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"Als wir träumten" feiert Premiere in Potsdam: Filmgespräch mit Andreas Dresen im Thalia-Kino

Andreas Dresen feierte mit seinem Film „Als wir träumten“ im Thalia-Kino Potsdamer Premiere. Über 500 Gäste kamen, darunter bekannte Gesichter aus der Filmbranche.

Von Sarah Kugler

Potsdam - Die Spannung war fast körperlich spürbar im großen Saal eins des Babelsberger Thalia-Kinos. So sehr fieberte das Publikum am Mittwochabend der Potsdamer Premiere von Andreas Dresens Film „Als wir träumten“ nach dem gleichnamigen Roman von Clemens Meyer entgegen. Als der Regisseur in Begleitung seines halben Teams, inklusive Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase und Hauptdarsteller Merlin Rose, kurz vor der Filmvorführung die Bühne betrat, entlud sie sich in einem tosenden Applaus – und es sollte nicht der einzige an diesem Abend bleiben.

Gleich zwei Kinosäle hatte das Thalia für die besondere Vorstellung geöffnet, da sich bereits im Vorfeld mehr als 500 Besucher angekündigt hatten. Darunter unter anderem auch „Feuchtgebiete“-Regisseur David F. Wnendt, Filmparkchef Friedhelm Schatz, Kameramann Andreas Höfer, Kostümbildnerin Sabine Greunig und Ex-Politiker Peter-Michael Diestel. Das sich anschließende Filmgespräch, welches Knut Elstermann moderierte, wurde per Videoübertragung im kleineren Saal auf der Leinwand gezeigt.

Dresen: "Schön wieder in der Heimat zu sein"

Dresen, der „Als wir träumten“ bereits auf der diesjährigen Berlinale vorstellte, freute sich besonders, so herzlich aufgenommen zu werden. „Ach, es ist so schön, nach dem ganzen Trubel wieder zurück in der Heimat zu sein“, sagte er lachend. Wie er erzählte, hätte er beim Lesen des Romans von Clemens Meyer schnell gedacht, dass sich dieser Stoff unglaublich gut verfilmen ließe. Die Geschichte rund um Dani und seine Freunde, die kurz nach der Wende in Leipzig zwischen Technomusik, Drogen und Alkohol versuchen, ihrem Leben eine Richtung zu geben, empfand er als ganz wunderbar unideologisch. „Das sind junge Leute, die einfach in diese Zeit reinfallen und mit den Untiefen der neuen Welt nicht richtig umgehen können“, so Dresen. „Dabei entsteht so eine Art doppelte Einsamkeit, da die alten Regeln nicht mehr gelten, die neuen aber noch nicht greifbar sind.“

Auf die Frage, warum er dann trotzdem die zweite Ebene des Romans, nämlich die Jugendzeit der Protagonisten mit Pioniermärschen und -parolen, in seinem Film mit aufgenommen hatte, antwortete er, dass er durchaus zeigen wollte, wo die Jungs herkommen. „Ich fand diese Sicht auf die DDR mit Kinderaugen unglaublich charmant“, sagte der Regisseur. „Dadurch wird sie zu einer Art absurden Miniaturwelt, die einfach witzig ist.“ Drehbuchautor Kohlhaase fügte noch hinzu, dass es nicht darum gehe irgendetwas zu denunzieren. Vielmehr wolle man durch das Naive zeigen, wie sehr Sprache auch zur Phrase werden kann.

Graue DDR-Vorstellung im Kopf wurde ganz bunt

Hauptdarsteller Rose fand die Beschäftigung mit dem DDR-Thema besonders spannend, da seine Eltern aus dem Westen kamen und er sich im Zuge der Dreharbeiten das erste Mal richtig mit der Thematik auseinandergesetzt hätte. „Vorher hatte ich immer nur so graue, eintönige Bilder im Kopf“, sagte er. „Die sind jetzt eindeutig viel bunter geworden.“ Insgesamt hätte er die Dreharbeiten als unglaublich lustig in Erinnerung, was sein Schauspielkollege Julius Nitschkoff heftig bestätigte. „Ich meine, wir durften Autos zerdeppern“, sagte er lachend. „Und lauter solche Dinge, die man sonst nicht machen darf, wann hat man dazu sonst schon die Gelegenheit?“

Es habe aber auch anstrengende Tage gegeben, so wie der Dreh seiner Boxszene, der fast 18 Stunden dauerte. „Ich musste da gegen einen echten Profi antreten und hatte Muskelkater am nächsten Tag“, sagte Nitschkoff lachend. Eine besorgte Zuschauerin, die daraufhin wissen wollte, ob die vielen Gewaltszenen in dem Film denn nicht gefährlich seien, beruhigte er, dass alles nur gespielt sei. Wie Dresen ergänzte, seien das fest einstudierte Choreografien, die mit Stuntleuten eingeübt wurden. Er gab aber auch zu, dass gerade diese Szenen nicht ganz spurlos an ihm vorbeigegangen seien. „Wenn du deinen Schauspieler beispielsweise über 12 Stunden scheinbar blutend am Boden liegen siehst, dann geht es dir schon schlecht irgendwann“, so der Regisseur. „Das setzt sich so in der Seele fest, dass man erstmal wieder den Abstand durch den Schnittraum braucht.“

Insgesamt musste er zugeben, dass die Geschichte schon eine traurige sei, die für ihn aber eine eigene Kraft und Wärme hätte. „Die Jungs sind nicht verloren, sie gehen ihren eigenen Weg und werden dabei erwachsen“, sagte er. „Das ist der Lauf der Dinge.“ „Als wir träumten“ ist ab dem 26. Februar regulär im Babelsberger Thalia-Kino zu sehen

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