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Landeshauptstadt: Altes HOT vor Verkauf

Schlösserstiftung will früheres Theatergelände für 1,2 Millionen Euro erwerben

Innenstadt - Die Übertragung des ehemals vom Hans Otto Theater genutzten Gebäudekomplexes Zimmerstraße von der Stadt an die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) steht unmittelbar bevor. Dies teilte der stellvertretende Generaldirektor und Verwaltungschef der Stiftung, Heinz Berg, gestern auf PNN-Anfrage mit. Für das Grundstück werde die Stiftung 1,2 Millionen Euro zahlen. Damit scheint ein mehr als zweijähriges Tauziehen zwischen beiden Partnern mit einem Kompromiss beendet. Er wurde möglich, nachdem der Stiftung durch den Bund und die Länder Brandenburg und Berlin Ende 2007 Sonderzuwendungen in Höhe von rund 80 Millionen Euro zugesagt worden sind, von denen ein beträchtlicher Teil für die Verbesserung der Infrastruktur eingesetzt wird.

Die Stadt hatte für das Grundstück zwei Millionen Euro gefordert, die Stiftung auf die Überlassung zu einem symbolischen Preis gedrängt. Dabei verwies sie darauf, dass die in schlechtem Bauzustand befindlichen Gebäude einen hohen Sanierungsaufwand erfordern. Die Stadtverwaltung hatte den Vorschlag abgelehnt, und argumentiert, dass sie zur Konsolidierung ihres Haushalts auf die Einnahmen aus dem Verkauf angewiesen sei. Nicht erfolgreich war auch der Vorschlag der Stiftung, das Problem durch einen Flächenaustausch zu lösen. So hatte sie der Stadt das Gelände des ehemaligen Belvederes auf dem Brauhausberg angeboten, dessen Wiederaufbau angestrebt wird. Dies scheiterte jedoch.

„Es gibt einen verhandelten Vertragsentwurf“, bestätigte Bürgermeister Burkhard Exner (SPD) gestern. Das Grundstück werde zum Verkehrswert verkauft. Heinz Berg erklärte ebenfalls, dass der Kaufvertrag so gut wie unterschriftsreif sei. Nur Detailfragen seien noch zu klären, beispielsweise die Altlastenbeseitigung auf dem Grundstück. Der Vertragsentwurf werde nunmehr am 17. März dem Stiftungsrat, dem Aufsichtsgremium der Stiftung, vorgelegt. Nach dessen Zustimmung könne er in Kürze unterzeichnet werden. Bürgermeister Exner betonte hingegen, dass erst die Potsdamer Stadtverordneten dem Verkauf zustimmen müssten, dies könne frühestens im April, werde wohl aber später geschehen.

Nach dem Ausbau des einstigen Theaterstandorts für die Stiftung sollen hier das Dokumentationszentrum (DIZ), ein Teil der Restaurierungswerkstätten und vor allem die Plankammer untergebracht werden. Mit rund 100 000 Einzelobjekten besitzt sie den umfangreichsten Sammlungsbestand der SPSG, der unverzichtbare Grundlage für die Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten in den Schlössern und Gärten ist. Er lagert zurzeit im Neuen Palais unter brandschutztechnischen und klimatischen Bedingungen, die nicht dem modernsten Standard entsprechen.

Das Gelände an der Zimmerstraße war bis über das Kriegsende 1945 als Tanzgaststätte und Gesellschaftshaus „Zum Alten Fritz“ genutzt worden. Noch 1947 wurden hier durch den Privatunternehmer P.H. Winter mit seiner Potsdamer „Bunten Bühne“ Theaterstücke aufgeführt. Ab 1948 wurde es mit einem Aufwand von zwei Millionen Mark für das Hans Otto Theater ausgebaut und am 16. Oktober 1949 mit Goethes „Faust I“ eröffnet. Trotz immer neuer Um- und Anbauten blieb es ein Provisorium. Am 1. Dezember 1991 wurde der Spielbetrieb mit Jürgen Hoffmanns Stück „Noch ist Polen nicht verloren“ eingestellt. Seitdem stand der Komplex weitgehend leer.

Erhart Hohenstein

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