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Der Sandmann im Weltraum. 

© Andreas Klaer

Ab durch den Zeitentunnel: Sandmann-Ausstellung im Potsdamer Filmmuseum

Zum 60. Geburtstag widmet das Filmmuseum Potsdam dem Sandmann eine Ausstellung – mit Märchenwald und Raumfahrer-Romantik.

Von Sarah Kugler

Potsdam - Ein bisschen schwindelfrei muss man schon sein, um den Zeitentunnel zu durchqueren. Sterne fliegen darin umher, helles Licht saust um den Betrachter und die Zeitentunnelbrille lässt alles noch zusätzlich flimmrig erscheinen. Doch die abenteuerliche Begehung lohnt sich: Auf der anderen Seite erwartet die Reisenden ein verwunschener Märchenwald, in dem der Sandmann zu Hause ist.

Das Potsdamer Filmmuseum widmet der berühmten Fernsehfigur zum 60. Geburtstag eine Ausstellung, die ab Montag für Besucher geöffnet ist. Sie trägt den Titel „Mit dem Sandmann auf Zeitreise“ und gibt einen Einblick in die Geschichte des Sandmanns, der am 22. November 1959 das erste Mal auf deutschen Bildschirmen zu sehen war. In 35 Vitrinen sind im Filmmuseum 135 Figuren sowie 25 Fahrzeuge zu sehen. Alle stammen aus den Rahmenhandlungen verschiedener Sandmann-Folgen – Figuren wie Pittiplatsch oder Plumps aus den Gute-NachtGeschichten sind allerdings nicht zu sehen. Man vermisst sie jedoch auch nicht, so liebevoll wird man durch die Ausstellung geleitet, so detailreich sind die Ausstellungsstücke.

Die Zeitentunnel führen von Raum zu Raum und muten wie Wurmlöcher an.
Die Zeitentunnel führen von Raum zu Raum und muten wie Wurmlöcher an.

© Andreas Klaer

Eine Reise in den Weltraum

Alles beginnt mit einer Reise ins All: Gleich im ersten Raum können Kinder – oder Erwachsene mit nicht allzu großen Köpfen – fantasievoll gestaltete Raumfahrthelme aufsetzen und sich damit hinter eine gewölbte Glasscheibe setzen. Dort kann der nächste Raum antelefoniert werden, in dem der Sandmann als Raumfahrer präsentiert wird. Im Jahr 1961, als auch der sowjetische Kosmonaut Juri Gagarin als erster Mensch in den Weltraum startete, reiste der Sandmann mit einer Rakete in unendliche Weiten. Damit zeigt die Ausstellung unter anderem, wie aktuell die Fernsehfigur am Zeitgeschehen teilgenommen hat – und spart auch die politisch konnotierten DDR-Folgen nicht aus. So besucht der Sandmann in der Schau im Jahr 1968 auch eine Pioniereinheit der Nationalen Volksarmee.

Überhaupt seien Pioniere oft aufgetaucht und auch der Palast der Republik sei ein häufiges Setting zu DDR-Zeiten gewesen, sagte Ausstellungskuratorin Ugla Gräf bei einem Pressetermin am gestrigen Mittwoch. Für sie sei die Schau im Filmmuseum auch eine Rückschau auf ihre eigene Vergangenheit: „Ich bin ja ungefähr im gleichen Alter wie er.“ Sie selbst habe den Sandmann schon geguckt, dann ihre Kinder, schließlich die Enkelkinder. Deswegen sei die Ausstellung für Besucher jeden Alters konzipiert, jeder könne etwas Interessantes für sich entdecken. Geeignet sei die Schau für Kinder ab drei Jahren – und alle Sandmann-Liebhaber.

Auch bei der NVA war der Sandmann früher zu Besuch.
Auch bei der NVA war der Sandmann früher zu Besuch.

