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Landeshauptstadt: Andere Vita und bestenfalls Arbeit

Projekt „Regionalbudget“: Zwei Millionen Euro für 182 Jobs und Lehrstellen

Mehr neue Stellen als geplant: Die Stadtverwaltung Potsdam zieht nach anderthalb Jahren Regionalbudget eine positive Bilanz: 182 Potsdamer hat sie seit Juni 2005 mit dem Geld aus dem EU-Sozialfond in Arbeit gebracht. Zum Ziel hatte sie sich lediglich gesetzt, bis Juli 123 feste Jobs zu vermitteln. Trotzdem ist das Budget noch nicht ausgeschöpft: 2,9 Millionen Euro hat das Arbeitsministerium der Landeshauptstadt dafür gezahlt, dass sie nach eigenem Konzept Arbeit schafft. Erst zwei Millionen Euro hat Potsdam bisher ausgegeben, sagte Regionalbudget- Koordinatorin Gabriele Röder gestern bei einem Pressegespräch.

Zufrieden mit dem Potsdamer Ergebnis zeigte sich auch der zuständige Referatsleiter beim Arbeitsministerium, Volker Offermann. Das Regionalbudget soll ab Juli 2007 in ganz Brandenburg eingeführt werden. 18 Millionen Euro sollen dann insgesamt fließen. Beim Modellversuch in Potsdam sowie in den Kreisen Barnim, Spree Neiße und Prignitz, habe das Land erstmals „gewagt, keine Förderbedingungen festzuschreiben, sondern Ziele zu setzen“, so Offermann. Die Kommunen hätten sie mit eigener Kreativität übererfüllt. Zusammen haben sie mehr als 300 neue Arbeitsplätze geschaffen.

Potsdam hat dabei nach zwei verschiedenen Konzepten gearbeitet: „IDA – Ideen und Arbeit“, einem Miniförderprogramm für Existenzgründer und dem Stufenprogramm für langzeitarbeitslose Jugendliche „Step by Step“, zu dem die Paga (Potsdamer Arbeitsgemeinschaft zur Grundsicherung Arbeitssuchender) 1,3 Millionen Euro beigesteuert hat. 112 junge Potsdamer haben so einen Job gefunden, elf eine Lehrstelle.

Insgesamt haben bisher 240 Jugendliche und 35 Erwachsene an dem anderthalbjährigen Programm teilgenommen. Rund 14 Monate haben sie währenddessen direkt in einem Betrieb gearbeitet. Rund 150 Potsdamer Unternehmen haben mit der Stadt zusammengearbeitet – aus der Dienstleistung-, der Bau- und der Medienbranche. Nur 37 Jugendliche haben das Projekt abgebrochen – laut Offermann eine sehr geringe Quote. „Wenn wir den Jugendlichen erzählen, was nach der Förderung passiert, sind sie viel motivierter“, erklärt Paga-Chef Frank Thomann. Und selbst die 80 Teilnehmer, die immer noch keine Arbeit haben, hätten nun zumindest eine „ganz andere Vita“, meint Röder. Sie hätten jetzt Berufserfahrung und müssten sich nicht mehr als Langzeitarbeitslose um einen Job bewerben.

Dank IDA sind in Potsdam 46 Kleinstfirmen entstanden: Auch der Marquardter Kräutergärtner Jürgen Brüggemann hat sein Unternehmen mit den rund 5000 Euro Hilfe aufgebaut. Auf 1,6 Hektar Land pflanzt er Küchen- und Heilkräutern an – die er an Bio-Großhändler und Gastronomen, aber auch auf dem Wochenmarkt am Nauener Tor, verkauft. Und er bietet Führungen durch den Kräutergarten und Seminare an – eine Idee, die die Stadtverwaltung überzeugt hatte, das Projekt zu unterstützen. Insgesamt sind rund 200 Vorschläge bei Gabriele Röder eingegangen, rund 70 erhielten einen Zuschlag.

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