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Ab Januar: Neue Energiepreise bei EWP in Potsdam: Strompreis runter, Gaspreis rauf

Für mehrere Tausend Kunden des städtischen Energieversorgers EWP ändern sich ab Januar die Tarife - die Strompreise sollen dann sinken. Dafür soll das Gas teurer werden.

Potsdam - Tausende Stromkunden des kommunalen Versorgers Energie und Wasser Potsdam (EWP) können sich ab dem Jahreswechsel über geringere Preise freuen. Einige Hundert Gaskunden müssen dagegen mehr zahlen. Das gab das Unternehmen des Stadtwerke-Verbunds jetzt auf PNN-Anfrage bekannt. Anlass für die Nachfrage waren Leserhinweise.

So senkt die EWP die Strompreise bei den Sonderverträgen „Potsdam Strom fix“ und „Strom fix“ um brutto 1,177 Cent beziehungsweise 0,999 Cent pro Kilowattstunde – für einen Vier-Personen-Haushalt mit 4000 Kilowattstunden pro Jahr bedeutet das rund 40 bis 45 Euro weniger pro Jahr. „Davon profitieren rund 11 000 Kunden“, sagte ein EWP-Sprecher. Damit wolle man die Stromtarife besser im Wettbewerb positionieren. Die Fernwärmepreise sollen hingegen konstant bleiben, bestätigte der Sprecher weiter.

Rund 30 Euro mehr im Jahr: Potsdams Gas-Kunden müssen tiefer in die Tasche greifen

Dagegen müssen rund 1200 EWP-Kunden mit dem Vertrag „Komfortgas fix“ deutlich tiefer in die Tasche greifen – dieser Gastarif wird brutto um 0,313 Cent pro Kilowattstunde teurer. Bei einem Verbrauch von etwa 10 000 Kilowattstunden in einer größeren Wohnung sind das rund 30 Euro mehr pro Jahr. Der Grund für die Maßnahme: Die ebenfalls zu den Stadtwerken gehörende Netzgesellschaft Potsdam habe ihre Netzentgelte für alle Lieferanten erhöht. Das gebe man an die große Mehrheit der eigenen Gaskunden nicht weiter, betonte der EWP-Sprecher – nur bei den preisgünstigen „Komfortgas“-Verträgen sei das aus wirtschaftlichen Gründen nötig. Damit läuft die Gaspreisentwicklung in der Stadt entgegen dem Bundestrend: In vielen anderen Städten wird der Preis zum Januar sinken.

Schon in den letzten Jahren hatte es in zahlreichen Kommunen eine Senkung der Preise gegeben. Auch in Potsdam: Noch vor einem Jahr hatten die Stadtwerke den Preis für Gasverbraucher um 0,91 Cent pro Kilowattstunde in allen Verbrauchsgruppen gesenkt – ein Minus von damals 13 Prozent. Dagegen hatte die EWP die Strompreise vor einem Jahr noch erhöht.

Trotz Wachstum der Stadt: „Die Gesamtzahl unserer Kunden ist hier gegenüber dem Vorjahr gesunken“

Die EWP gilt als das Zugpferd der Potsdamer Stadtwerkegruppe. 2016 erwirtschaftete sie ein Plus von 18,3 Millionen Euro – nach 14,1 Millionen Euro im Jahr zuvor. Mit dem Geld wird unter anderem der öffentliche Nahverkehr im Stadtgebiet subventioniert. Im aktuellen Geschäftsbericht des Unternehmens für das vergangene Jahr heißt es zugleich, der Wettbewerb mit fremden Strom- und Gaslieferanten im Potsdamer Stadtgebiet habe sich weiter verschärft. Und: „Die Gesamtzahl unserer Kunden ist hier gegenüber dem Vorjahr gesunken.“

Denn es gibt eben auch ein Preisproblem. Beispiel Gas: Hier gibt es für findige Kunden deutlich günstigere Angebote als die EWP. Das zeigen Internet-Vergleichsportale wie Check24 oder Online-Gaspreisvergleich. Für einen jährlichen Verbrauch von 12 000 Kilowattstunden beispielsweise liegen die günstigsten Angebote bei unter 500 Euro. Bei der EWP würde derselbe Haushalt demnach 788 Euro pro Jahr zahlen, etwa 50 Prozent mehr. Ähnlich sieht das Bild bei den Strom- und auch Öko-Strom-Tarifen aus. Allerdings hebt die EWP in ihrem Bericht die gute Servicequalität hervor, die man den Kunden bieten könne.

Stromabsatz in Potsdam leicht gesunken, dafür aber im Umland gestiegen

Insgesamt sei der Stromabsatz in Potsdam leicht gesunken, dafür aber im Umland gestiegen, heißt es in dem Bericht. Auch beim Gas sei der Absatz, allerdings witterungsbedingt, zuletzt tendenziell rückläufig gewesen. In diesem Jahr sei sogar der Verlust von Großkunden in dem Bereich möglich, warnt die EWP in dem Geschäftsbericht. Der EWP-Sprecher sagte, für das Gas würden schon die bestmöglichen Einkaufskonditionen gesichert – mit einer Mischung aus derzeit fünf Lieferanten, die Gas in Jahres-, Quartals- oder Monatsscheiben beschaffen würden. Eine Ölpreisbindung bestehe nicht mehr.

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Hintergrund: Teurer Toilettengang

In keiner deutschen Stadt ist eine Toilettenspülung so teuer wie in Potsdam. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Donnerstag veröffentlichte Untersuchung des Vergleichsportals Netzsieger, das dafür die Trink- und Abwassertarife in den 50 größten Städten unter die Lupe nahm. In Potsdam, wo die Stadtwerke für die Wasserversorgung zuständig sind, kostet eine Spülung bei einem Sechs-Liter-Spülkasten 3,7 Cent. Pro Jahr kommen so 67,56 Euro zusammen. Der Bundesschnitt liegt bei 45 Euro pro Jahr. Besonders günstig ist es beispielsweise in Augsburg, dort kostet eine Sechs-Liter-Spülung nur 1,8 Cent oder 33,51 Euro pro Jahr.

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