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Aktionsplan gewürdigt: Potsdam erhält Siegel „Kinderfreundliche Kommune“

Potsdam ist offiziell „Kinderfreundliche Kommune“. Das entsprechende Siegel von Unicef und Deutschem Kinderhilfswerk ist Anerkennung für den Aktionsplan. Nun geht es um die Umsetzung der insgesamt 58 Maßnahmen.

Potsdam - Eine Kinder- und Jugendinteressenvertretung im Rathaus, ein Budget zur Umsetzung von Wünschen der Kinder und Jugendlichen in Höhe von zunächst 30 000 Euro oder die Öffnung von schulischen Sportflächen für den Freizeitbereich – das sind nur drei der insgesamt 58 Maßnahmen, die sich die Landeshauptstadt in ihrem Aktionsplan für mehr Kinderfreundlichkeit vorgenommen hat. Seit Donnerstag kann sich die Stadt offiziell „Kinderfreundliche Kommune“ nennen: Das entsprechende Siegel des gleichnamigen Vereins nahm Sozialdezernent Mike Schubert (SPD) aus der Hand von Bundesfamilienstaatssekretär Ralf Kleindiek im Treffpunkt Freizeit entgegen. Bei dem Verein handelt es sich um eine gemeinsame Initiative von Unicef und dem Deutschen Kinderhilfswerk. Ziel ist die Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention auf lokaler Ebene.

Vorangegangen ist ein zweijähriger Prozess, bei dem der besagte Aktionsplan erarbeitet wurde. Bis 2020 soll der Plan umgesetzt werden. Das alles kostet auch Geld – von insgesamt 340 000 Euro jährlich geht die Stadtverwaltung aus, darunter 16 000 Euro jährlich allein für die Begleitung durch den Verein. Sozialdezernent Mike Schubert verteidigte diese Ausgaben am Donnerstag: „Kinderfreundlichkeit kostet nun einmal.“ Ein solches Siegel sei sinnvoll, weil dadurch eine Verbindlichkeit geschaffen werde, betonte er: „Das ist ein Versprechen, das wir nun umsetzen müssen.“ Begleitet wird die Stadt dabei in den nächsten drei Jahren von Sachverständigen des Vereins Kinderfreundliche Kommune, die mindestens einmal jährlich zu Arbeitstreffen nach Potsdam kommen. „Das Siegel ist der Anfang eines Weges und nicht die Belohnung“, sagte Anne Lütkes, die Vorstandsvorsitzende des Vereins. Es gehe darum, dass die Stadtverwaltung lerne, das Kindeswohl bei allen Entscheidungen „vorrangig zu berücksichtigen“.

Freizeitangebote und Flächen für Kinder trotz Druck auf dem Wohnungsmarkt erhalten

Die Sachverständigen zeigten sich indes schon von der bisherigen Arbeit in Fragen der Kinder- und Jugendbeteiligung in Potsdam, unter anderem durch das Kinder- und Jugendbüro des Stadtjugendrings, beeindruckt. Angela Million, Professorin für Städtebau an der Technischen Universität Berlin, spricht von einer „sehr gut ausgeprägten Beteiligungskultur“. Das soll durch den Aktionsplan noch verbessert werden, etwa mit dem eigenen Budget für Kinderwünsche, mit einer Beschwerdemöglichkeit für Kinder im Rathaus und mit einer neuen Satzung, die die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen klar regeln soll. Der Potsdamer Aktionsplan sei inhaltlich auch für weitere Kommunen „beispielhaft“, betonte sie. Bei der Erarbeitung waren unter anderem auch die Vorschläge von 427 Potsdamer Kindern eingeflossen.

Der Plan müsse sich nun in der Umsetzung bewähren, sagte Million. Das könne vor allem vor dem Hintergrund der wachsenden Stadt auch zu Konflikten führen, sagte sie den PNN: „Potsdam wird in den nächsten Jahren viel zu tun haben, das Niveau, das man schon hat, auch langfristig zu sichern.“ Dabei gehe es beispielsweise darum, Freizeitangebote und entsprechende Flächen für Kinder und Jugendliche auch vor dem Hintergrund des Drucks auf dem Wohnungsmarkt freizuhalten oder entsprechende neue Flächen einzuplanen. Auch bei dem von den Jugendlichen gewünschten Ausbau des Radwegenetzes seien Konflikte mit den Interessen von Pendlern im Pkw möglich, sagte Million.

Jugendliche fordern bessere Vorbereitung auf Lebenspraktische Fragen in der Schule

Bei den Jugendlichen selbst wiederum gibt es schon jetzt Wünsche und Vorschläge, die über den Aktionsplan hinausgehen. Einige der jugendlichen Beteiligten kamen am Donnerstag bei der Siegel-Vergabe zu Wort. So wünschte sich etwa Lisa, die auch im Jugendhilfeausschuss als Stimme der Jugendlichen sitzt, eine bessere Vorbereitung auf lebenspraktische Fragen in der Schule: „Wie miete ich eine Wohnung? Was ist Lohnsteuer?“ Denkbar sei eine Projektwoche im letzten Schuljahr, bei der solche Fragen besprochen werden. Laurenz, Schüler am evangelischen Gymnasium Hermannswerder, wünschte sich mehr Spiel- und Freizeitflächen für Schüler, die älter als zwölf Jahre sind.

Potsdam ist bundesweit die siebte Stadt und die erste Landeshauptstadt, der das seit 2012 existierende Siegel verliehen wird. In Brandenburg ist Senftenberg bereits seit 2015 dabei: Man habe mit dem Prozess gute Erfahrungen gemacht, die Investition sei sinnvoll, sagte der Senftenberger Stadtsprecher Andreas Groebe den PNN: „Man kann sich nicht einfach mit dem Siegel schmücken, es hängt viel Arbeit daran.“ In Neuruppin war die Bewerbung für das Siegel zwar diskutiert worden, wurde aber abgelehnt – auch aus Kostengründen. 

www.potsdam.de/aktionsplan

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