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Umbau im Bahnhof. Hinter dieser Wand entsteht die neue Zentrale.

© Ottmar Winter

"Alles aus einer Hand": Am Potsdamer Hauptbahnhof entsteht eine Mobilitätszentrale

Die Tourist-Info und der Fahrkartenverkauf werden in der neuen Mobilitätszentrale im Hauptbahnhof gebündelt. Bis dahin müssen einige Mitarbeiter zusammenrücken.

Potsdam - Am Potsdamer Hauptbahnhof wird ein Sprung nach vorn gewagt: Am 15. Februar soll in den Bahnhofspassagen eine sogenannte Mobilitätszentrale eröffnet werden. Ziel ist, die fünf Standorte, an denen Touristen wie Einheimische bisher Bahntickets, Eintrittskarten für Museen und Schlösser kaufen und ankommende Reisende Hotelzimmer buchen können, in einem großen Shop zusammenzufassen.

Wer am Busbahnhof mit der Rolltreppe hinauf ins Obergeschoss der Bahnhofspassagen fährt, dem fällt zur Linken ein großes Plakat auf: „Hier entsteht für Sie die mobiagentur Potsdam“ ist darauf zu lesen. Seit 20 Jahren residierte dort bis vor Kurzem das Reisezentrum der Deutschen Bahn. Und hinter den zugeklebten Fensterscheiben wird jetzt gewerkelt, bis die neuen Schalter der Anbieter geöffnet werden können.

Die Lage am Hauptbahnhof, den täglich bis zu 70.000 Menschen aufsuchen, war hinsichtlich des Ticketverkaufs und der Besucherinformationen seit Langem recht unübersichtlich. Unten, am Taxistand, gibt es das Kundenzentrum des Verkehrsbetriebs in Potsdam (ViP), die Treppe hoch das Reisezentrum der Bahn, dann gibt es den Info-Schalter des Bahnhofs, den Service der S-Bahn und die Touristen-Information.

Alternativen zum motorisierten Individualverkehr aufzuzeigen

Vor etwa einem Jahr begannen die Deutsche Bahn, der ViP und die Potsdam Marketing und Service GmbH, die Mobilitätszentrale zu planen. Unterstützt wurde das Projekt vom Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg.

Im März unterschrieben Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) und die Geschäftsführer des ViP eine Absichtserklärung über die Schaffung einer zentralen Anlaufstelle zu Mobilitätsangeboten. Die Hoffnung der Stadt: durch gute Beratung Alternativen zum motorisierten Individualverkehr aufzuzeigen und einen Beitrag zur Verkehrsreduzierung in der Landeshauptstadt und zum Klimaschutz zu leisten.

Für die Bahn bot sich angesichts sinkender Umsätze in den Reisezentren und dem Trend zu Online-Buchungen eine willkommene Gelegenheit, den Ticketverkauf für nationale und europäische Verbindungen abzugeben. Zudem wird das Geschäft vom ViP fortgeführt, dessen Mitarbeiter über Erfahrungen im Vertrieb verfügen. Das Wichtigste für die sechs Bahn-Mitarbeiter des Reisezentrums: niemandem wird gekündigt. Die Bahn bot ihnen Arbeitsplätze in anderen Reisezentren wie in Brandenburg an der Havel an, auch der ViP will für den Ticketverkauf von den Erfahrungen der Bahner profitieren.

„Die möchten mich haben“, sagte Manuela Iffland am Freitag den PNN. Sie arbeitet seit 32 Jahren für die Bahn, wohnt in Teltow und ist froh, weiterhin im Hauptbahnhof beschäftigt zu sein. Bei einer Versetzung nach Brandenburg an der Havel hätte sich ihr täglicher Arbeitsweg verdoppelt.

Keine Nachteile

Für die Kunden scheint der Umbau in der Ladenpassage Vorteile zu bringen: kurze Wege zum Beispiel. Ein Sprecher der Bahn sagte den PNN am Freitag, es sei praktisch, Beratung und Verkauf für alle Verkehrsbetriebe und den Service für Touristen zentral zu organisieren: „Alles aus einer Hand, besser geht es nicht.“

Bis zur Eröffnung der Mobilitätszentrale müssen einige Mitarbeiter etwas zusammenrücken, die Bahnbediensteten haben im Raum der Touristen-Information Unterschlupf gefunden. Ende des Jahres ziehen sie ein zweites Mal innerhalb der Passage um, bis dann im Februar ihre Schalter geschlossen werden.

Kaum Kritik

An der Schließung des Reisezentrums der Bahn gibt es nur verhaltene Kritik. „Die Bahn muss sich die Frage stellen, ob sie nicht auch in Zukunft in jeder Landeshauptstadt ein solches Zentrum unterhalten sollte“, sagte Peter Cornelius, Vorsitzender des Landesverbandes Berlin-Brandenburg des Fahrgastverbandes Pro Bahn, den PNN. „Aber wenn sich das betriebswirtschaftlich nicht mehr rechnet, muss man das hinnehmen.“

Kaum spüren werden Fahrgäste, dass die mittelmärkische Regiobus GmbH künftig nicht mehr gemeinsam mit dem ViP im Hauptbahnhof operiert. „Die ViP wird weiterhin unsere Kunden beraten und unsere Fahrkarten verkaufen“, sagte Geschäftsführer Hans-Jürgen Hennig den PNN. Das Unternehmen werde sich mehr auf den Landkreis Potsdam-Mittelmark konzentrieren und am Bahnhof von Werder (Havel) einen Neubau errichten.

Carsten Holm

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