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Von diesem Fahrgeschäft stürzte eine 29-jährige Mitarbeiterin Ende September 2019 und starb.

© Katharina Wiechers

Anklage wegen fahrlässiger Tötung: 47-Jährige nach Rummelunfall vor Gericht

Im Oktober beginnt am Amtsgericht Potsdam der Prozess nach dem tödlichen Sturz einer 29-Jährigen von einem Fahrgeschäft am Lustgarten im September 2019. Eine Kleinmachnowerin ist wegen fahrlässiger Tötung angeklagt. 

Von Carsten Holm

Potsdam - Die 47 Jahre alte Sandra H. aus Kleinmachnow muss sich ab 9. Oktober an vor dem Amtsgericht wegen fahrlässiger Tötung verantworten. Die Staatsanwaltschaft legt ihr zur Last, am 29. September vergangenen Jahres auf dem Potsdamer Herbstfest im Lustgarten als Mitarbeiterin des Fahrgeschäfts „Playball“ den Tod der 29 Jahre alten Rumänin Andrada C. verursacht zu haben. 

Andrada C. sowie ihr Freund und Landsmann Grigore C. arbeiteten für das von der Familie Meyer aus Stahnsdorf betriebene Karussell. Sie standen an jenem Sonntag gegen 16.30 Uhr auf der Drehplattform, wo sie wie immer die Sicherheitsbügel der Kabinen überprüften. Plötzlich setzte sich der „Playball“ in Bewegung. Grigore C. konnte sich festhalten, seine Freundin wurde vor seinen Augen von der Plattform geschleudert, stürzte einige Meter tief und prallte neben zwei Schülerinnen auf den Asphalt. Rettungssanitäter und ein Arzt waren schnell am Ort des Geschehens, ihre Hilfe aber war vergeblich. Noch an der Unfallstelle erlag die junge Frau ihren schweren Verletzungen.

Höhere Geschwindigkeit als üblich

Den Unfallhergang konnte die Staatsanwaltschaft anhand eines Gutachtens des TÜV Rheinland schon bald rekonstruieren. Demnach saß, wie ein Sprecher den PNN seinerzeit bestätigte, die nun angeklagte Mitarbeiterin des „Playball“ zum Zeitpunkt des Unfalls am Schaltpult des Kassenhäuschens. Sie habe das Karussell womöglich gestartet, ohne sich zu vergewissern, dass sich niemand mehr auf der Plattform aufhielt. Zudem sei der „Playball“ ohne den üblichen Warnton und mit höherer Geschwindigkeit als üblich in Bewegung gesetzt worden. Deswegen habe Andrada C. laut Gutachten keinen Halt mehr gefunden.

Das Unglück hatte große Anteilnahme unter den Schaustellern des Herbstfests und unter Potsdamer Bürgern gefunden. Sie richteten am Unfallort einen kleinen Gedenkort mit Fotos der Rumänin, mehr als 40 Grablichtern und Blumen ein. Zu einem Trauergottesdienst auf dem Herbstfest kamen rund 80 Besucher.

Geklärt werden soll vor Gericht, ob die Mitarbeiterin den „Playball“ am Steuerpult zum falschen Zeitpunkt auf automatische Steuerung gestellt hatte und die Fahrt daher nicht mehr abrupt gestoppt werden konnte. Zunächst sind drei Verhandlungstage vorgesehen. Der Strafrahmen für dieses Delikt liegt zwischen einer Geldstrafe und fünf Jahren Haft.

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