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Amtsgericht Potsdam: Die Geldbörsen-Verschwörung

Der umstrittene Publizist Christoph Hörstel ist wegen Unterschlagung verurteilt worden. Er aber sieht sich unschuldig.

Der vielfach als Verschwörungstheoretiker kritisierte Publizist Christoph Hörstel hat Ärger mit der Justiz. Ein Sprecher des Amtsgerichts bestätigte, dass der Potsdamer und frühere ARD-Auslandsjournalist, der heute im sozialen Netzwerk „Facebook“ mehr als 79 000 Freunde hat, jüngst wegen Unterschlagung zu 40 Tagessätzen zu je zehn Euro verurteilt worden ist. Auf PNN-Anfrage sagte der Aktivist, der auch Gründer der Kleinstpartei „Deutsche Mitte“ ist, dies sei nun schon der zweite Versuch der Potsdamer Justiz, „mich zum Kleinkriminellen abzustempeln“. Er habe bereits Rechtsmittel einlegen lassen, so Hörstel, der in Potsdam auch als Mitbegründer einer Bürgerinitiative gegen das Pfingstberg-Projekt von Springer-Vorstand Mathias Döpfner bekannt geworden war.

Die Geschichte in Kurzform: Hörstel soll einem Mann, der am 31. Juli vergangenen Jahres seine Geldbörse in Potsdam verloren hatte, diese nach Hause geschickt haben – allerdings fehlten nach Auffassung der Ermittler mehr als 80 Euro. Was aus seiner Sicht tatsächlich passiert sein soll, hat der Publizist unter der Überschrift „Christoph Hörstel auf krimineller Bahn?“ bereits auf seiner Internetseite veröffentlicht.

Kein Geld in der Brieftasche?

Demnach sei er an dem Tag „in erschöpftem Zustand wegen Überarbeitung“ zusammen mit seinem vier Jahre alten Sohn zur DM-Drogerie in der Jägerstraße gefahren. Ein Kunde dort habe seine Brieftasche liegen gelassen. Hörstel erklärt, er habe dem Mann noch folgen wollen, um das Portemonnaie zurückzugeben – doch vergeblich. „Über dieser fixen Idee habe ich den einfachsten und zeitsparendsten Schritt vergessen: die Brieftasche an meiner Kasse abzugeben“, ärgert sich Hörstel nun in seiner Online-Erklärung. Er habe den Einkauf ins Auto gepackt und in der Zeit die fragliche Brieftasche auf das Autodach gelegt. Doch dann sei plötzlich sein Sohn aus seinem Blickfeld verschwunden, ihn habe er kurz gesucht und darüber die Geldbörse auf dem Dach schlicht vergessen. Er habe sich erst wieder daran erinnert, als er losgefahren war. Also sei er zurück zum Parkplatz in der Jägerstraße gefahren, und dort im Rinnstein habe er die Geldbörse schließlich wiedergefunden.

In der Brieftasche seien mehrere Karten und Ausweise gewesen, betont Hörstel – aber kein Geld. Er habe sich schließlich entschieden, das Portemonnaie mit der Post zu versenden. Doch auch dabei entschied sich Hörstel für ein Verhalten, das den Ermittlern offenbar verdächtig vorkam. Hörstel: „Ich nahm wie gewöhnlich einen der alten Umschläge, deckte vor allem meine Anschrift ab, strich auch den alten Absender durch, um Missverständnisse auszuschließen – und versandte die Brieftasche von Potsdams Hauptpost als Wurf-Einschreiben.“ Eine Mitarbeiterin der Post habe ihn noch hingewiesen, dass der Absender auf so einer Sendung leserlich sein müsse. „Und ich antwortete ihr, der sei ja noch gut sichtbar – trotz überklebter Folie. Damit schien sie einverstanden, jedenfalls verlangte sie keinen neuen Eintrag auf dem Umschlag.“

Spendenaufruf gegen "Unterdrückungsjustiz"

Der Verlierer der Geldbörse habe dagegen vermutet, „ich hätte meine Adresse unleserlich machen wollen“, führt Hörstel weiter aus – und bestreitet den Vorwurf. „Ich wollte einfach nur vermeiden, dass er zu irgendwelchen Dankes-Aktionen greift, also habe ich mir etwas mehr Mühe als sonst gegeben, meine Adresse schwerer erkennbar zu machen.“ Geld habe er jedenfalls nicht aus der Brieftasche genommen, betont Hörstel. Doch da ihm die Richter die Geschichte nicht glaubten, hat Hörstel nun einen Spendenaufruf verfasst, um einen Anwalt zahlen zu können – „gegen Unterdrückungsjustiz!“, wie es auf seiner Facebook-Seite heißt, auf der der Publizist ansonsten unter anderem vor einer angeblichen Dominanz der USA warnt – oder vor „mächtigen Interessen“, die Streit in Deutschland säen wollten. Zugleich lobt er regelmäßig den russischen Präsidenten Wladimir Putin.

Vor diesem Hintergrund hat sich Hörstel auf die Ermittlungen und das erstinstanzliche Urteil inzwischen jedenfalls seinen eigenen Reim gemacht, wie er gegenüber den PNN deutlich machte: „In einer von Korruption heimgesuchten Stadt wie Potsdam wird es für Systemoppositionelle wie mich regelrecht gefährlich, wenn irgendwo ein Mensch zu irgendeinem Schaden kommt – und der geeignete Schuldige ist dann immer Hörstel, wenn er zu nah dran war.“

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