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Jetzt auch ohne Eintrittskarte. Das Restaurant „Urwaldblick“ in der Biosphäre ist ab jetzt von 10 bis 15 Uhr für alle Gäste geöffnet – nicht nur für zahlende Besucher der Tropenhalle. Der kommunale Betreiber wirbt mit „orientalischen Tajine, Veggie-Burgern oder rustikalen Fleischgerichten mit einem Hauch Exotik“.

© Sebastian Gabsch

Landeshauptstadt: Alles auf Anfang

Das Biosphären-Restaurant steht ab sofort jedem offen. Die Zukunft der Tropenhalle ist weiter ungewiss

Potsdam - Bisher konnte die Biosphäre ihr Restaurant „Urwaldblick“ nur für Gäste öffnen, die auch eine Eintrittskarte kaufen. Weil mit dem heutigen Tag aber die Bindefrist für die 21 Millionen Euro Fördermittel zum Bau der Tropenhalle als ausschließlich touristische Einrichtung entfällt, kann sich das chronisch defizitäre Haus neu aufstellen – und öffnet das Restaurant für alle, auch ohne Eintrittskarte. Das teilte der kommunale Betreiber, eine Tochter der städtischen Bauholding Pro Potsdam, jetzt mit. Das Angebot spricht möglicherweise besonders die Bewohner des Bornstedter Felds an, denn an Treffpunkten im Quartier mangelt es.

Restaurant ab sofort täglich geöffnet

In den vergangenen Jahren hätten bei einer öffentlichen Nutzung des Restaurants mögliche Fördermittelrückzahlungen gedroht. Nun soll der „Urwaldblick“ täglich 10 bis 15 Uhr geöffnet sein. „Die Küche des Restaurants ist geprägt von frischen und regionalen Produkten, saisonaler Abstimmung und tropischen Einflüssen“, heißt es in einer Mitteilung der Betreiber. Das Restaurant befindet sich in der zweiten Etage der Tropenwelt und hat eine Außen- und Innenterrasse sowie einen klimatisierten Innenbereich.

Mit dem Ende der Bindefrist für die 2001 zur Bundesgartenschau gebauten Halle kann auch die Debatte um ihre Zukunft offener geführt werden. Denn ob und wie das Haus – das schon mehrfach ins Visier des Steuerzahlerbunds geraten ist – erhalten werden soll, sorgt seit Monaten für Streit in der Kommunalpolitik.

Im Januar sollen Weichenstellungen beschlossen

Das zeigte sich einmal mehr am Mittwochabend im Hauptausschuss. Dort sollte der im Rathaus zuständige Geschäftsstellenleiter für Stadtentwicklung, Siegfried Weise, den Stadtverordneten erklären, wie ein umfangreiches Prüf- und Beteiligungsverfahren zur Zukunft der Halle konkret aussehen soll. Demnach soll zunächst eine Steuerungsgruppe der Fraktionen ab dem 18. Januar tagen und sich auf „strategischen Weichenstellungen“, zu „möglichen Nutzungskonstellationen“ für die Halle sowie zur Art der geplanten Bürgerbeteiligung einigen, wie Weise sagte.

Dazu soll dann im Februar der Hauptausschuss beraten. Es folgt bis zum Juni ein „geschlossenes Werkstattverfahren“, bei dem auch externe Experten eingesetzt werden. Diese Ergebnisse sollen dann im September in einen weiteren Beschluss des Hauptausschusses münden – und zu einer noch zu definierenden Bürgerbefragung im Herbst führen. Im Frühjahr 2019 haben dann die Stadtverordneten das letzte Wort. Zu den Kosten für das komplexe Verfahren machte Weise keine Angaben.

Im Sommer gegen den Widerstand des Oberbürgermeisters beschlossen

Diesen Prozess hatten SPD, CDU und Grüne im Sommer gegen den Widerstand von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) beschlossen – Kritiker hatten moniert, eigentlich sei schon alles geprüft, nur die Politik drücke sich vor einem klaren Votum, ob man die Biosphäre abreißen oder erhalten wolle. Im Hauptausschuss sprach denn auch Linke-Oppositionschef Hans-Jürgen Scharfenberg sarkastisch von einem „Jahrhundertwerk“. Und: „Ich habe meine Bedenken, was das soll.“ Er werbe für eine schnelle Bürgerbeteiligung ohne größere Workshops sowie die simple Frage: Erhalt oder Abriss.

Die Debatte – auch zum Sinn des Workshops – hatte zuletzt neue Nahrung erhalten. So sorgt sich aktuell der Kinder- und Jugendzirkus Montelino um seine Existenz. Wegen der zugunsten neuer Wohnungen geplanten Verkleinerung des Volksparks ab Ende 2018 muss der von bis zu 400 Kindern genutzte Zirkus umziehen – bisher war ein Teil des Parkplatzes neben der Biosphäre als dauerhafte Lösung vorgesehen. Doch nun kommt der Workshop dazwischen – weswegen der Zirkus zunächst einen Interimsplatz erhalten soll. Das sei aber mit doppeltem Aufwand verbunden, hat der Zirkus zuletzt kritisiert.

Furcht vor unsicherem Übergangsstandort

Zudem fürchte man grundsätzliche Nachteile, etwa das man am Ende nur mit dem unsicheren Übergangsstandort dastehe. Dazu diskutierte der Jugendhilfeausschuss der Stadtverordneten am Donnerstagabend. Montelino solle möglichst nicht belastet werden – entweder müsse die Stadt die entstehenden Extra-Kosten tragen oder gleich eine endgültige Lösung gefunden werden. Ein offizieller Beschluss des Gremiums soll folgen.

Im Hauptausschuss gab es auch eine Debatte um den von der Stadt für 2019 geplanten Jugendklub an der Esplanade, den SPD-Fraktionschef Pete Heuer und sein CDU/ANW-Kollege Matthias Finken für die Biosphäre erwogen hatten. Als Heuer andeutete, dass er sich das noch vorstellen könne, kritisierten die Linken: Dann könne man den seit Jahren vermissten Jugendklub erst nach der Biosphären-Entscheidung bauen. Auch SPD–Sozialdezernent Mike Schubert sagte, die Beschlusslage zu dem Klub sei eindeutig. Jakobs konstatierte „sehr viel Misstrauen“ in der Debatte: „Ich will noch einen Vorschlag präsentieren, wie wir das lösen können.“

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