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Fast alles da. Murhaf Husam Eddin eröffnet am 1. Juni sein Lebensmittelgeschäft in der Charlottenstraße. Eddin hat bereits zahlreiche Projekte gestartet, so hat er einen Videofilm gedreht, in dem er sich in Potsdam bei Deutschen für seine Aufnahme hier bedankt (PNN berichteten).

© A. Klaer

Arabischer Lebensmittelladen in Potsdam: Halva, Hummus & Co.

Wo geht man einkaufen, wenn man syrisch oder libanesisch kochen will? Am 1. Juni eröffnet „Rams Lebensmittel“, Potsdams erstes Geschäft, das nur arabische Waren führt.

Potsdam - Wer ist Potsdam regional einkaufen möchte, hat es leicht: Vom Beelitzer Spargel bis zum Teltower Rübchen ist die Auswahl groß. Was jedoch, wenn man Lebensmittel sucht, um typisch arabische Speisen zuzubereiten? Vor dieser Frage stand auch Murhaf Husam Eddin immer wieder: Der 23-Jährige ist vor drei Jahren aus Syrien geflohen und lebt seitdem in Potsdam. Er nahm die Sache selbst in die Hand. Am 1. Juni eröffnet er in der Charlottenstraße 99 ein Geschäft für arabische Produkte, „Rams Lebensmittel“.

Von außen sieht man noch nicht viel, die Scheiben sind abgeklebt, doch viele Regale sind bereits säuberlich eingeräumt. Hier und da liegen noch Werkzeuge, auf der Fensterbank steht ein arabisches Kaffee-Service aus Metall, im hinteren Raum warten Kühlschränke darauf, ausgepackt und eingeräumt zu werden. „Es ist schon fast alles gekauft“, sagt Husam Eddin und zeigt auf ein Regal mit Bohnen in Dosen: „Libanesische Bohnen, kurdische Bohnen, syrische Bohnen, irakische Bohnen, “ Ähnlich sieht es beim Tahin aus, eine Sesampaste, die für die Zubereitung von Hummus benötigt wird: Es gibt drei verschiedene Sorten aus verschiedenen arabischen Ländern. Ebenso fünf verschiedene Sorten Halva, eine Süßigkeit aus Sesam-Mehl und Honig. Außerdem arabischen Kaffee, Rosentee, Molokhia-Blätter, Datteln, 70 verschiedene Gewürze – für jeden ist etwas dabei.

Nach Berlin fahren ist auf Dauer zu teuer

Husam Eddin sieht auf den ersten Blick nicht unbedingt wie der Geschäftsführer eines Lebensmittelladens aus: Der junge Mann mit dem Pferdeschwanz ist von Haus aus professioneller Fotograf, er macht Fotos für Werbeanzeigen, für Hochzeiten, Modefotos. Wieso wurde er zum Lebensmittelhändler? „Ich hatte oft Schwierigkeiten, wenn ich hier in Potsdam bestimmte Sachen zum Kochen gesucht habe, und musste dann immer nach Berlin fahren und alles hierher tragen“, sagt Husam Eddin. „Also habe ich irgendwann gedacht: Okay, ich mache einfach hier einen Laden auf.“ Ganz einfach war das nicht: Der angehende Lebensmittelhändler holte sich viel Rat und Hilfe aus dem Freundes- und Verwandtenkreis, recherchierte im Internet, sprach mit anderen Händlern. Irgendwann war es soweit: Ein Raum war gefunden, Waren konnten bestellt werden. Kundschaft sollte garantiert sein, denn Husam Eddin weiß, dass es vielen Flüchtlingen aus dem arabischen Raum, die mittlerweile in Potsdam leben, genauso geht wie ihm: „Zu 90 Prozent fahren alle nach Berlin, ein- bis zweimal pro Woche, ich und meine Familie haben das auch gemacht.“ Das sei irgendwann zu teuer, so Husam Eddin.

Es wird natürlich nicht der erste Laden für arabische Lebensmittel in Potsdam sein: Bereits seit 2011 gibt es am Erlenhof 36 den „Markt am Schlaatz“, der neben deutschen Produkten auch eine große Auswahl arabischer, türkischer und russischer Lebensmittel anbietet. „Viele unserer Kunden sind muslimisch“, sagt Viktoria Kaner-Zia, die den Supermarkt zusammen mit ihrem Mann Khalil Kaner-Zia führt. „Die können hier ganz entspannt einkaufen, weil alle Produkte bei uns halal, also nach islamischem Recht zulässig sind.“

Landestypische Lebensmittel

Seit etwa eineinhalb Jahren sei das Angebot arabischer Lebensmittel noch einmal um rund 40 Prozent gewachsen, so Viktoria Kaner-Zia. Das hängt natürlich mit den wachsenden Flüchtlingszahlen zusammen: Allein 2015 wurden rund 1500 Flüchtlinge in Potsdam aufgenommen, viele davon aus Syrien. Potsdams größtes Flüchtlingswohnheim an der Alten Zauche ist nur knapp 300 Meter von dem Supermarkt entfernt. „Im letzten Jahr sind viele Syrer gekommen, davor viele Kurden, davor viele Tschetschenen“, sagt Kaner-Zia. Sie alle hatten nach bestimmten, landestypischen Lebensmitteln gefragt, jedes Mal hatte der Markt sein Sortiment dementsprechend erweitert.

Es habe zwischendurch auch zwei andere arabische Lebensmittelläden in Potsdam gegeben, die sich aber nicht hatten halten können, sagt Kaner-Zia: „Wir sind zum Glück geblieben.“ Gegen das neue Geschäft in der Charlottenstraße hat sie nichts einzuwenden: „Ich bin immer für eine gesunde Konkurrenz.“ Zudem betreibt das Ehepaar noch eine zweite Filiale mit dem Namen „Internationale Lebensmittel“ in der Lindenstraße 46.

„Rams Lebensmittel“ hat recht gute Chancen: Husam Eddin will in dem 70 Quadratmeter großen Geschäft nämlich nicht nur verkaufen, sondern davor auch Stühle und Tische aufstellen, damit Kunden original arabischen Tee und Kaffee trinken und arabisches Gebäck essen können. Zudem hat Husam Eddin schon jetzt viel positives Feedback erhalten, obwohl er noch keinerlei Werbung gemacht hat: Seine Facebook-Seite hat rund 200 „Gefällt mir“-Angaben. Offiziell eröffnen wird „Rams Lebensmittel“ am 4. Juni: Dann gibt es ab 16 Uhr kostenfrei Tee und Kaffee.

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