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Dichtgemacht. Die jahrelang frei zugängliche Gewerbebrache im Kirchsteigfeld ist jetzt mit einem Bauzaun abgesperrt. Nur am angrenzenden Waldstück gibt es noch einen kleinen Zugang.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Aldinger sperrt Gewerbebrache

Investor stellt Bauzaun im Kirchsteigfeld auf / Scharfenberg: „Das kann nicht der Weg sein“

Von Peer Straube

Kirchsteigfeld - Nach der Ablehnung der Pläne von Henrik Aldinger für ein „Drewitz-Center“ im Kirchsteigfeld zieht der Investor erste Konsequenzen. Er ließ die jahrelang frei zugängliche Gewerbebrache an der Ricarda-Huch-Straße mit einem Bauzaun absperren. Ob die Maßnahme eine Reaktion auf die ablehnende Haltung der Kirchsteigfeldbewohner und der Stadtverordneten gegenüber der Entwicklung des angrenzenden Waldstücks ist, bleibt noch unklar. Aldinger war für eine Stellungnahme am Freitag nicht zu erreichen.

Bekanntlich hatte das Kommunalparlament den Plänen Aldingers für eine Gesamtentwicklung der Brache und des neun Hektar großen Waldstücks im Dezember 2011 zunächst den Todesstoß versetzt. Aufgrund von massiven Protesten von Anwohnern und Umweltschützern lehnten die Stadtverordneten eine Umwidmung des Waldes zur Gewerbefläche ab. Zuvor hatten Investor, Rathaus, Stadtverordnete und die Bürgerinitiative vergeblich versucht, den kleinsten gemeinsamen Nenner für eine Entwicklung zu finden. Während die Bürgerinitiative den Wald in Gänze erhalten sehen wollte, favorisierte die Stadtverwaltung eine Variante, nach der ein Teil des Waldes für Gewerbeansiedlungen abgeholzt werden sollte. Aldingers Vorzugslösung sah die Nutzung von Waldflächen für den Einzelhandel vor.

Die Gewerbebrache einzuzäunen ist Aldingers gutes Recht, da ihm das Grundstück gehört. Den Wald – von dem er den größten Teil 2009 vom Landesbetrieb Forst gekauft hat – darf er allerdings nicht absperren: In Deutschland gilt auch in Privatwäldern das allgemeine Betretungsrecht.

Für Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg bedeutet die Einzäunung des Gewerbegebiets dennoch eine unnötige Eskalation. „Das kann nicht der Weg sein“, sagte er am Freitag vor Journalisten. „Der Investor sollte das Gespräch mit den Anwohnern suchen.“ Scharfenberg kündigte an, mit Aldinger Kontakt aufzunehmen und wenn möglich eine Schlichtung zu versuchen. Bislang hatte die Öffentlichkeit die nicht entwickelten Teile der Brache zum Spazierengehen nutzen können.

Erstmals eskalierte der Streit um die Nutzung der Gewerbebrache im Jahr 2010. Damals legte Aldinger die Pläne für den sogenannten „Drewitz-Park“ vor. Er wollte für 80 Millionen Euro Potsdams größten Einkaufsmarkt mit Baufachmarkt, dem Sportartikelmarkt „Decathlon“ und Lebensmittelanbietern errichten. Das Vorhaben scheiterte am Widerstand von Anwohnern und Gewerbetreibenden, die eine zu große Konkurrenz befürchteten. Alle Beteiligten versuchten danach vergeblich, zu einer Einigung zu kommen.

Unterdessen hat der Umweltausschuss am Donnerstagabend die Weichen für den Erhalt des Waldstücks gestellt. Einstimmig beschloss das Gremium, die Widmung als Gewerbefläche aus dem Flächennutzungsplan zu streichen und die Fläche wieder als Wald zu deklarieren. Der geänderte Teil des Papiers wird nun im April öffentlich ausgelegt, der Flächennutzungsplan soll im September von den Stadtverordneten beschlossen werden.

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