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Abschlusstest in Brandenburg: Erneute Panne bei Matheprüfungen

Schon wieder wurde an manchen Schulen prüfungsrelevanter Stoff in Mathe nicht unterrichtet. 83 Schüler können nun die Tests wiederholen

Potsdam - Erneute Panne bei Mathe-Abschlusstests in Brandenburg. Bei den Prüfungen zum Erwerb der Fachhochschulreife im Fach Mathematik kam es an zwei Oberstufenzentren (OSZ) Cottbus und Lübben im Fach Mathematik zu „Unregelmäßigkeiten“, wie das Bildungsministerium am Freitag erklärte. An beiden Schulen seien bestimmte Themengebiete, die Teil der Prüfungen waren, nicht unterrichtet worden. Warum – das ist noch nicht abschließend geklärt. Womöglich sind ein Lehrerausfall und Kommunikationspannen innerhalb der Schulen ursächlich. 83 Schüler können die Tests nachschreiben. Landesweit nahmen 1642 Schüler an den Prüfungen teil „Der Vorfall ist sehr bedauerlich, weil die Schulen nach dem Problemen beim Mathe-Abitur im<TH>Vorjahr eigentlich sensibilisiert waren“, erklärte Bildungsstaatssekretär Thomas Drescher am Freitag. 2017 war an einigen Gymnasien das Teilgebiet Logarithmus-Funktionen von den Lehrern nicht unterrichtet worden, obwohl es Bestandteil des Rahmenlehrplanes ist. 6000 Schüler erhielten die Möglichkeit, die Prüfung zu wiederholen, 2600 machten davon Gebrauch.

Ministerium: Prüfungsgebiete waren zwei Jahre im Voraus bekannt

Im aktuellen Fall geht es um Aufgaben aus den Gebieten Stochastik und Analytische Geometrie. Dass diese Themen bei den Prüfungen abgefragt werden, hätte die Fachlehrer und auch die Schüler nicht überraschen dürften, erklärt die zuständige Referatsleiterin im Bildungsministerium, Wioletta Wlodarczyk. Den Oberstufenzentren würde zwei Jahre im Voraus mitgeteilt, welche Themengebiete relevant seien. Die OSZ-Prüfungen sind dem Abitur ähnlich: Die Fachhochschulreife berechtigt deutschlandweit zum Studium an einer FH. Im Land Brandenburg ist mit dem Abschluss auch ein Studium an einer Universität möglich. Am Montag seien die Prüfungsaufgaben für den Test am Mittwoch für die Schulen Zum Online-Abruf bereitgestellt worden, so Drescher. Am Dienstag meldete der Schulleiter des OSZ Cottbus, dass nach Auskunft der Fachlehrer der Schwerpunkt Stochastik, der in den Aufgaben abgefragt worden wäre, nicht ausreichend unterrichtet worden sei. Daraufhin seien der Schule Ersatzaufgaben zur Verfügung gestellt worden, so dass die Prüfung in Cottbus am Mittwoch ordnungsgemäß über die Bühne ging und keine der insgesamt 14 Cottbuser Schüler zur Wiederholung antreten muss. Die Schule in Lübben schlug hingegen erst am Dienstag Alarm. Zwar wurden auch doch die insgesamt drei Aufgaben noch ausgetauscht, so dass keine Stochastik mehr enthalten war, beim Blick auf die Aufgaben am morgen der Prüfung hätten die Lehrer dann laut Drescher festgestellt, dass auch Analytische Geometrie, die nun abgefragt wurde, nicht ausreichend im Unterricht behandelt wurde. Für einen weiteren Austausch sei es dann zu spät gewesen, die Prüfung wurde geschrieben, ohne dass die Schüler von der Panne wussten.

Schüler können entscheiden, ob sie die Prüfung wiederholen

Den 83 Schülern werde nun laut Drescher freigestellt, die Prüfung am 8. Juni, dem regulären Nachholtermin, zu wiederholen und die erste Prüfung nicht zensieren zu lassen. Bis Dienstag müssen die Schüler, bei Minderjährigen die Eltern ihre Entscheidung treffen. „Es darf in keinem Fall dazu kommen, dass Schüler einen Nachteil haben“, so Drescher. „Die Leidtragenden sind die Schüler, selbst wenn sie die Möglichkeit einer Wiederholung der Prüfung erhalten“, erklärte die bildungspolitische Sprecherin der Grünen, Marie Luise von Halem, am Freitag. Das Ministerium sei in der Pflicht, zügig die Ursachen zu ermitteln und daraus Konsequenzen zu ziehen. Da die Probleme unabhängig voneinander an zwei Schulen aufgetreten seien, müsse das Ministerium Antworten geben, wie ein solches Versagen künftig verhindert werden könne, forderte auch der CDU-Bildungsexperte Gordon Hoffmann. „Die Lehrer müssen im Vorfeld von Prüfungen besser unterstützt werden, zum Beispiel mit Fachbriefen. “Zudem kritisierte Hoffmann die Informationspolitik von Bildungsministerin Britta Ernst (SPD). Am Donnerstag tagte im Landtag der Bildungsausschuss. Der Ministerin seien die erneuten Prüfungspannen offensichtlich bekannt gewesen, aber sie habe darüber kein Wort verloren. Ministeriumssprecher Ralph Kotsch wies den Vorwurf am Freitag zurück. Die Ministerin sei erst am späten Donnerstagnachmittag, nach dem Ausschuss, umfassend über den Vorfall informiert worden.

In Lübben fiel ein Lehrer aus

Warum der Stoff an den beiden Schulen nicht ordentlich durchgenommen wurde, ist noch unklar. Zuerst müssten alle Beteiligten gehört werden, so Drescher. In Lübben hängt das Versäumnis möglicherweise mit einem Lehrerausfall zusammen. Der Mathematiklehrer sei krankheitsbedingt länger ausgefallen, ein Fachlehrer eines Gymnasiums übernahm den Unterricht. Womöglich haben sich die beiden Pädagogen nach der Rückkehr des eigentlichen Lehrers nicht im Detail darüber abgesprochen, welcher Stoff bereits gelehrt wurde. Aber das sei noch Spekulation, so Drescher. Der Lübbener Schulleiter äußerte sich auf Anfrage nicht, weil die Pressehoheit für den Fall beim Ministerium liege. In Cottbus gab es laut Drescher keinen Lehrerwechsel. Als Konsequenz will das Ministerium möglicherweise die Kommunikationskette in den Schulen straffen. Es müsse wohldeutlicher festgelegt werden, wann die Fachlehrer den Prüfungsvorsitzenden – in der Regel den Schulleiter – über mögliche Versäumnisse zu ifnormieren haben. Dieser wiederum müsse sich rechtzeitig rückversichern, dass ordnungsgemäßen Prüfungen nichts im Wege stehe. Erarbeitet werden die zentral gestellten Aufgaben von einer Fachkommission. Die Aufgaben würden zweimal begutachtet, bevor sie an die Schulen gehen, so Wioletta Wlodarczyk. In der Kommission saß auch ein Mathelehrer aus Lübben. Die Kommissionsmitglieder seien allerdings zu Verschwiegenheit verpflichtet und dürften keine Hinweise an die Schulen geben, was abgefragt werden soll, erklärt die Referatsleiterin. „Zumindest das hat sehr gut funktioniert.“

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