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Landeshauptstadt: Architekten im Eiskeller

Kühlhaus der Brauerei in Nowawes wird saniert

Auf dem Gelände der bis 1939 produzierenden Alten Brauerei im Winkel zwischen Alt Nowawes und Neuer Straße wird nun auch der verfallene Eiskeller saniert und neu genutzt. Bauherr ist das Architektenteam Carl Schagemann und Claudia Schulte, das den um 1870 errichteten Backsteinbau, in dem die Schlossbrauerei Berlin-Schöneberg ihre Biere kühlte, in ihren Sitz mit Büros und Wohnungen umwandelt. Ein „Keller“ ist das in der Industriearchitektur jener Zeit errichtete Gebäude mit einer Traufhöhe von acht Metern eigentlich nicht, sondern eher ein Kühlhaus.

Für die erfahrenen Architekten, die seit zehn Jahren in Babelsberg ansässig sind und außerdem in Bremen ein Büro haben, stellt die Rettung des Baudenkmals eine durchaus anspruchsvolle Aufgabe dar. So waren die Außenwände teilweise soweit aus dem Lot geraten, dass sie abgetragen und aus den alten Steinen neu aufgemauert werden mussten. Ebenso müssen Dach und Dachstuhl, der durch Pilzbefall geschädigt ist, erneuert werden. Ursprünglich ohne Zwischengeschosse, wird das Haus in vier Ebenen unterteilt. Dabei bewahren die Architekten denkmalwerte Details. So wird das Haus auch im Inneren „ziegelsichtig“ bleiben, ebenso erhält es wieder die „preußische Kappendecke“ aus halbrunden Segmenten, wie man sie auch aus alten Gaststätten kennt. Die Wände des Eiskellers sind 1,35 Meter dick, innen früher mit vier Hohlräumen, die mit Torf gefüllt waren. Diese einfache Konstruktion hielt „ganz ohne Einsatz von Strom und Erdöl“, wie Claudia Schulte mit Hochachtung vor den damaligen Baumeistern feststellt, das Bier bei jeder Außentemperatur kühl. Die Fenster, die nun in die dicken Mauern eingebaut werden, sollen „wie mit Messern hineingeschnitten“ werden und sich damit klar von der alten Substanz absetzen. Sie haben Fensterbänke mit einer Tiefe von 65 Zentimetetern. Das wollte man bei den ihre Leistungen anbietenden Baufirmen zuerst gar nicht glauben, es müsse doch wohl 6,5 Zentimeter heißen.

Zurzeit wird die erste Zwischendecke eingezogen; Mitte diesen Jahres sollen die Arbeiten beendet sein, mit denen unter anderen die Luckenwalder Baufirma Neumann und der Babelsberger Baudenkmalpfleger Roland Schulze beauftragt wurden. Den beiden Architekten werden ihre Erfahrungen bei der denkmalgerechten und preisgekrönten Sanierung eines alten niedersächsischen Handwerkerhauses zugute kommen. Zudem ist Claudia Schulte Spezialistin in Sachen Baukonstruktion und nimmt in diesem Fach eine Professur an der Hochschule Neubrandenburg wahr. Ansonsten ist das Team vielseitig tätig. Zu seinen Bauten zählen das neue Musicaltheater in Bremen, das Audimax der Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) und in Potsdam das in diesem Jahr am Griebnitzsee fertiggestellte Lehr- und Mensagebäude der Uni sowie der Erweiterungsbau für das Humboldt-Gymnasium.

Mit der Rettung und neuen Nutzung des Eiskellers leisten Carl Schagemann und Claudia Schulte einen wesentlichen Beitrag zur Verwirklichung des vom Sanierungsträger Stadtkontor aufgelegten Projektes „Alte Brauerei“, Alt Nowawes 26 - 32. Neben der Sanierung des Hauptgebäudes für Wohnzwecke und der ehemaligen Remisen als Büros zählt der Neubau von zwölf Stadthäusern dazu.

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