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Marik Roeder ist ein Youtube-Star, erreicht mit seinen Videos Millionen von Jugendlichen und ist doch sympathisch-bodenständig geblieben.

© A. Klaer

Animationskünstler "Darkviktory" aus Potsdam: Mister Youtube

Der Animationskünstler Marik Roeder begeistert mit seinem Youtube-Kanal "Darkviktory" Millionen von Jugendlichen im Netz. Seine Videos wurden über 30 Millionen Mal angeklickt. Er lebt in Potsdam und verdient mit seiner Passion Geld - ganz real.

Potsdam - Marik Roeder ist so, wie man sich einen echten Teenie-Star vorstellt. Er sieht gut aus, trägt coole Klamotten samt Ohrring und verspiegelter Sonnenbrille, und hat es sich auf der ausladenden Couch in einem Potsdamer Szenecafé gemütlich gemacht. Er strahlt und hat auch allen Grund dazu: Gerade erst zeigte er seinen ersten Film „tubeclash“, einen Zusammenschnitt seiner gleichnamigen Youtube-Serie in ausgewählten deutschen Kinos, schon bestellen seine Fans reihenweise die kürzlich erschienenen Film-DVDs. Seinen Ruhm verdankt der 25-jährige der Videoplattform Youtube. Mit knapp 30 Millionen Klicks gehört er dort zu den deutschen Stars, seine Fans sind größtenteils zwischen elf und siebzehn Jahre alt.

Angefangen hat alles vor neun Jahren. Der damals sechzehnjährige Potsdamer begeisterte sich für Mangas und Animes, japanische Zeichentrickfilme – letztere gab es damals vorwiegend auf Japanisch. Eine Youtuberin brachte ihn mit ihren Videos auf die Idee, Szenen von Animes ins Deutsche zu übersetzen und selbst nachzusynchronisieren. Er eröffnete und füllte seinen Kanal darkviktory, eine Anspielung auf den gleichnamigen Batman Comic. So nennt er sich bis heute. Über Jahre tauschte er sich mit Gleichgesinnten in der Community aus, sie verbesserten und kritisierten sich gegenseitig. Deutsche Animes – das war neu. Später parodierte er dann populäre Fernsehformate wie „Dschungelcamp“ oder „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) ebenfalls im Zeichentrickstil.

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Bereits 2013 war er für eine Parodiefolge des DSDS-Finales 2012 für den Deutschen Webvideopreis nominiert. In Kooperation mit der Bundeszentrale für Politische Bildung fütterte er Jugendliche daneben über sein Format „BrainFed“ mit Wissen.

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Zum endgültigen Durchbruch aber verhalf ihm die geniale Idee, zehn der bekanntesten deutschen Youtuber in einer Animeparodie gegeneinander antreten zu lassen. In der zehnteiligen Serie „tubeclash“ traten die Parodien bekannter Youtube-Stars wöchentlich als Zeichentrickfiguren auf einer einsamen Insel gegeneinander an. Die Zuschauer durften die Handlung bestimmen und – ganz im Stil der Fernsehformate – Akteure „rausvoten“, bis schließlich ein Sieger feststand. Die Charaktere sind vor allem sogenannte „Let's Player“, sie spielen Computerspiele, filmen sich dabei und kommentieren ihr Fortschreiten auf ihren Kanälen.

Nicht über Nacht berühmt

Ein Konzept wie tubeclash war gänzlich neu. Laut Marik gibt es bis heute nur wenige Youtube-Kanäle mit deutschen selbstgezeichneten Animes, kein Wunder, denn sie sind aufwendig. Warum diese Idee, wie Marik sagt, „ein sicheres Ding“ ist, ist klar: Wer Stars mit Hunderttausenden Abonnenten gegeneinander antreten lässt, erreicht selbst die Massen und wird bekannt. Oder besser: Viral. Von seinen Zugriffszahlen, von seiner Reichweite in sozialen Netzwerken können die allermeisten nur träumen. Dieses Jahr wurde er bereits er mit dem Webvideopreis in den Kategorien „Skript“ und „Animation“ ausgezeichnet, auch Chancen auf einen Preis in der Kategorie „Best Video of the Year“ 2015 hat er. Die Entscheidung fällt bei der Preisverleihung im Juni in Düsseldorf.

Über Nacht berühmt wurde Marik nicht. Sein Abitur machte er in Brandenburg, seine Ausbildung zum Mediendesigner brach er kurz vor den Prüfungen ab und machte sich selbstständig. Jahrelang baute er nebenbei seine Fähigkeiten aus, brachte sich autodidaktisch Programme bei, belas sich und trainierte seine Stimme – die Figuren in seiner Serie synchronisiert er samt Dialekten er fast alle selbst.

