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Entschlossen. Die Mitglieder des SV Babelsberg 03 ringen um die Zukunft des Vereins. Auf der Versammlung am Dienstagabend reagierten sie gespalten auf das Rettungsangebot einer Bank.

© M. Thomas

AFFÄRE UM GEHEIMBÜRGSCHAFT: Razzia und Rettungspaket: Dramatische Stunden für den SV Babelsberg 03

UPDATE. Am Mittwoch will die Vereinsspitze nach einem Krisentreffen in letzter Minute entscheiden - Verbleib in der 3. Liga oder Zwangsabstieg in die Oberliga. Es bestehen Zweifel an der Bürgschaft einer Bank. Am Dienstagmorgen durchsuchten zudem Ermittler wegen der Geheim-Bürgschaften für den Verein Büros der Stadtwerke und die Wohnung von Ex-Chef Peter Paffhausen. Er steht unter Untreue-Verdacht.

Potsdam - Razzia in Potsdam: In der Affäre um Geheim-Bürgschaften des Potsdamer Stadtwerke-Konzerns für den wegen Geldnot vom Abstieg bedrohten Fußball-Drittligisten SV Babelsberg 03 ermittelt die Staatsanwaltschaft nun offiziell. Ex-Stadtwerkechef Peter Paffhausen steht unter Untreue-Verdacht. In der eilig angesetzten Aktion durchsuchten die Spezialisten für Wirtschaftsstraftaten des Landeskriminalamtes (LKA) die Geschäftsräume der Stadtwerke und des Fußballvereins - aber auch Paffhausens Privaträume. Dort beschlagnahmten sie Unterlagen und Daten.

Die sportliche Zukunft des SV Babelsberg 03 bleibt indes ungewiss. Der SVB-Vorstand will am heutigen Mittwoch über den Verbleib in der Dritten Liga oder den Zwangsabsiteg in die Oberliga entscheiden. Die Vereinsspitze verhandelt mit der Stadt und der Deutschen Kreditbank (DKB) über eine Rettungsbürgschaft, die Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) ausgehandelt hat.

Über die Höhe ist wenig bekannt: Auch ein „Auffüllen der Etatlücke“ bis hin zu 1,5 Millionen Euro ist im Gespräch. „Die Chancen auf den Verbleib des SV Babelsberg 03 in der dritten Liga sind auf weit über 50 Prozent gestiegen“, sagte Dieter Jetschmanegg, Büroleiter des Oberbürgermeisters.

Sowohl die Bürgschaft als auch ein Zuschuss der Stadt in Höhe von 700 000 Euro sind an Bedingungen geknüpft. Die Stadt verbindet mit dem Zuschuss, der laut Jakobs aus der millionenschweren Gewinnausschüttung der Stadtwerke Potsdam in den Stadthaushalt bezahlt werden soll, mit Kontrollrechten im Verein: Ein Finanzierungskonzept, Einblick in die Vereinsbücher und Verwendungsnachweise.

Die Vereinsspitze dagegen hält die Bedingungen der DKB für äußerst problematisch. Die Entscheidung über dritte Liga oder Oberliga will der Vorstand erst nach einem Gespräch mit der Bank in letzter Minute treffen. Bis zum Nachmittag um 15.30 Uhr müsste die Bürgschaft beim Deutschen Fußballbund (DFB) liegen, um die Drittliga-Lizenz zu erhalten.

Daneben hat die Stadt einen Rettungsschirm für den Verein aufgespannt, die Drähte liefen den gesamten Tag über im Büro von Oberbürgermeister Jakobs zusammen. Die rot-rote Mehrheit im Stadtparlament steht für einen Zuschuss von 700 000 Euro. Der Beschluss soll am Mittwoch fallen. Die Potsdam-CDU kritisiert das Vorgehen und lehnt den Zuschuss ab.

Die eilig angesetzte Razzia bei den Stadtwerken, dem Verein und Paffhausen hatte übrigens einen Grund: Damit nicht in letzter Minute noch Beweismittel spurlos verschwinden, musste die Staatsanwaltschaft am Morgen schnell handeln, hieß es aus Ermittlerkreisen. Anlass sind die Enthüllungen über Paffhausens verdeckte Finanzspritzen für den SV Babelsberg 03. Am Montag war bereits durchgesickert, dass die Ermittler deshalb die Aufnahme eines Verfahrens wegen Untreueverdachts prüfen.

Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) hatte Ende vergangener Woche bestätigen müssen, dass der vor knapp zwei Wochen abgelöste Stadtwerkechef Paffhausen zwei Spielzeiten lang Etatlücken des Fußballvereins, in dem er selbst Aufsichtsratschef war, mit Bürgschaften der Stadtwerketochter EWP in Höhe von insgesamt einer Million Euro ausgeglichen hat. Das finanzielle Risiko für das Unternehmen soll Paffhausen allerdings ohne Wissen des Aufrichtsrates der EWP eingegangen sei.

Jakobs, der auch Chef des EWP-Aufrichtsrat ist, gerät wegen der Ermittlungen nun zusätzlich in Erklärungsnot. Die Stadtverordneten wollen am heutigen Mittwoch von ihm wissen, ob er tatsächlich nichts von den Geheim-Bürgschaften gewusst hat. In der Kritik steht auch, dass Paffhausen angeblich auch eine Abfindung in siebenstelliger Höhe erhalten haben soll, die Jakobs abgesegnet hat. Ob das Stadtoberhaupt deshalb auch in das Visier der Ermittler rückt, ließ ein Sprecher der Staatsanwaltschaft offen. „Dafür ist es noch zu früh. Wir stehen erst am Anfang der Untersuchungen.“

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