zum Hauptinhalt
Perspektivwechsel. Bei der Gestaltung von Spielplätzen sollen Potsdamer Kinder künftig mehr einbezogen werden. Das sieht der Aktionsplan „Kinder- und jugendfreundliche Kommune“ vor, über den die Stadtverordneten Anfang Mai abstimmen sollen.

©  Johanna Bergmann

Aktionsplan für kinderfreundliche Kommune: Potsdam will kinderfreundlicher werden

Die Stadt Potsdam will eine kinder- und jugendfreundliche Kommune werden. Es gibt Geld und einen Aktionsplan. Was er vorsieht.

Potsdam - Aus dem Blickpunkt eines Kindes sieht vieles anders aus: Kleine Hindernisse erscheinen unüberwindlich, durchkonzipierte Spielplätze langweilig oder die Busfahrt zur Schule gerät zur kraftraubenden Odyssee. Potsdam hat sich deshalb vorgenommen, Kinder und Jugendliche besser in Entscheidungen einzubinden, die sie betreffen. „Es geht um einen Perspektivwechsel zu den Kindern“, sagt Mike Schubert (SPD), Potsdams Beigeordneter für Soziales, Jugend, Gesundheit und Ordnung.

Kinderfreundlicher in den nächsten vier Jahren 

Am Freitag stellte er gemeinsam mit Jugendhilfeplanerin Birgit Ukrow den Potsdamer „Aktionsplan Kinder- und jugendfreundliche Kommune“ vor. Damit will Potsdam in den nächsten vier Jahren noch kinder- und jugendfreundlicher werden. Insgesamt 58 Einzelmaßnahmen sind vorgesehen. 333 000 Euro sollen in vier Jahren dafür ausgegeben werden. Dazu gehören zum Beispiel die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen bei der Bau- und Freiraumplanung. So sollen die Nutzer nach ihren Bedürfnissen gefragt werden, bevor ein Spielplatz gebaut oder saniert wird. Ähnliches ist für die Planung des Schulverkehrs vorgesehen. Bei Fahrplänen von Bus und Tram soll berücksichtigt werden, wann besonders viele Schüler unterwegs sind. Aufwendige Befragungen seien dazu nicht nötig. Man wolle die Betroffenen gezielt ansprechen, so Ukrow. Organisiert werde das über das Kinder- und Jugendbüro.

Neue Wege will Potsdam auch bei der Nutzung von Schul- und Sportflächen gehen: So sollen bei entsprechendem Bedarf auch an den Wochenenden und während der Ferien Turnhallen und Schulspielplätze geöffnet werden. Dazu soll es an zwei Schulen ein Pilotprojekt geben, so Schubert. Wann und wo es damit losgeht, steht aber noch nicht fest. Klar sei aber, dass damit auch zusätzliche Kosten verbunden seien. Zunächst sind etwa 30 000 Euro für zusätzliche Wartung, Reinigung und Wachschutz vorgesehen.

2007 war Potsdam noch familienfreundlichste Stadt Deutschlands

Verstecken müsse sich Potsdam in Sachen Kinder- und Jugendfreundlichkeit zwar auch nicht, schließlich liege die Stadt bei der Versorgung mit Kitaplätzen bundesweit auf einem Spitzenplatz, hieß es. 2007 war Potsdam laut Prognos-„Familienatlas“ die familienfreundlichste Stadt Deutschlands. Auch bei der Nachfolgestudie 2012 erreichte es den Spitzenplatz bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Aber es gebe eben noch Potenzial. „Kinderbetreuung ist die Pflicht. Das hier ist die Kür“, sagte Schubert bezogen auf den Aktionsplan. Dieser wurde innerhalb von zwei Jahren unter Mithilfe des Vereins „Kinderfreundliche Kommune“ erstellt. Die Stadtverwaltung und alle Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung waren in einer Steuerungsgruppe beteiligt.

Mit dem Aktionsplan will sich Potsdam das Siegel „Kinderfreundliche Kommune“ verdienen, vergeben vom gleichnamigen Verein, der vom Deutschen Kinderhilfswerk und Unicef Deutschland getragen wird. Mit der Initiative soll die UN-Konvention für Kinderrechte auf lokaler Ebene verwirklicht werden – entsprechend müssen die teilnehmenden Kommunen mehr für eine kinderfreundliche Stadtentwicklung tun, auch in Sachen Beteiligung von Kindern und Jugendlichen.

Schubert: So eine große Bevölkerungsgruppe könne man bei Entscheidungen nicht ausklammern

Für Schubert hat die Einbindung von Kindern und Jugendlichen nicht nur eine konkrete, sondern auch eine gesellschaftliche Dimension: Eine so große Bevölkerungsgruppe könne man nicht aus der Entscheidungsfindung ausklammern. Schließlich seien 21 000 Potsdamer zwölf Jahre oder jünger, 30 000 seien unter 18 Jahre alt. Es gehe auch darum, Demokratie zu lernen, so Schubert. Die erweiterte Beteiligung mache Planungsprozesse natürlich auch aufwendiger und langwieriger. Das zahle sich aber später in einer größeren Zufriedenheit der Nutzer aus. Schon Winston Churchill habe gesagt, dass Demokratie die schlechteste aller Staatsformen sei, ausgenommen aller anderen, so Schubert. 

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false