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Ärger bei Fridericus: Bei Hofe ist die Stimmung schlecht

Unmut bei einem Tochterunternehmen der Schlösserstiftung: Fridericus-Mitarbeiter klagen über schlechte Arbeitsbedingungen und fordern bessere Bezahlung.

Von Peer Straube

Potsdam - Sie wollen mehr Geld, mehr Urlaub, bessere Verträge – kurz, die gleichen Bedingungen wie ihre Kollegen bei der Schlösserstiftung. In der Fridericus-Servicegesellschaft, einer 100-prozentigen Tochter der Stiftung, rumort es. Die rund 650 Mitarbeiter aus 24 Nationen, darunter Schlossführer, Kassierer, Reinigungs- und Sicherheitskräfte, laufen Sturm gegen die nach ihrer Ansicht ungerechten Arbeitsbedingungen.

Viele Mitarbeiter könnten sich finanziell nur über Wasser halten, wenn sie noch vier oder fünf andere Nebenjobs hätten, sagte ein dort angestellter Schlossführer den PNN, der seinen Namen aus Furcht um den Job nicht in der Zeitung lesen will. Obwohl nur der Mindestlohn gezahlt werde und die Verträge nur 15 oder 20 Wochenstunden umfassten, werde eine hohe Verfügbarkeit verlangt, was das Annehmen weiterer Jobs erschwere, so der Schlossführer. Zudem seien die meisten Verträge nur befristet, weil es sich um ein Saisongeschäft handele und die Welterbeschlösser im Winter geschlossen haben.

Fluktuation und Mitarbeitermangel

Die schlechten Bedingungen führten zu einer hohen Fluktuation und zu einem ständigen Mitarbeitermangel, heißt es. Bei den Sicherheitskräften, die rund zwei Drittel der Fridericus-Mitarbeiter stellten, sei die Abwanderungsquote besonders hoch, weil viele zum Museum Barberini oder anderen Einrichtungen abgewandert seien, die besser bezahlten. Von einem attraktiven Arbeitgeber, so der Angestellte, sei Fridericus weit entfernt.

Das sieht auch die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi so. Die Fridericus-Angestellten arbeiteten „zu deutlich schlechteren Bedingungen“ als ihre Kollegen, bei der Stiftung, kritisierte Verdi-Gewerkschaftssekretärin Andrea Germanus gegenüber den PNN. Während für Letztere der Tarifvertrag der Länder gelte, bekämen Fridericus-Angestellte oft nur befristete Teilzeitverträge mit geringer Stundenzahl, weniger Geld und Urlaub. So verdienten etwa die meisten Kassierer und Schlossführer nur 10,10 Euro pro Stunde als Grundgehalt, dazu gebe es Zuschläge, etwa für Fremdsprachen. Wachschutzmitarbeiter erhielten 10,65 Euro pro Stunde. „Dieser Ungerechtigkeit“ wolle man ein Ende setzen, sagte Germanus. Anfang Mai sei eine Tarifkommission gegründet worden, die die Arbeitgeberseite bereits zu Tarifverhandlungen aufgefordert habe. Im August stünden Gespräche mit der Fridericus-Geschäftsführung an. Verdi fordert für die Beschäftigten einen Haustarifvertrag, unter anderem zur Anerkennung des Tarifvertrags der Länder für die nichttarifgebundenen Beschäftigten. In einem ersten Schritt müssten insbesondere die Arbeitsbedingungen der Besucherbetreuer, Schlossführer und Kassierer deutlich verbessert werden, erklärte Germanus.

Stiftung sieht Pläne skeptisch

Bei Fridericus will man langfristig sogar einen Schritt weiter gehen. Ziel sei die Auflösung der Gesellschaft und eine Wiedereingliederung der Beschäftigten in die Schlösserstiftung, sagte der Schlossführer den PNN.

Bei der Stiftung ist man davon wenig angetan. Das Modell der Fridericus-Servicegesellschaft habe sich in den vergangenen Jahren bewährt, „sodass es keinen Anlass gibt, daran etwas zu ändern“, sagte ein Stiftungssprecher den PNN auf Anfrage. Die Mitarbeiter würden entsprechend der geltenden Tarif-Branchenverträge bezahlt, jene, die im Besucherservice tätig sind, bekämen „übertarifliche Zulagen“ entsprechend ihrer Qualifikation. Zu den vereinbarten Stichtagen werde der Verdienst regelmäßig angehoben, die nächste Steigerung stehe zum 1. Januar 2020 an, so der Sprecher. Die Fluktuation sei der „allgemeinen Lage auf dem Arbeitsmarkt und dem Saisonbetrieb“ geschuldet. Tatsächlich werden aktuell bei Fridericus 20 neue Mitarbeiter gesucht, wie aus den Stellenangeboten auf der Internetseite der Gesellschaft ersichtlich ist. Fridericus bemühe sich, noch mehr ganzjährige Verträge anbieten zu könne, sagte der Sprecher.

Letztendlich Bund, Brandenburg und Berlin zuständig

Zuständig für eine Erfüllung der Forderungen von Verdi und der Fridericus-Beschäftigen wären in letzter Instanz der Bund, Brandenburg und Berlin, die als Träger der Schlösserstiftung auch deren Arbeit finanzieren. Doch auch dort begegnet man dem Anliegen der Angestellten mit wenig Wohlwollen. Die Regelung und Aufgabenteilung zwischen der Stiftung und Fridericus habe sich bewährt, weil sie der Stiftung „die nötige Flexibilität bei der Erledigung ihrer Aufgaben sichert“, sagte ein Sprecher des Brandenburger Kulturministeriums den PNN. Eine Eingliederung der Mitarbeiter „würde zu einer erheblichen zusätzlichen finanziellen und personellen Belastung“ der Stiftung führen. Exakt wortgleich äußerte sich die Pressestelle von Bundeskulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU).

Es ist nicht das erste Mal, dass die Schlösserstiftung mit Fridericus in die Schlagzeilen gerät. Bereits vor der Gründung der Tochtergesellschaft im Jahre 2006 gab es lautstarke Proteste von Stiftungsmitarbeitern, die in die neue Firma überführt werden sollten. Der Streit um einen Haustarifvertrag zog sich über Monate hin. 2012 kam heraus, dass die Stiftung den Mitarbeitern nicht den gerade eingeführten Mindestlohn zahlte. Der Grund: Die Gesellschaft, an der damals noch die private Dussmann-Gruppe 49 Prozent der Anteile hielt, war zu einem Zeitpunkt gegründet worden, zu dem noch nicht die Vergabegesetze in Berlin und Brandenburg galten, die neue öffentliche Aufträge an den Mindestlohn koppeln.

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