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Abriss des Mercure: "Wiese des Volkes" bleibt das Ziel

Die Andere hat beantragt, das Sanierungsziel für den Lustgarten zu ändern und damit den Abriss des Mercure zu verhindern. Der steht aber vorerst gar nicht auf der Agenda der Stadtverordneten. 

Potsdam - Der Abriss des Hotels Mercure wird wohl auf absehbare Zeit als Sanierungsziel für den Lustgarten bestehen bleiben. Denn für eine Änderung des Beschlusses aus dem Jahr 2016 zeichnet sich derzeit keine Mehrheit ab. Beantragt hatte das die Fraktion Die Andere. Am Mittwoch hatten die Stadtverordneten das Thema ohne weitere Diskussion auf Antrag von Grünen und Linken in den Bauauschuss und in den Hauptausschuss verwiesen. 

In dem Antrag fordert Die Andere, den Abriss des Hotelhochhauses als Sanierungsziel in der Potsdamer Mitte aufzugeben. Der Oberbürgermeister solle die entsprechenden Beschlussvorlagen im Dezember vorlegen. Als Begründung führt die Fraktion an, dass im Masterplan für den Lustgarten binnen vier Monaten ein Finanzierungskonzept für den Erwerb und den Abriss des Gebäudes vorgesehen sei. Auch drei Jahre später sei dies nicht geschehen. „Zwischenzeitlich ist national und auch international die Wertschätzung der städtebaulichen und architektonischen Entwicklungen der Nachkriegsmoderne gestiegen.“ 

Laut SPD stellt sich die Frage nicht

Dass sich in den Ausschüssen auf einmal eine Mehrheit für eine Änderung der Sanierungsziele findet, ist jedoch unwahrscheinlich. Die SPD sieht derzeit keine Notwendigkeit zur Diskussion, wie Fraktionschef Daniel Keller den PNN sagte. „Die Frage stellt sich nicht.“ Es gebe in für die Stadtentwicklung derzeit wichtigere Fragen, wie den Bau von Schulen und Wohnungen. Es gebe keinen Bedarf den Kompromiss von 2016 wieder aufzumachen. Damals hatte eine breite Mehrheit der Stadtverordneten mit Ausnahme von Die Andere den Sanierungszielen zugestimmt. Die Verwaltung könne nun in den Ausschüssen darlegen, was es bedeuten würde, den Abriss aus den Sanierungszielen zu streichen. „Dann warten wir das Votum aus den Ausschüssen mal ab“, sagte Keller.

Grünen-Fraktionschefin Janny Armbruster zeigte sich am Donnerstag zwar offen zur Diskussion, aber durchaus skeptisch, was die Forderung von Die Andere angeht. „Gesprächsbedarf gibt es ja immer“; sagte sie den PNN. Sonst hätte man den Antrag ja auch gleich ablehnen können. Allerdings machte sie auch deutlich, dass sie das Thema aktuell nicht für dringlich hält. „Es gibt keinen Druck, jetzt etwas zu entscheiden“, sagte sie. Das Hotelhochhaus werde langfristig genutzt. „Das Thema Abriss ist im Moment ohne Relevanz.“ Also müsse man auch die Sanierungsziele für den Lustgarten nicht anfassen. Außerdem gab sie zu bedenken, dass eine Streichung des Abrisses aus den Sanierungzielen keineswegs bedeute, dass das Gebäude geschützt sei. Der Eigentümer könnten dann nur freier über Änderungen an der Gebäudesubstanz entscheiden.

Die Linke stimmt der Fraktion Die Andere zu

Unterstützung bekommt Die Andere hingegen von der Linken-Fraktion. Fraktionschef Stefan Wollenberg sagte den PNN, die Linke stehe dem Antrag positiv gegenüber. „Das Mercure sollte nicht abgerissen werden.“ Es handele sich um einen funktionierendes Gebäude, die Stadt habe ohnehin keinen Zugriff und außerdem sei ein eventueller Erwerb und Abriss mit Kosten in Millionenhöhe verbunden. „Da es ohnehin nicht umsetzbar ist, wäre es konsequent, sich vom Abriss als Sanierungsziel zu verabschieden“, sagte Wollenberg.

Der Streit hat eine lange Vorgeschichte: Mit dem Neubau des Landtags in Gestalt des ehemaligen Stadtschlosses gegenüber des Hotels begann die Abrissdebatte. Als dann 2012 Potsdam-Mäzen Hasso Plattner anbot, am Standort des Hotels eine Kunsthalle zu bauen, schien das Ende des Mercure besiegelt. Doch nach einigem Hin und Her nahm Plattner von seinen Plänen Abstand – auch, weil Potsdamer Bürger dagegen protestiert hatten und das Hotel nicht verlieren wollten. 2013 präsentierte der damalige Baudezernent Matthias Klipp (Grüne) seinen Plan zur Beseitigung des „städtebaulichen Missstands“, doch er bekam keine Mehrheit. Stattdessen wurde eine Planungswerkstatt beschlossen. 2015 wurden dann die Ergebnisse des 500.000 Euro teuren Werkstattverfahrens präsentiert. Alle sieben Vorschläge sahen einen Abriss des Hotels vor, an seiner Stelle sollte eine „Wiese des Volkes“ an der vierspurigen Zufahrt zur Langen Brücke entstehen. Mit den Plänen landete Potsdam auch in der NDR-Satiresendung Extra3 in der Rubrik „Der reale Irrsinn“.

2016 rückte die Stadtspitze dann überraschend von den Abrissplänen ab. Ausschlaggebend war ein Bürgerbegehren der Initiative „Potsdamer Mitte neu denken“, die zwar für unzulässig erklärt wurde, das Rathaus aber dennoch unter Zugzwang setzte. Schließlich wurde ein Kompromiss ausgehandelt: Die Fachhochschule sollte abgerissen werden, das Mercure aber bis auf Weiteres stehen bleiben dürfen. Die Bemühungen um einen Kauf des Hotel seien einzustellen, beschlossen die Stadtverordneten. Nicht ganz unwichtig dabei war, dass die Stadt ohnehin keinen Zugriff auf das Gebäude hatte. Das Haus war kurz zuvor von einem großen französischen Investmentfonds erworben worden.

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