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Alte und neue Chefin. Als Brandenburgs Kulturministerin war Sabine Kunst über den Stiftungsrat der Schlösserstiftung auch Chefin von Hartmut Dorgerloh. Das ist sie auch im Humboldt-Forum wieder – als Präsidentin der Humboldt-Universität hat sie auch einen Sitz im Stiftungsrat des Forums.

© Andreas Klaer

Abschied von Hartmut Dorgerloh: Hymnen auf den Schlossherrn

Rund 200 Gäste kamen am Montag zum Abschied von Hartmut Dorgerloh als Chef der Schlösserstiftung.

Von Peer Straube

Berlin - Die Umgebung passte. Ein lauschiger Innenhof, umrahmt vom Kavalierflügel des Schlosses Glienicke. Das einstige ländliche Refugium des Prinzen Carl, direkt an der Nahtstelle zwischen Potsdam und Berlin gelegen, bot die perfekte Kulisse für den Empfang zum Abschied von Hartmut Dorgerloh als Generaldirektor der Schlösserstiftung.

Und tatsächlich erinnerte die Veranstaltung am Montagabend ganz leicht an die Zeremonie des Hofhaltens. Rund 200 hochrangige geladene Gäste waren gekommen, um dem scheidenden Schlösserchef, seit Anfang Juni offiziell neuer Generalintendant des Berliner Humboldt-Forums, ihre Aufwartung zu machen. Und es verwunderte darum auch nicht, dass Hymnen auf den Mann gesungen wurden, der 16 Jahre für das Wohlergehen des preußischen Weltkulturerbes verantwortlich war und der es geschafft hat, für dessen Sanierung mehr als eine halbe Milliarde Euro herauszuschlagen.

„Professioneller und erfolgreicher Kulturmanager“

„Nur Ihrer Beharrlichkeit ist es zu verdanken, dass es geklappt hat“, dem Bund, Brandenburg und Berlin zwei Sonderinvestitionsprogramme zu entlocken, sagte Brandenburgs Kulturministerin Martina Münch (SPD) unter dem Beifall der Anwesenden. Ein „Mahner, Werber und Kommunikator“ für die Belange des Welterbes sei Dorgerloh stets gewesen, zudem sei er Konflikten nicht aus dem Weg gegangen, sagte sie in Anspielung auf diverse Auseinandersetzungen mit der Stadt Potsdam um Baumaßnahmen am Rande des Welterbes wie etwa die geplante Bebauung entlang der Nuthestraße vis-á-vis vom Babelsberger Park.

Die Schlösser und Gärten „hätten keinen besseren Repräsentanten finden können“, erklärte Münch. Dorgerloh sei ein „professioneller und erfolgreicher Kulturmanager“, für den der Schutz und die Bewahrung der Welterbeparks und -schlösser „eine Herzensangelegenheit“ gewesen sei. Münch erinnerte dabei an Dorgerlohs Jugendjahre, in denen er sich bereits in Sanssouci als Schlossführer verdingt hatte, bevor er über Stationen im DDR-Institut für Denkmalpflege und später in Brandenburgs Denkmalbehörde schließlich 2002 zum Generaldirektor der Schlösserstiftung berufen wurde. „Sie sind Herz, Gesicht und Stimme der Berlin-Brandenburger Schlösserverwaltung geworden“, lobte Münch. Dass Potsdams Welterbe auch weltweit so einen hervorragenden Ruf genieße, sei maßgeblich Dorgerlohs Verdienst.

Viel Lob für Dorgerloh

Sigrid Bias-Engels, die Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) vertrat, dankte Dorgerloh für dessen „herausragende Arbeit“ in der Schlösserstiftung, die er mit viel persönlichem Einsatz und großem Geschick geleitet habe. Dorgerlohs Berufung zum Intendanten des Humboldt-Forums, „wo sich künftig die Kulturen der Welt begegnen“, sei daher auch als „großes Kompliment“ für sein Wirken zum Wohle des preußischen Welterbes zu verstehen, sagte Bias-Engels.

Höchstes Lob kam auch vom Nachfahren der Erbauer dieses Welterbes, Georg Friedrich Prinz von Preußen, Chef des Hauses Hohenzollern. Dorgerloh habe hervorragende Arbeit geleistet, sehr nachhaltig gewirkt und damit langfristig etwas bewegt, sagte er am Rande des Empfangs den PNN. Brandenburgs frühere Kulturministerin Johanna Wanka (CDU) sprach von einem Glücksfall für Potsdam, der enorm viel für die Besucher geleistet und es zugleich auch geschafft habe, immer wieder namhafte Sponsoren für Restaurierungsprojekte zu gewinnen.

Welterbestätte zu sein, bedeute Verantwortung

Für Brandenburgs frühere Finanzministerin Wilma Simon (SPD) ist es „ein Jammer, dass er weggeht“. Wie Dorgerloh die Stiftung aufgestellt habe, „das war großartig“. Sie hoffe, dass die Nachfolgerin oder der Nachfolger diese Arbeit fortsetzen werde. Ex-„Bild“-Herausgeber Kai Diekmann sprach gegenüber den PNN von einem „Riesenverlust für Potsdam“. Die Stadt verliere einen, der „unermüdlich und aufrecht“ für vor allem den Schutz des Welterbes gekämpft habe und „keiner Auseinandersetzung aus dem Weg gegangen“ sei. Angesichts der „immer intensiveren Nutzung“ der Parks zur Naherholung bedürfe es eines Lobbyisten, der unermüdlich für den Schutz des Welterbes trommele, so Diekmann. Er spielte damit auch auf die wachsenden Müllberge, nicht zuletzt im Neuen Garten, an, die von den Badenden dort hinterlassen werden.

Brandenburgs frühere Umweltministerin und heutige entwicklungspolitische Sprecherin der Linke-Fraktion im Landtag, Anita Tack, nannte Dorgerlohs Abschied einen „Verlust, der nur mit großen Anstrengungen zu kompensieren sein wird“. Als „strenger Hüter“ des Welterbes habe er sich in Potsdam „nicht nur Freunde gemacht“, erklärte sie in Anspielung auf den Streit etwa um das Radfahren in den Parks und Gärten. Dennoch seien Auseinandersetzungen stets fair verlaufen, sagte Tack.

Dorgerloh selbst verband seinen Abschied mit einer Mahnung: Welterbestätte zu sein, bedeute Verantwortung. Das gelte auch für die Bevölkerung.

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