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Ärzte raten zu Vierfachimpfung: Die Grippewelle rollt an

Für Ende Januar erwarten Ärzte mehr Grippefälle in Potsdam. Bisher sind acht Infektionen gemeldet.

Von Valerie Barsig

Noch hat die Grippe Potsdam nicht im Griff, sagt Oberarzt Tillmann Schumacher von der Klinik für Gastroenterologie und Infektiologie am städtischen Klinikum „Ernst von Bergmann“. Er rechnet frühestens ab Ende Januar und in den ersten Februarwochen mit den ersten stationären Patienten. Acht Grippefälle in Potsdam sind dem Landesgesundheitsministerium seit Anfang des Jahres gemeldet worden, 74 sind es in ganz Brandenburg, teilte ein Sprecher den PNN mit.

Insgesamt, sagt Oberarzt Schumacher, sei die Situation so wie in den Vorjahren. Bei der anhaltenden Diskussion um die Wirksamkeit der Impfstoffe – der Dreifachimpfstoff für gesetzlich versicherte Patienten wirkt nicht gegen den vornehmlich kursierenden B-Virenstamm der Yamagata-Linie – rät Schumacher dazu, ruhig zu bleiben. „Die uns bekannten Grippe-Verläufe sind nicht schwerer als in den vergangenen Jahren.“ Moderat bis deutlich erhöht ist dagegen laut dem Robert Koch-Institut Berlin (RKI) die Aktivität von Atemwegserkrankungen mit und ohne Fieber, also Rachen-, Lungenentzündung oder Bronchitis.

Gegen die Grippeviren haben bereits viele Privatversicherte einen Vierfachimpfstoff bekommen, dessen Inhaltsstoffe gegen die sogenannte Yamagata-Linie der Viren schützt. „B-Yamagata wird derzeit mit rund 60 Prozent der Grippefälle am häufigsten nachgewiesen“, sagte ein Sprecher des RKI. Wer sich hingegen als gesetzlich Versicherter den Vierfachimpfstoff spritzen lassen will, muss rund 20 Euro zuzahlen. Oberarzt Schumacher empfiehlt gerade chronisch kranken Patienten, sich nachimpfen zu lassen.

Wer sich in den vergangenen Jahren allerdings regelmäßig gegen Grippe impfen ließ und jetzt nur den Dreifachimpfstoff verabreicht bekommen hat, müsse sich keine Sorgen machen. „In diesem Fall besteht eine Kreuzimmunität“, erklärt Schumacher. Das bedeutet: Der Körper ist durch die letzten Impfungen in der Lage, sich auch gegen B-Yamagata zu wehren. Sollte er den Virus bekommen, würde die Grippe nur einen abgeschwächten Verlauf haben. Wer sich allerdings noch nicht impfen lassen hat, dem empfiehlt Schumacher den Vierfachimpfstoff. Er wirkt innerhalb von zwei Wochen.

Bisher wurden laut dem Landesgesundheitsministerium in der laufenden Grippesaison 2017/2018 108 Fälle in Brandenburg gemeldet, in Potsdam waren es zehn. Im Vergleichszeitraum der Saison 2016/2017 waren es in Brandenburg mehr als doppelt so viele, nämlich 283 Patienten, in Potsdam neun.

Der Impfstoff gegen die Grippeviren wird mit Blick auf die internationale Situation mit etwa einem Dreivierteljahr Vorlauf entwickelt. „Das ist immer ein Blick in die Glaskugel“, erklärt Schumacher. Die Situation jetzt stütze die Befürworter eines Vierfachimpfstoffes, der jedes Jahr hergestellt wird. Die Schutzimpfungs-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses stützt sich auf die Empfehlung der Ständigen Impfkommission am RKI. Die Kommission empfiehlt inzwischen den Vierfachimpfstoff. Würde der Gemeinsame Bundesausschuss der Empfehlung nachgehen, würden auch gesetzlich Versicherte den Vierfachimpfstoff von der Krankenkasse bezahlt bekommen.Valerie Barsig

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