zum Hauptinhalt
Ab Montag gilt an Brandenburgs Schulen keine Präsenzpflicht mehr.

© dpa

Update

Ab Montag möglichst Heimunterricht: Potsdams Schulen und Kitas im Notfallmodus

Brandenburg steht vor dem Lockdown: Das hat am Sonntag in Potsdam auch für Verwirrung gesorgt. Ein Problem bleibt: Tausende Rechner für Schüler sind noch nicht eingetroffen

Potsdam - Der Bund-Länder-Beschluss zum harten Lockdown ab Mittwoch hat am Sonntag in Potsdam auch für Verwirrung gesorgt.  Vor allem bei den Kitas gab es zunächst Unklarheiten. So war Bildungsdezernentin Noosha Aubel (parteilos) zunächst davon ausgegangen, dass man in Zusammenarbeit mit den privaten Kitabetreibern wieder eine Notbetreuung in Kindertagesstätten und Horten anbieten müsse – wie beim ersten Lockdown. Allerdings stellte das Landesbildungsministerium am Abend per Pressemitteilung klar: „Die Kitas im vorschulischen Bereich bleiben geöffnet.“ Soweit möglich werde den Eltern der Kita-Kinder jedoch nahegelegt, ihre Kinder zuhause zu betreuen. Keine Angaben machte das Ministerium in der Mitteilung zu den Hort-Einrichtungen.

Ein Grund für die Verwirrung: In dem besagten Bund-Länder-Beschluss hieß es zuvor noch, an den Schulen und Kitas "sollen im Zeitraum vom 16. Dezember 2020 bis 10. Januar 2021 die Kontakte deutlich eingeschränkt werden". Kinder sollen dieser Zeit wann immer möglich zu Hause betreut werden. Daher würden in diesem Zeitraum die Schulen und Kitas grundsätzlich geschlossen "oder die Präsenzpflicht wird ausgesetzt". Ferner: "Es wird eine Notfallbetreuung sichergestellt und Distanzlernen angeboten." Darauf hatte sich Aubel bezogen. 

Präsenzpflicht in Schulen wird ausgesetzt

Zugleich hatte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) am Sonntag erklärt, die Präsenzpflicht in Schulgebäuden werde bis zu den Ferien ausgesetzt. Wer kann, soll also sein Kind ab dem heutigen Montag zuhause beschulen. Brandenburg weicht damit vom Geist der Bundeslinie ab, dass ab Mittwoch die Schulen geschlossen werden sollen - außer für Notbetreuung. 

Wie berichtet hatte vergangenen Freitag bereits Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) entschieden, dass alle Potsdamer Schüler ab Klassenstufe sieben ab Montag verbindlich in den Heimunterricht gehen sollen. Abschlussklassen und Förderschulen sind ausgenommen. Ab Januar soll es zunächst nur noch Unterricht zuhause für alle Schulen geben, auch hier sind Abschlussklassen und Förderschulen ausgenommen. Die Maßnahmen sollen im Kampf gegen das Coronavirus helfen. 

Potsdam noch nicht optimal auf Digitalunterricht vorbereitet

Allerdings ist die Stadt Potsdam auf den anstehenden Distanz- und Digitalunterricht rein technisch nur bedingt vorbereitet. So hatte das Rathaus für die Unterrichtsvorsorge in Pandemie-Zeiten bereits im September beim Land Zuwendungen beantragt: damit mindestens 2300 Schüler, gerade aus finanziell schwachen Familien für das Lernen von zu Hause aus ein Tablet erhalten. 

Doch schon damals hieß es vom Rathaus auch: „Eine terminliche Aussage, ab wann die Geräte bereitstehen, kann noch nicht getroffen werden, da die Lieferzeiten bisher nicht bekannt sind.“ Und tatsächlich sei bislang kein einziges Gerät eingetroffen, sagte Aubel den PNN. Dabei habe man die Rechner umgehend bestellt: „Aber der Hersteller kann uns nicht sagen, wann ausgeliefert wird.“ 

[Was ist los in Potsdam und Brandenburg? Die Potsdamer Neuesten Nachrichten informieren Sie direkt aus der Landeshauptstadt. Mit dem neuen Newsletter Potsdam HEUTE sind Sie besonders nah dran. Hier geht's zur kostenlosen Bestellung.

Auch insofern sprach Aubel von einer Herausforderung. Zudem werde man für Familien, denen keine ausreichende Internetverbindung zur Verfügung stehe, auch Räumlichkeiten der Stadt suchen, um Distanzlernen zu ermöglichen. Als Beispiel nannte Aubel die Bibliotheken – wo es auch einzelne Rechner gebe. „Man wird sehen, wie man das macht.“ Sie hoffe, dass die Zeit bis 4. Januar für die Lösung solcher Probleme genutzt werden könne.  

Engpässe bei der kommunalen IT-Betreuung

Ein weiteres Problem: Ein angekommenes Gerät muss noch lange nicht sofort funktionieren. Mehrfach hatten die PNN in den vergangenen Jahren über personelle Engpässe bei der kommunalen IT-Betreuung berichtet. An manchen Schulen standen monatelang Rechner ungenutzt herum, weil die städtischen Mitarbeiter keine Zeit zur Einrichtung hatten. 

IT-Behördenleiter Thomas Morgenstern-Jehia hatte im Oktober erklärt, für die nötige IT-Betreuung der Geräte hätten zeitweise nur drei Mitarbeiter zur Verfügung gestanden – und einer dieser Kollegen bleibe stets als Corona-Reserve im Rathaus zurück. Diese Stellen waren allerdings auf zehn aufgestockt worden. Zugleich hatte Morgenstern-Jehia eine Ausschreibung angekündigt, damit ein Unternehmen künftig den komplexen Support für die Schulen wirksam unterstützen kann.  

Noosha Aubel.
Noosha Aubel.

© Sebastian Rost

Wlan-Versorgung nur an wenigen Schulen gewährleistet

Problematisch an vielen Schulen ist auch die Wlan-Bandbreite. Nach Einschätzung des Rathauses ist nur an drei der 50 Schulen eine „optimale Versorgung“ mit Wlan gewährleistet. 23 Schulen erreichen 67 Prozent der optimalen Bandbreite und sieben Einrichtungen kommen bislang auf weniger als 33 Prozent der optimalen Bandbreite. Diese Daten hatte die Verwaltung jüngst auf Anfrage des SPD-Stadtverordneten Nico Marquardt herausgegeben. 

Das Wlan ist besonders für Videokonferenzen entscheidend. Mehrere Lehrer hatten den PNN geschildert, dass sie von zu Hause aus Videokonferenzen auf privaten Rechnern geben müssen – weil das Wlan in der Schule nicht reicht. Solche Unzulänglichkeiten wolle man mit rund 10 Millionen Euro aus dem Digitalpakt des Bundes ändern. Die Gelder werden dazu aber gerade erst beantragt.  

Als erfolgreiches Modell gilt übrigens die School-Cloud des Potsdamer Hasso-Plattner-Instituts (HPI). Mehr als ein Jahr nach ihrem Start nutzten 562 Schulen im Land, etwas mehr als jede zweite Einrichtung. Die Online-Lernplattform wurde gerade in der Corona-Zeit wichtig, da sich zum Beispiel Aufgaben darüber bereitstellen lassen. Das hatte die Staatskanzlei vor wenigen Tagen erklärt. In Brandenburg sollen demnach alle 300 000 Schüler im nächsten Schuljahr eine eigene, standardisierte E-Mailadresse bekommen, nachdem dann alle Schulen mit der Cloud ausgestattet sind. 

Zur Startseite