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Achte Pogida-Demo in Potsdam: So verlief der achte Pogida-Abend

Am Mittwoch hat in Potsdam der achte "Spaziergang" der fremdenfeindlichen Podiga stattgefunden. Rund 60 Pogida-Vertreter und hunderte Gegendemonstranten waren auf der Straße.

Potsdam - Die Lange Brücke ist gesperrt, rund um den Hauptbahnhof ist ein Großaufgebot der Polizei unterwegs, auch der Tram- und Busverkehr ist eingeschränkt: In Potsdam fandet am Mittwochabend der achte Aufmarsch der menschenfeindlichen Pogida statt. Der erneut von dem mehrfach vorbestraften Gewalttäter Christian Müller angemeldete „Abendspaziergang“ gegen eine vermeintliche Islamisierung begann um 18.30 Uhr am Hauptbahnhof und verlief wie geplant über die Lange Brücke zum Filmmuseum und wieder zurück. Auch drei Gegendemonstrationen hatten sich angemeldet. Auf beiden Seiten waren diesmal weniger Menschen unterwegs als bisher. Die Pogida-Demo wurde teilweise lautstark gestört und wurde zwischenzeitlich unterbrochen, es blieb insgesamt aber friedlich.

Gegen 18 Uhr startete die erste Gegendemonstration, zu der die Fußballvereine SV Babelsberg 03 und SV Concordia Nowawes eingeladen haben: Rund 200 Teilnehmer laufen bewegten sich durch Zentrum Ost in Richtung Hauptbahnhof - begleitet von lauter Musik.

Gegen 18.30 Uhr hatte sich Pogiga am Hauptbahnhof versammelt - es kamen nach Schätzung der Polizei rund 60 Teilnehmer, also wieder weniger als die vergangenen Male. Unter den Teilnehmern waren auch einschlägig bekannte Rechtsextremisten aus dem Norden Potsdams.

Die Polizei war am Hauptbahnhof auch mit Wasserwerfern präsent, später kreiste ein Hubschrauber über der Innenstadt. Pogida-Chef Christian Müller erklärte zuerst, dass er entgegen seinen früheren Ankündigungen doch vorerst der Veranstalter bleiben will - "bis sich jemand findet, der das in meinem Namen weitermacht". Eine Störaktion mit lauten Hupgeräuschen sorgte für eine zwischenzeitlich Unterbrechung der Veranstaltung. Die Geräusche kamen offenbar aus Kisten, die auf abgestellten Fahrrädern montiert waren. Bei der Pogida-Kundgebung am Lustgarten fabulierte Redner Graziani über die drohende Islamisierung Deutschlands, zog Parallelen zur Eroberung von Konstantinopel, schimpfte Merkel und alle Politiker als korrupte Volksverräter. Man sei es der Kriegsgeneration schuldig, Deutschland von einer "Invasion aus aller Herren Länder" zu "befreien".

Nicht nur bei Podiga, auch bei den Gegendemonstrationen waren weniger Menschen unterwegs als bei vergangenen Veranstaltungen - allerdings immer noch deutlich mehr bei Pogida: Die Stadt bezifferte die Teilnehmerzahl bei "Potsdam bekennt Farbe" am Lustgarten auf rund 300, bei der Demo der Fußballer beteiligten sich rund 200 Potsdamer, am Hauptbahnhof weitere rund 200 Demonstranten. In der Vergangenheit waren mehr als 1000 Potsdamer auf die Straße gegangen.

Sperrungen auf der Langen Brücke, in Zentrum Ost und Babelsberg

Bereits im Vorfeld hatte die Polizei mehrstündige Straßensperrungen angekündigt. Betroffen sind am heutigen Mittwoch ab etwa 16.30 Uhr der Bereich um den Potsdamer Hauptbahnhof, die Lange Brücke sowie Teile von Zentrum Ost und Babelsberg. Auch der öffentliche Personennahverkehr werde erheblich beeinträchtigt, hieß es. Die Pogida-Anhänger wollen bei ihrem achten „Abendspaziergang“ vom Bahnhof zum Filmmuseum und wieder zurück marschieren. Ein Polizeisprecher sagte, man werde wieder „mit einem starken Kräfteaufgebot im Einsatz sein, um die verfassungsrechtlich verbriefte Versammlungsfreiheit zu sichern und einen friedlichen Verlauf aller Versammlungen zu gewährleisten“. Gewalttätige Ausschreitungen werde die Polizei nicht dulden und konsequent dagegen vorgehen.

Gegen die Pogida-Veranstaltung hat das parteiübergreifende Bündnis „Potsdam bekennt Farbe“ eine Kundgebung für Weltoffenheit und Toleranz angemeldet, die ab 18 Uhr am Lustgarten stattfinden wird. Schon ab 17.30 beginnt eine von den Fußballvereinen Concordia Nowawes und SV Babelsberg 03 organisierte Demonstration „Gegen Rassismus und rechte Hetze, für ein lebenswertes und buntes Potsdam heute und morgen!“, die vom Rathaus Babelsberg über die Friedrich-List-Straße zum Hauptbahnhof verlaufen soll. Zudem hat der Linken-Bundestagsabgeordnete Norbert Müller ab 18 Uhr eine Kundgebung "Refugees welcome" im Bereich Babelsberger Straße/ Lange Brücke angemeldet, also entlang der Pogida-Route. 

Immer weniger Pogida-Teilnehmer

Die jetzt geplante Route zum Filmmuseum hatte Pogida-Annmelder Christian Müller schon Ende Januar genommen, damals hatten hunderte Polizisten die Gegendemonstranten massiv abgeschirmt. Auf der Facebook-Seite von Pogida sind diesmal Gäste aus Dresden, Heidenau und Freital in Sachsen angekündigt. Allerdings hatten die Aufzüge nach Vorbild der fremdenfeindlichen Pegida-Bewegung in den vergangenen Wochen stets an Zulauf verloren, zuletzt kamen 70 Teilnehmer – weniger als ein Zehntel der Teilnehmerzahl bei den Gegendemonstranten. Der Abendspaziergang vor einer Woche war ausgefallen. Weitere Aufzüge sind für den 15. März, ein Dienstag, in Babelsberg und eine Woche später für den 22. März im Zentrum vorgesehen. 

Zugleich zeigt sich auf der Pogida-Facebookseite, dass einige Sympathisanten unverhohlen zu Gewalt aufrufen. So schrieb ein Nutzer namens „Antonov Gungnir“ am Sonntag: „Wenn die Gutmenschen ein weiteres Asylheim am Schlaatz bauen, werde ich dieses abfackeln und zwar mit Insassen!!!“ Die Nachricht blieb unwidersprochen, wurde nicht gelöscht. Mehrere Gerichte in Deutschland haben Autoren ähnlicher Nachrichten bereits verurteilt.

In eigener Sache: Wir berichten am Mittwochabend über unseren Twitterkanal live vom Pogida-"Spaziergang" und den Gegendemos.

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