuerste deutsche Fernsehproduktion geschlossen wurde. Überhaupt: Das Budget war mit etwa 40 Millionen Euro so hoch wie noch nie für eine deutsche Fernsehproduktion. Zum anderen arbeiteten gleich drei Regisseure parallel an den Folgen: Tom Tykwer, Henk Handloegten und Achim von Borries schrieben die Drehbücher, basierend auf den Krimis des Autors Volker Kutscher und führten Regie in dem Mammutprojekt, das neun Monate Drehzeit umfasste. 

Internationale Standards und das Niveau von Kinofilmen

Und nicht zuletzt: Für die Serie wurde die „Neue Berliner Straße“ als Außenkulisse des Studios Babelsberg konzipiert. Die 16-Millionen-Investition für Grundstückskauf und Bau der Außenkulissen in Potsdam wurde anschließend von der „Babylon Berlin“-Crew in Beschlag genommen. Und so flimmert am Sonntag und anschließend jeden Donnerstag immer auch ein Stück Potsdam über den Bildschirm, wenn die Zuschauer in die Zeit der 1920er Jahre in der damaligen In-Metropole Berlin eintauchen können. Der Babelsberger Produzent Stefan Arndt, der offensichtlich Spaß an Großprojekten hat – er produzierte auch den internationalen Blockbuster „Der Wolkenatlas“ – erklärt: „Es ist eine deutsche Serie über ein Stück deutsche Geschichte, die inhaltlich und visuell nach internationalen Standards und auf dem Niveau von Kinofilmen produziert wurde.“ Das fand bereits solchen Zuspruch, dass schon die dritte Staffel in Arbeit ist, im November soll mit dem Dreh begonnen werden. Doch, so Arndt: „Es ist auch keine leichte Serie und keine leichte Unterhaltung.“ Es sei eine Serie, „auf die man sich einlassen sollte“, empfiehlt er. 

Berlin ist in Aufruhr

Das haben bereits Millionen Zuschauer beim Bezahlsender Sky gemacht. Dort lief die Serie vergangenen Herbst und sorgte für den zweiterfolgreichsten Serienstart der Sendergeschichte. Begründet liegt das wohl neben der hochqualitativen Produktion nicht zuletzt im Spiel der gut ausgewählten Darstellerriege und der Geschichte selbst. Frühjahr 1929: Berlin ist in Aufruhr. Ob Politik, Wirtschaft oder Kultur, alles befindet sich im radikalen Wandel, wankt und wackelt. Die Extreme – auch im Alltag – nehmen zu. Luxus und Arroganz auf der einen Seite, Armut, Inflation, Arbeitslosigkeit auf der anderen Seite. Mittendrin Polizeikommissar Gereon Rath (Volker Bruch), der von Köln nach Berlin versetzt wird, um einen Kriminalfall in der Berliner Mafia zu lösen. Zusammen mit Kollegin Charlotte Richter (Liv Lisa Fries) trifft er auf einen Dschungel aus Korruption, Drogen und Waffen. Dazu kommt die erodierende Demokratie, kommunistische Demonstrationen, schwarze Reichswehr und aufkommender Nationalsozialismus, der selbst vor Behörden nicht Halt macht. 
Dabei ist es Serienmachern und Schauspielern gelungen, die Unsicherheiten, Unwägbarkeiten, das Nebulöse und die Schizophrenie dieser Weimarer Republik zwischen Exzess und Extremismus, Weltwirtschaftskrise und goldenen 1920er Jahren einzufangen. Neben den Hauptdarstellern sind Hochkaräter der deutschen Schauspielzunft wie Peter Kurth, Fritzi Haberlandt, Lars Eidinger, Matthias Brandt, Hannah Herzsprung oder Leonie Benesch in den 16 Folgen der ersten beiden Staffeln zu sehen.

„In zwölf Stunden kann die Geschichte episch entfaltet werden“

Die serielle Erzählweise biete „viel mehr Zeit, Geschichten, Figuren und Nebenhandlungen ausführlicher zu erzählen“, schwärmt Arndt. Lob kam dafür auch von Volker Kutscher, dem Autor, auf dessen Krimis die Serie basiert: „Man ist ganz nah bei den Figuren mit ihren Sorgen und Nöten, Hoffnungen und Leidenschaften.“ Seinem Buch sei dank der Serienumsetzung das Schicksal einer Kürzung des Stoffs erspart geblieben. „Er bekam alle Zeit, die er braucht: In zwölf Stunden kann die Geschichte episch entfaltet werden.“

Nicht zuletzt ist es für die Zuschauer auch ein Spiel des Entdeckens eines weiteren Hauptdarstellers: Der Stadt Berlin und ihrer Ecken, die noch heute existieren. Denn die „Babylon Berlin“-Crew nutzte nicht nur die Kulissen im Studio Babelsberg. Das Berlin von heute zeigt sich überraschend oft im 1920er Original, sei es die Bar Tausend am Schiffbauerdamm, das ehemalige Stummfilmkino „Delphi“ oder der U-Bahnhof Hermannplatz. Selbst am modernen Alexanderplatz grüßen in der Serie zumindest zwei Gebäude aus der Epoche: das Alexander- und das Berolinahaus. Und dazwischen immer wieder die Kulisse „Neue Berliner Straße“ in Potsdam: Babylon Babelsberg, sozusagen.

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