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Ute Kanter vom Kostümfundus Babelsberg zeigt, wie man eine Schutzmaske näht.

© Ottmar Winter

Anleitung: Masken aus Kostümstoff: Coronavirus-Mundschutz selber nähen

Eine Anleitung im Video: Im Kostümfundus Babelsberg, am Hans Otto Theater und beim Designer Marco Marcu werden in der Corona-Krise Schutzmasken genäht.

Von Sarah Kugler

Potsdam - Angeschafft wurde der Baumwollstoff für den Film „Drei Engel für Charlie“ aus dem Jahr 2019. Seit vergangener Woche werden im Kostümfundus Babelsberg Schutzmasken daraus genäht. Gedreht wurde die Produktion unter anderem im Filmstudio Babelsberg, aus dem weißen Stoff wurden Laborkittel geschneidert, die im Film zu sehen sind. „Bei Filmproduktionen bleibt ja meist etwas übrig, uns hilft das jetzt“, sagt Ute Kanter, Leiterin der Kostümwerkstatt des Kostümfundus Babelsberg. Vor kurzem hat sie noch an Anzügen für die Schauspieler Tom Holland (Spiderman“) und Mark Wahlberg („Departed“) genäht, wie sie erzählt. Wie berichtet sollen beide im Film „Uncharted“ mitwirken, ein Projekt, das ebenfalls teilweise in Babelsberg entstehen soll. Nun sind es eben Masken.

Coronavirus: Schutzmasken für das Klinikum nähen

Kanter und ihre Kollegen folgen damit dem Aufruf der Stadt Potsdam und des Bergmann-Klinikums, um Hilfe beim Schutzmaskennähen – die Ressourcen sind knapp. „Wir haben gesehen, dass die Kollegen vom Hans Otto Theater derzeit schneidern und wollten auch helfen“, sagt Kanter. Es sei schön, ein Stück vom großen Ganzen zu sein. Zu sechst arbeiten sie zusammen. Auf Sicherheitsabstand wird geachtet, auch die PNN durften den Fundus nur mit einer Gesichtsmaske betreten.

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Genäht wird im Kostümfundus grob nach der Anleitung der Universität Essen, die auch auf der Homepage des Bergmann-Klinikums zu finden ist. Allerdings verzichten Kanter und ihre Kollegen auf einen eingenähten Draht. 

Benötigt werden dazu: Stoff, der bei mindestens 60 Grad waschbar ist. Nur dann wird das Virus abgetötet und die Maske kann wiederverwendet werden. Baumwolle eignet sich dazu am besten. Eine Schere, eine Nähmaschine, Garn, ein Meter lange Bänder, im besten Fall ein Bügeleisen.

Schritt 1: Zuschneiden

Zunächst wird pro Maske ein rechteckiges Stoffstück von 20 mal 40 Zentimetern zurechtgeschnitten.

André König aus dem Uniform-Fundus schneidet Stoff zu. 
André König aus dem Uniform-Fundus schneidet Stoff zu. 

© Ottmar Winter

Schritt 2: Schlauch nähen

Ist der Stoff zugeschnitten, wird er einmal quer gefaltet, sodass die kürzeren Kanten aufeinander liegen. Diese werden mit einer einfachen Naht zusammengenäht, es entsteht ein Stoffschlauch.

Ute Kanter zeigt den Schlauch.
Ute Kanter zeigt den Schlauch.

© Ottmar Winter

Schritt 3: Falten legen und eventuell bügeln

In diesen Schlauch werden im nächsten Schritt etwa 1,5 Zentimeter breite Falten gelegt, ideal ist, sie mit dem Bügeleisen zu fixieren. Durch die Falten legt sich die Maske später gut über Nase, Mund und Kinn.

Der Stoff wird in  Falten gelegt und gebügelt. 
Der Stoff wird in  Falten gelegt und gebügelt. 

© Ottmar Winter

Schritt 4: Falten fixieren

Der gefaltete Stoff wird dann rechts und links mit jeweils einer einfachen Naht fixiert.

Die Falten werden von Franziska Lehmann festgenäht. 
Die Falten werden von Franziska Lehmann festgenäht. 

