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Alte Wagenhalle: Große Pläne

Weil ein Investor ein Hotel über der Wagenhalle höher bauen will als erlaubt, droht dem Projekt das Aus.

Potsdam - Der geplante Umbau der denkmalgeschützten Wagenhalle neben dem Potsdamer Hauptbahnhof zu einem Hotel steht auf der Kippe. Grund sind unterschiedliche Vorstellungen des Investors und der Stadtverordneten über die Größe des Projekts. Das wurde auch am Dienstagabend im Bauausschuss deutlich. Dort sollte über eine Änderung des gültigen Bebauungsplans abgestimmt werden. Doch zu einem solchen Aufstellungsbeschluss kam es nicht. Scheitert der Hotelbau, könnte langfristig ein Abriss der Wagenhalle drohen.

Der Investor, die Berliner Newstone Immobilien GmbH, will die ehemalige Wagenhalle zwischen Bahnhofsgebäude und den Semmelhaack-Wohnblocks in der Friedrich-Engels-Straße zu einem Hotel- und Apartmentkomplex entwickeln. Die denkmalgeschützten Halle, in der sich derzeit unter anderem ein Sexkino und ein Dönerladen befinden, soll dafür teilweise überbaut und mit einem Neubau auf dem benachbarten Parkplatz ergänzt werden. Vorgesehen ist ein Zwei-Sterne-Hotel mit rund 180 Zimmern sowie 60 sogenannte Longstay-Appartements.

Eigentlich hatte man sich bereits geeinigt

Das Thema dürften die Ausschussmitglieder als Déjà-vu empfunden haben– schließlich hatten sie die Vorlage bereits im Dezember diskutiert. Damals einigte man sich darauf, der Stadtverordnetenversammlung eine Zustimmung zu empfehlen – allerdings unter der Bedingung, dass der Neubau nicht höher als 15,50 Meter werde.

Doch das entpuppte sich als problematisch: Das Gebäude würde eine Etage niedriger ausfallen als der Investor angedacht hatte. Entweder könnte so nicht nicht die gewünschte Zimmeranzahl untergebracht werden oder der Gebäudeteil über der Wagenhalle müsste verlängert werden. Wie Stadtplanungschef Andreas Goetzmann schilderte, sei letzteres aber nicht möglich: Das Landesdenkmalamt habe zwar grundsätzliche Zustimmung signalisiert. Bedingung sei jedoch, dass der Eingriff in das bestehende Baudenkmal so gering wie möglich sei. Eine Überbauung auf ganzer Länge würde das Landesdenkmalamt nicht tolerieren.

Verschoben auf nichtöffentlichen Teil der nächsten Sitzung

Nun wurde das Projekt dem Bauausschuss erneut vorgelegt. Der Investor möchte gern höher bauen als der Bauausschuss bisher zulässt – nämlich 18,30 Meter. Sonst sei das Projekt nicht wirtschaftlich, erläuterte Goetzmann dem Ausschuss. Das sei allerdings Bedingung für den dauerhaften Erhalt des Baudenkmals. Auf Nachfrage des Stadtverordneten Wolfhard Kirsch (Bürgerbündnis) musste Goetzmann jedoch einräumen, dass die Stadtverwaltung die Angaben des Investors zur Wirtschaftlichkeit gar nicht selbst geprüft hat. Schließlich einigte man sich darauf, diese Angaben im nichtöffentlichen Teil der nächsten Sitzung zu diskutieren.

Ohnehin sind die Hotel-Pläne nicht unumstritten. SPD-Fraktionschef Pete Heuer hatte schon bei der ersten Diskussion des Entwurfs von einem „hingeklatschten Fremdkörper“ gesprochen, der „Augenkrebs“ verursache. Die Bürgerinitiative Mitteschön hatte das Hotel als Beispiel für „Brachialbauten“ genannten und in eine Reihe mit dem Sport- und Freizeitbad blu und dem Neubau der Investitionsbank des Landes genannt.

Hüneke lässt sich nicht auf Werkstattergebnis festlegen

Dabei hatten der Eigentümer und die Stadt zuvor eigens ein sogenanntes Werkstattverfahren durchgeführt, im Prinzip also einen Gestaltungswettbewerb für das Ensemble. Saskia Hüneke (Grüne) wollte sich jedoch nicht auf das Werkstattergebnis festlegen lassen: „Das Verfahren sollte lediglich zeigen, was möglich ist. Wir haben dieser Baumasse nie zugestimmt.“

Interessierter Zuhörer der Debatte war am Dienstagabend auch Bauunternehmer und Architekt Dietrich Garski. Er war in den 1980er-Jahren in eine Immobilienaffäre verwickelt, über die der damalige Berliner Senat stürzte. Garski tauchte unter und wurde 1983 in der Karibik verhaftet. Nach seiner Haftstrafe war er auch in Potsdam aktiv. Nach dem Ende des Tagesordnungspunkt Wagenhalle verließ Garski am Dienstagabend den Raum. Investor Newstone wollte zu einer PNN-Anfrage zur Rolle Garskis am Mittwoch nicht Stellung nehmen.

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