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Abriss am Brauhausberg Potsdam: Die alte Schwimmhalle wird abgerissen

Ein kleiner T-Rex-Bagger beißt am Brauhausberg: Bis zum Spätherbst soll der markante DDR-Schwimmbad-Bau verschwunden sein. Einzelteile kommen in das neue Bad blu.

Innenstadt - Bis zum Spätherbst wird die alte Schwimmhalle am Brauhausberg für 1,85 Millionen Euro dem Erdboden gleichgemacht. Den Zeitrahmen und die Bruttokosten nannte Stadtwerke-Sprecher Göran Böhm am Montag vor Ort. Anlass war der offizielle Beginn der Abrissarbeiten. Bereits seit März ist das 1971 eingeweihte und 2017 endgültig geschlossene DDR-Gebäude komplett entkernt worden.

Die Arbeiten ähneln dem Abriss der alten Fachhochschule am Alten Markt: Auch an der Schwimmhalle kommt ein Abrissbagger mit einem Metallgreifer zum Einsatz, der den Bau Stück für Stück auseinanderreißen soll – während zugleich Wasser in Richtung Gebäude gespritzt wird, damit nicht zu viel Staub aufgewirbelt wird.

Einzelteile des Baus werden Verwendung im neuen Schwimmbad blu nebenan finden

50 000 Kubikmeter Volumen und knapp 4000 Quadratmeter Grundfläche besitzt der Bau, in dem Generationen von Potsdamern schwimmen lernten, ihre Bahnen zogen oder Wettkämpfe verfolgten. Zunächst wird dabei das Stahlbetondach „zurückgebaut“, wie es die kommunalen Stadtwerke als Eigner der Halle bezeichnen. Zudem müsse man auch die früheren Keller und die Fundamente des Hauses in bis zu sechs Metern Tiefe wegreißen, sagte Stadtwerke-Bauleiterin Ramona Löser-Fimmel. Das einstige Becken des Bades sei mit Sand gefüllt worden, damit abstürzende Deckenteile weicher fallen, hieß es weiter. Der Bauschutt selbst werde getrennt gesammelt und zu großen Teilen recycelt.

Allerdings sollen Einzelteile des Baus noch Verwendung im neuen Schwimmbad blu nebenan finden. Das Metallrelief „Die Badende“ von Potsdams Ehrenbürger Werner Nerlich ist bereits restauriert und an der Rückseite der neuen Halle angebracht worden, ein altes Fliesen-Wandbild wurde für das blu nachgebaut. Zudem sollen noch Startblöcke des alten Bades im blu als Sitzgelegenheiten montiert werden. Eine tragende Säule mit Fliesen von Hedwig Bollhagen ist für das Foyer des neuen Bades vorgesehen. „Diese Säule wird aber gerade noch aufgearbeitet“, sagte Löser-Fimmel.

Viel diskutierter Abriss

Der Abriss der Halle war vielfach kritisiert worden. Beim Pressetermin am Montag war auch Steffen Pfrogner von der Initiative „Potsdamer Mitte neu denken“ anwesend, die sich für den Erhalt besonderer DDR-Bauten in Potsdam engagiert. Er sage, dass nun der Abriss tatsächlich starte, sei „nicht schön“. Immer noch sei für ihn die vor einigen Jahren gefallene Entscheidung des Landesdenkmalamts unverständlich, die Halle nicht unter Denkmalschutz zu stellen. Ein Argument: Es handele sich bei der Schwimmhalle um einen „Wiederholungsbau“, dessen Prototyp in Dresden bereits Denkmalschutz genieße.

Die Schwimmhalle hatte der Architekt Karl-Heinz Birkholz nach dem Dresdener Vorbild projektiert, auffällig war das geschwungene Dach. Der langjährige Potsdamer Denkmalschutzchef Andreas Kalesse hatte unlängst im PNN-Interview gesagt, die Schwimmhalle und auch das benachbarte Terrassenrestaurant „Minsk“ hätte er gern erhalten. Auch in Städten wie Leipzig und Erfurt sind ähnliche Hallen saniert und erhalten worden.

Schwimmhallengrundstück soll verkauft werden

Wie berichtet soll das Schwimmhallengrundstück im Paket mit dem maroden „Minsk“ und weiteren Flächen am Brauhausberg verkauft werden. Unter den Bewerbern gibt es einen bislang unbekannten Investor, der 27 Millionen Euro bietet – allerdings nur unter der Bedingung, dass das „Minsk“ abgerissen wird. Allerdings hatten die Stadtverordneten auf Initiative der Linken und der Grünen das Verfahren zunächst auf Eis gelegt. So soll die Stadtverwaltung bis September weitere Prüfungen durchführen, ob und wie der DDR-Bau doch noch weiter genutzt werden kann. Das hatten die „Minsk“-Befürworter Anfang Juni in der Stadtverordnetenversammlung mit knapper Mehrheit durchgesetzt (PNN berichteten). Neue Entwicklungen gebe es bei dem Thema nicht, man warte auf eine Entscheidung, machte Stadtwerke-Sprecher Böhm gestern auf Nachfrage deutlich.

Mit dem Geld für die Baugrundstücke am Brauhausberg sollte auch das vor einem Jahr eröffnete und wegen seiner klobigen Architektur mehrfach kritisierte blu-Schwimmbad refinanziert werden. Nach letzten Angaben der Kämmerei kostete es rund 42 Millionen Euro. Zu den Auswirkungen des auf Eis gelegten Verkaufsverfahrens, aber auch etwa zur generellen Auslastung des neuen Bads wollen die Stadtwerke am morgigen Mittwoch eine Pressekonferenz abhalten – im blu, vis-á-vis zu den Abrissarbeiten an der alten Schwimmhalle.

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