© Ottmar Winter

Schritt 5: Bänder annähen

Dann wird auf jede Seite jeweils ein etwa 1 Meter langes Band genäht. Diese werden später einmal über und einmal unter den Ohren hinten am Kopf verknotet.

Ilona Kühne näht blaue Bänder an. 
Ilona Kühne näht blaue Bänder an. 

© Ottmar Winter

Damit die Masken nicht ganz so langweilig aussehen, werden im Kostümfundus auch farbige Bänder vernäht. Ein besonders schönes blaues Band stammt noch aus DDR-Zeiten, auf der Rolle ist noch der Preis von 20 Pfennig zu lesen. „Für die Seele muss es ja auch schön sein“, sagt Ute Kanter und lacht. 

Etwa 100 Masken am Tag werden im Kostümfundus genäht, sie alle gehen ausnahmslos an das Bergmann-Klinikum. Um einen eventuellen Bedarf von Privatpersonen abzudecken, bleibt keine Zeit, wie Kostümfundus-Chefin Gabriele Leuter sagt. Auch wenn derzeit wie berichtet der Filmbetrieb stillgelegt ist, stünden Reperatur- und Ausbesserungsarbeiten an.

PNN-Redakteurin Sarah Kugler durfte nur mit Maske und Sicherheitsabstand in den Fundus.
PNN-Redakteurin Sarah Kugler durfte nur mit Maske und Sicherheitsabstand in den Fundus.

© Ottmar Winter

Marco Marcu verkauft Masken an Privatpersonen

Der Potsdamer Designer Marco Marcu näht hingegen auch für Privatpersonen. Im Alleingang stellt er derzeit ebenfalls Masken aus „einem sehr soften Baumwollstoff“ her, die mit Gummis an den Ohren befestigt werden können. 15 Euro kostet eine Maske, Porto kommt eventuell noch hinzu, bestellbar sind sie per Mail an: go@m-marcu-fashiondesign.de Marcu gleicht damit zumindest etwas seinen Verdienstverlust aus, denn auch seine Modeproduktion muss derzeit stillstehen. „Es ist also gut für mich, aber vor allem gut für Leute, die nicht selbst nähen können und für das Klinikum“, sagt er.

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Das bekommt derzeit auch noch Unterstützung vom Hans Otto Theater (HOT), das ebenfalls Masken aus Baumwolle näht und sie dem Bergmann-Klinikum als Spende zukommen lässt. Im Moment seien sieben Schneiderinnen und eine Requisiteurin damit beschäftigt, pro Tag etwa 160 Masken herzustellen. Das teilte das HOT auf PNN-Anfrage mit.

Masken für nicht-medizinisches Personal

Sowohl das Bergmann-Klinikum als auch das St.-Josefs-Krankenhaus sind auf die Masken angewiesen, da Schutzkleidung immer knapper wird. Wie beide Kliniken auf Nachfrage betonten, werden die selbstgenähten Masken ausschließlich in den Bereichen ohne direkten Patientenkontakt verwandt. „Sie werden von unseren Mitarbeitern der Technik, Verwaltung, Küche und dem Labor sowie externem Personal von Fremdfirmen getragen und dienen dem Fremdschutz“, teilte das Bergmann-Klinikum den PNN mit.

Den gesamten Mund-Nasen-Schutz im klinischen Alltag könnten die Stoffmasken nicht ersetzen, wie auch ein Sprecher des St. Josefs sagte. Sie könnten aber helfen, den internen Verbrauch der medizinisch geprüften Einweg-Schutzmasken stark zu reduzieren und unterstützten somit auch das medizinische Personal. 

Wie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung erklärt, schützen die Stoffmasken zwar nicht den Maskenträger vor dem Virus, sie können aber helfen, die Virus-Verbreitung durch Tröpfchen, die beim Husten, Niesen oder Sprechen entstehen, zu verringern. Das St. Josefs bittet, bei den Spenden nicht vergessen zu werden. Masken könnten am Empfang hinterlassen oder per Post an das Alexianer St. Josefs-Krankenhaus, Pflegedirektion, Zimmerstrasse 6, 14471 Potsdam geschickt werden.

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