Exklusiv für die Community

Bei vielen Fans verursacht die Serie den Kommentaren zufolge „Gänsehautfeeling“. Wer tubeclash dagegen schaut und rein gar nichts versteht, weil er schon mit den Begriffen „Master“ oder „Titan“ nichts anfangen kann, liegt vermutlich nicht nur außerhalb der Zielgruppe, sondern auch außerhalb einer ganz eigenen Jugend-Video-Welt. Ganz bewusst ist das Format „tubeclash“ ein exklusives Communityprodukt. Die Macher, dazu gehören neben Marik Roeder auch Alican Kuzu und Dennis Kostas, studierten wochenlang Videos. Die Serie funktioniert nur, wenn man die Kanäle und Akteure kennt und somit die Anspielungen versteht. In ein Fernsehformat umwandeln kann man die Serie nicht, Fernsehzuschauer ohne Youtube-Hintergrund würden die Inhalt nicht verstehen.

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Die Serie tubeclash lief ab August 2014 und eine ganze Marketingmaschine lief mit: Eine Crowdfunding-Kampagne über die Plattform startnext ermöglichte die Umsetzung. Ausgestattet mit gut 8 000 Euro konnte sich dasdreiköpfige Animationsteam über drei Monate hauptberuflich mit den Videos beschäftigen – oft bis zu 16 Stunden am Tag, sagt Marik. Daneben wurde in zusätzliche Synchronsprecher investiert, den passenden Titelsong „Antiheld“ gab es auch. Viele Kontakte hatte Marik noch aus seiner Anfangsphase in der Fandubszene. Schließlich produzierten sie aus der Serie einen Film, mieteten deutschlandweit Kinos für die Fans und nun stehen die DVDs in Deluxe-Versionen in den Regalen. Ein großes Netzwerk aus PR-Leuten und Sponsoren, alle helfen und verdienen kräftig mit. Youtube hat sein eigenes, komplexes Ökosystem. Und produziert Stars.

Internet-Mobbing zum Problem

Den Hype und Youtube als Plattform sieht Marik – wie viele seiner Kollegen – kritisch. Eine Meinung konnte er sich in seinen neun Jahren Erfahrung bilden, Youtube selbst gibt es erst seit zehn Jahren. Heute trete Youtube weit weniger Einnahmen ab als noch zu Beginn. Leben kann man zwar damit, Sponsoren und Product Placement polieren die Einkünfte aber kräftig auf. Früher habe man mit vierstelligen Klickzahlen so viel verdient wie heute mit siebenstelligen, seine Einkünfte sind daher konstant.

Daneben ist mit der Videoflut auch Internet-Mobbing ein Problem geworden: „Ein falscher Schritt und du hast eine millionenstarke Teenie-Community gegen dich“, so Marik. In einigen tubeclash-Folgen habe er deshalb subtil Handlungsempfehlungen eingebettet, zum Beispiel lässt er einen Roboter mit Hasskommentaren schießen und die Charaktere darauf reagieren. Der Verantwortung sei er sich bewusst.

London "ist wie Potsdam, nur größer"

Bis heute lebt Marik gemeinsam mit seinem Freund, dem Youtuber Dennis Kostas, in Potsdam. Die Stadt gefalle ihm, anders als etwa Köln. Dort nämlich tobt der Youtube-Tourismus, Fans reisen an, setzen sich vor den Dom und warten, bis ihre Stars vorbeilaufen. Ein „Youtube-Haus“ gibt es schon, dort leben ein paar der Bekanntesten in einer Wohngemeinschaft zusammen. Auch in Berlin wird gekreischt, Potsdam dagegen sei unaufgeregter. Ein Jahr wollen die beiden dennoch gerne einmal weg, nach London. „Das ist wie Potsdam, nur größer“ schmunzelt Marik und arbeiten könne er von überall auf der Welt. Ideen hat er genug.

Den Entwicklungen zum Trotz will Marik auf Youtube noch eine Weile weitermachen und die Plattform als Sprungbrett nutzen. Für Herbst 2015 ist eine zweite Staffel von tubeclash geplant, erste Vorgespräche mit der Brandenburgischen Filmförderung gab es bereits. Mit mehr Budget sollen auch mehr Charaktere mitspielen können und das Animationsteam entlastet werden. Eine Trilogie soll es werden.

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Aber auch wenn er einmal kein Youtube-Star mehr ist, ist er doch immer noch jemand: Ein selbstständiger Animationskünstler so betont er, der mit seiner Passion, ganz real, Geld verdient. Vielleicht ist diese Gewissheit der Grund, warum er so sympathisch und bodenständig geblieben ist.

Rita Orschiedt

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