© Andreas Klaer

Besucher können selbst aktiv werden

Für sie werden in der Ausstellung immer wieder Aktivitäten und witzige Spielereien angeboten. Abgesehen von den Sandmann-Folgen, die passend zu den Exponaten gezeigt werden, können junge Besucher an einer Sprossenwand und auf Turnmatten Kraftübungen machen und so das Training von Astronauten nachvollziehen. Oder sie können das Licht in einer Vitrine selbst regulieren. Verschiedene Weltraumfahrzeuge sind dort zu sehen, per Knopfdruck können sie einzeln beleuchtet werden. Kuratorin Gräf ist selbst ein „Raketenfan“und hat auch deswegen eine Informationstafel zur Geschichte der Raumfahrt untergebracht.

Viele Sandmann-Objekte mussten aufwendig restauriert werden, so auch die Raumfahrzeuge. Von einer Raumstation waren Teile weggebrochen, woanders fehlten Scharniere, von einem großen Boot war das Segel verschwunden.

An mehreren Schalttafeln können Besucher Filme sehen oder Informationen abrufen.
An mehreren Schalttafeln können Besucher Filme sehen oder Informationen abrufen.

© Andreas Klaer

Zerbröselte Hände, kaputte Kostüme

Gerald Narr, der 1989 selbst im Sandmann-Studio arbeitete, war für die Restaurierung zuständig. „Da das ja mal Teil meines Berufslebens war, war das eine besonders schöne Arbeit“, sagte er den PNN am Mittwoch. Auch für die Arrangements in den Vitrinen war er verantwortlich und hat sich dabei an den originalen Filmszenen orientiert. Eine logistische Herausforderung sei es gewesen, all die Figuren und Fahrzeuge auszupacken, zu setzen und richtig auszuleuchten.

Überhaupt das Licht: Mehr als 130 Lux darf die Beleuchtungsstärke nicht betragen, sonst werden die Ausstellungsobjekte beschädigt. Temperatur und Luftfeuchtigkeit müssen genau eingehalten werden. Dafür sorgen kleine Luftbefeuchter und Gelkissen in den Glasvitrinen, die die Werte regulieren. Auch die Figuren, die meist aus Schaumgummi bestehen, mussten zum Teil restauriert werden. Ada Narr – Gerald Narrs Ehefrau – musste etwa zerbröselte Hände oder kaputte Kostüme wiederherstellen.

Viele Figuren, wie der Sandmann selbst oder Frau Holle aus dem gleichnamigen Märchen, sind in Vitrinen inszeniert. 
Viele Figuren, wie der Sandmann selbst oder Frau Holle aus dem gleichnamigen Märchen, sind in Vitrinen inszeniert. 

© Andreas Klaer

Große und kleine Märchenkulisse

Besonders im zweiten Raum der Ausstellung, dem Märchenwald, können Besucher die wiederhergestellten Figuren bewundern: Märchenklassiker wie Frau Holle oder der kleine Häwelmann in seinem kleinen Bettchen mit Lakensegel zum Beispiel. Aber auch moderne Settings mit dunkelhäutigen Kindern oder bunten Fabelwesen. Dazwischen gibt es immer wieder Plätze zum Ausruhen: Zwei große Korbsesselschaukeln und eine Höhle mit Filzsteinen laden zum Innehalten ein.

Der besondere Clou der Filmmuseum-Schau: Der Märchenwaldraum ist quasi die große Version der Miniaturszenen. Während im Weltallraum goldene Folie glänzt und der Boden eher klinisch anmutet, ist im Märchenwald alles verwunschen. Verschiedene Materialien wie Jute oder Viskosefilamentgarn haben Ausstellungsgestalter Wilko Drews und sein Team zu baumartigen Verzierungen aufgearbeitet. Als „Friseurarbeit“ bezeichnet Drews, der bereits die vierte Ausstellung im Filmmuseum entworfen hat, das Zuschneiden. „Das war wirklich eine Fummelarbeit.“

Bereits vor eineinhalb Jahren hat er mit den Planungen und Materialsammlungen angefangen – und schwärmt besonders begeistert von den Zeitentunneln, welche die Räume miteinander verbinden: „Da kommt noch Sound rein und viel mehr Licht, das wird so richtig Wuusch!“

>>Die Ausstellung ist vom 11. November 2019 bis zum 30. Dezember 2020 im Filmmuseum Potsdam, Breite Straße 1A, zu sehen. Der Eintritt kostet 5 Euro, für Kinder ab 3 Jahren 3 Euro.

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