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Die Algenbildung in der Nuthe in Potsdam.

© Ulfrid Mattig

Abkühlen in Seen und Flüssen: Die Nuthe steht still

Der Havel-Zufluss in Potsdam leidet unter extremer Blaualgenbelastung. An den offiziellen Badestellen in der Region soll die Wasserqualität jedoch ausgezeichnet sein.

Von Carsten Holm

Potsdam - Als der Potsdamer Oberstudienrat Ulfrid Mattig vor ein paar Tagen von der Nuthebrücke hinab auf den Fluss sah, war er vor allem als Biologe in großer Sorge. Gut 66 Kilometer hatte sich das Flüsschen von seiner Quelle im Fläming vorbei an Jüterbog, Luckenwalde und Trebbin durch die Mark geschlängelt – aber kurz vor seinem Zufluss in die Havel war in Potsdam plötzlich Schluss. „Überall, von den Ufern bis zur Mitte, ein extremer Befall mit Blaualgen, die in Wirklichkeit keine Algen, sondern eine Bakterienart sind”, sagte PNN-Leser Mattig, „das Wasser schwappte ein bisschen hin und her, wenn ein Schiff an der Mündung vorbeifuhr. Aber im wesentlichen stand die Nuthe still, wenn sie nicht sogar ein Stück zurück in Richtung Quelle floss.”

Ein Bild von der Berliner Seite: Ekel-Baden an der Havel, Radfahrerwiese, im Corona-Sommer 2020.
Ein Bild von der Berliner Seite: Ekel-Baden an der Havel, Radfahrerwiese, im Corona-Sommer 2020.

© Annette Kögel

Fließgewässer "verkrauten", dazu kommt Bakterienbefall

Für das Naturphänomen fand Mattig, der nach seiner Pensionierung noch eine Zeit lang an der Kleinmachnower Waldorf-Schule unterrichtete und seit zwei Jahren an einem Buch über die Grundbedingungen des Lebens schreibt, eine einfache Erklärung. Die Bakterien vermehrten sich in Massen, weil die Nuthe sie nicht mehr in die Havel spülen könne. 

Der Grund dafür seien die äußerst niedrigen Wasserstände in der Nuthe, die wiederum eine sichtbare Folge des Klimawandels seien. Denn normalerweise sei der Wasserstand eines Zuflusses höher als der des Hauptflusses. Ein weiteres Problem: Mitunter würden Blaualgen sogar in kleine Badebuchten der Havel gelangen. „Man sollte es vermeiden, inmitten von Blaualgen ins Wasser zu gehen”, sagte der 80 Jahre alte Pädagoge.

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Dem brandenburgischen Umweltministerium ist die Lage bekannt. „Der dritte Dürresommer in Folge hinterlässt in allen Fließgewässern im Land seine biologischen Spuren”, heißt es in einer Stellungnahme auf Anfrage der PNN. So treten die Belastungen der Nuthe mit Phosphaten und Stickstoffverbindungen bei Niedrigwasser „noch deutlicher hervor als sonst”. Ursache seien ein Mangel an Verdünnung und an Fließgeschwindigkeit: „Es kommt zur Verkrautung der Fließgewässer.” Unterbrochen werden könne dies nur durch Hochwasser. 

Wasserqualität am Strandbad Babelsberg gilt bisher als "ausgezeichnet".
Wasserqualität am Strandbad Babelsberg gilt bisher als "ausgezeichnet".

© Ottmar Winter PNN

Erst ab Herbst könne der Wasserspiegel der Nuthe wieder etwas ansteigen und die Algenentwicklung bremsen. Das Gesundheitsministerium weist auf Anfrage der PNN darauf hin, dass Algen Hautreizungen hervorrufen können, weswegen in belasteten Bereichen nicht gebadet werden sollte. Dem Ministerium seien zwar keine Meldungen des Potsdamer Gesundheitsamts über stark erhöhte Algenwerte in der Nuthe zugegangen. Allerdings sei der Fluss „kein ausgewiesenes Badegewässer, weshalb auch keine standardmäßigen Prüfungen durchgeführt werden”.

Viele Badestellen haben derzeit das Prädikat "Ausgezeichnet" 

Die werden aber an mehr als 250 Badestellen in Brandenburg vorgenommen – und das Ergebnis ist beruhigend. Denn Badebegeisterte können sich nahezu überall furchtlos in die Fluten werfen - außer aktuell am Plessower See. Dort wurden am Freitag ein Befall mit Zerkalien festgestellt, die Larven führen zu einer sogenannten Badedermatitis, die mit Hautreizungen einhergeht. Dennoch erhielten von den insgesamt 251 Badestellen im Land nach Angaben des Verbraucherschutzministeriums 245 das Prädikat „Ausgezeichnet”. 

Damit bleibe die Wasserqualität im Vergleich zu den Vorjahren „auf hohem Niveau”. Bis zum Saisonende Mitte September würden mindestens einmal im Monat Wasserproben aus den Badeseen und Flüssen untersucht. Die Ergebnisse fänden sich sofort auf einer eigenen Internetseite für die Badestellen im Land Brandenburg.

So sieht die Wasserqualität an den offiziellen Stränden in Potsdam und Umgebung aus: Das Stadtbad im Park Babelsberg wurde wie auch die Badestelle im Strandbad Caputh, das Strandbad Ferch am Schwielowsee, die Badestelle am Campingplatz „Riegelspitze” am Glindower See in Werder und das Waldbad Templin am Templiner See mit drei Sternen für „ausgezeichnete Wasserqualität” gekrönt.

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